Kommentar zur Verhaftung des ehemaligen BayernLB-Vorstands Gerhard Gribkowsky von Michael Flämig
Ein Bankmanager hinter Gittern: Das ist ein spektakulärer Jahresanfang. Denn so stark das Ansehen der Zunft in der öffentlichen Meinung gesunken sein mag, so selten wandern Führungskräfte der Kreditbranche in deutsche Gefängnisse. Die Verhaftung des ehemaligen BayernLB-Vorstands Gerhard Gribkowsky ist insofern historisch. Der Fall offenbart, sollte der offensiv formulierte Verdacht der Staatsanwaltschaft München zutreffen, einen Abgrund an Versagen – menschlich wie auch institutionell.
Beim Blick auf die Person Gribkowsky gilt: Der von den Ermittlern vorgetragene Sachverhalt zeigt eine Verlotterung des Charakters. Der damalige BayernLB-Risikovorstand soll 50 Mill. Dollar getarnt über Beraterverträge dafür erhalten haben, entgegenkommend gewesen zu sein beim Verkauf der Formel 1-Anteile der BayernLB. Sollte dieser Verdacht zutreffen, so ist dies ungeheuerlich. Erstens hätte Gribkowsky dann in die eigene Tasche gewirtschaftet. Damit unterscheidet sich der Fall fundamental beispielsweise von der Korruptionsaffäre bei Siemens. Die dortigen Verantwortlichen haben zwar gegen Recht und Gesetz verstoßen, aus ihrer Sicht aber ausschließlich zum Wohl des Unternehmens gehandelt. Zweitens hievt auch die diskutierte Entlohnung für das vermeintliche Entgegenkommen den Fall Gribkowsky in eine eigene Dimension. 50 Mill. Dollar sind atemberaubend viel Geld für ein Beratungshonorar. Wie maßlos muss man sein, einen solchen Betrag dafür anzunehmen, eigentlich nur seine – schon gut bezahlte – Arbeit getan zu haben?
Neben dem Menschen haben Institutionen versagt. Dass die Formel 1 ein intransparentes Gebilde ist und vor allem Cheflenker Bernie Ecclestone seltsame Geschäfte tätigt, war schon im Jahr 2005 bekannt. Verwaltungsrat und Vorstandskollegen hätten daher in diesem Fall besonders genau hinschauen müssen. Nun können Handlungen, die mit krimineller Energie vorangetrieben werden, häufig nicht entdeckt werden. Aber sollte die Anschuldigung stimmen, dass eine eigene aktuelle Bewertung der Formel 1 unterlassen wurde, hat auch die ehemalige BayernLB-Verwaltung ihre Sorgfaltspflicht verletzt und damit versagt.
Die Landesbank kommt nicht zur Ruhe. Es ist tragisch, dass sie sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigen muss, statt die Zukunft angehen zu können.
Kommentar von Michael Flämig, Börsen-Zeitung – www.boersen-zeitung.de
Foto von Ziga Lisjak – www.istockphoto.de
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