Banken verschlafen Innovation

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Dieser Spruch macht auch vor Banken nicht halt. Banken haben schon so einige Innovation verschlafen und es droht, dass sie diesen Fehler wiederholen. Dies muss aber nicht sein. Wie immer stecken die alten (und noch etablierten) Unternehmen der Branche in einem Dilemma, das bereits einen…


Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Dieser Spruch macht auch vor Banken nicht halt. Banken haben schon so einige Innovation verschlafen und es droht, dass sie diesen Fehler wiederholen. Dies muss aber nicht sein.

Wie immer stecken die alten (und noch etablierten) Unternehmen der Branche in einem Dilemma, das bereits einen Namen trägt: Innovators Dilemma.

Innovators Dilemma: hinreichend bekannt, aber nicht befolgt

Die Folgen lassen sich bei Unternehmen anderer Branchen gut beobachten. So manche von ihnen sind rapide geschrumpft, andere verloren den Zugriff auf den einst beherrschten Markt völlig. Obwohl das Innovators Dilemma hinreichend beschrieben und sicherlich allen Managern inzwischen bekannt ist, tappt die Mehrheit der Unternehmen einer Branche auch heute noch in diese Falle. Sie sind nicht in der Lage, ihren Bedeutungsverlust wahrzunehmen. Der Aufbau ihrer immer weniger lösungsrelevanten Kompetenz erfolgte mit viel finanziellem und personellem Aufwand. Das macht blind für Veränderungen. Zusätzlich werden betriebsinterne Kulturen und Werte nicht den sich ändernden äußeren Ursachen angepasst und man kann mit den vorhandenen Mitarbeitern und Alltagsstrategien die erforderliche Transformation nicht bewältigen. Die Finanzbranche hat es inzwischen erkannt: Innovationsfähigkeit ist die Kernkompetenz. Sie entscheidet über die Zukunft so mancher Bank und Versicherung. Der Druck zur Innovation und Anpassungsfähigkeit kommt dabei von außen. Das Internet und die digitale Ökonomie erzeugen und beschleunigen, in für Banken unheiliger Allianz mit dem sich ständig veränderndem Kundenverhalten, den Wandel. Vor allem entstehen ganz neue Möglichkeiten des Bankings: Social Media, Mobile, Cloud und Echtzeit schaffen die digitale Bank.

Gute Geschäftszahlen wiegen Banken in trügerischer Sicherheit

Zudem führt die Möglichkeit zu immer granulareren Mikroprodukten über kurz oder lang auch zu einer Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen zu Gunsten der digitalen Anbieter. Gute Geschäftszahlen wiegen Banken in vermeintliche Sicherheit. Doch der Schein trügt. Auch wenn Kunden nur langsam reagieren und die Bankenregulierer neuen Marktangeboten in der Regel skeptisch gegenüberstehen, kommt der plötzliche Angriff oft von außen und aus unerwarteter Richtung. Was viele Banken immer noch nicht erkannt haben: Spätestens mit dem „Internet of Things“ und offenen Schnittstellen (APIs) entstehen mit nahezu jeder neuen Idee ganze Ökosysteme, die sich in Windeseile vergrößern, vervielfachen und sich in unterschiedlichste Richtungen weiter entwickeln. In der Finanzbranche steht diese Entwicklung gerade erst am Anfang. Mögen viele der inzwischen weit über 100 Fintech-Startups in den D-A-CH Regionen noch müde belächelt werden.

Fast Following ist keine nachhaltige Strategie

Irgendwann ist die Idee dabei, die ein plötzliches und böses Erwachen bewirkt. „Fast Following“ ist dann keine gute Strategie mehr. Oder wo ist das zweite Google, das zweite Facebook, das zweite Twitter, das zweite Amazon, das zweite PayPal usw., welches mit der gleichen oder einer ähnlichen Strategie erfolgreicher war?

Den Banken läuft die Zeit davon

Den Banken läuft die Zeit davon. Es wird höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen. Einen Weg mit unsicherem Ausgang, gewiss. Er liefert nie, oder fast nie, einen schnellen Return on Investment (ROI). Auch werden viele Fehler gemacht und falsche Wege beschritten. Das ist leider unvermeidlich. Hierzu braucht es mehr als ein „Innovationlab“ oder auch einen Innovationsinkubator. Die analoge Welt wird viel kleiner, die digitale viel, viel größer. Banken benötigen Innovationskolonien mit größtmöglicher Autonomie, ein Unternehmen im Unternehmen, das aber (räumlich und kulturell) außerhalb liegt und in großer Anzahl Startups entwickelt, kauft und in diese investiert. Einige davon werden groß und das Geschäft der Zukunft sicherstellen, das aber ganz anders aussehen wird. Und in diesen Innovationskolonien müssen Entrepreneure arbeiten bzw. Mitarbeiter, die den Geist des Entrepreneurtums in sich tragen. Sie müssen die Chance erhalten, etwas Großes aufzubauen, an dem sie entsprechend partizipieren können. Dies gelingt nur in einer Risiko –und Fehlerkultur, die es in den alten Strukturen nicht gibt.

Grafik: Tolimir via istockphoto.com

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