Über kleine und grosse Sünden

• 330 Basispunkte: Für Trichet ist der Renditeaufschlag auf Ouzo-Bonds kein Grund für ein Rettungspaket • Artikel 1: Für die Bundesbank ist eine Stützung Griechenlands durch den IWF nicht mandatiert • 1,3480 Dollar: Für den Euro ist dieser Kurs eine sehr kritische Marke Daily Market Snapshot by Kornelius Purps, Fixed Income Strategist, UniCredit Bank AG…


• 330 Basispunkte: Für Trichet ist der Renditeaufschlag auf Ouzo-Bonds kein Grund für ein Rettungspaket
• Artikel 1: Für die Bundesbank ist eine Stützung Griechenlands durch den IWF nicht mandatiert
• 1,3480 Dollar: Für den Euro ist dieser Kurs eine sehr kritische Marke

Daily Market Snapshot by Kornelius Purps, Fixed Income Strategist, UniCredit Bank AG

 

Guten Morgen, heute ist Dienstag, der 23. März 2010 !

Jaja, kleine Sünden bestraft der Liebe Gott sofort. Gestern in der Kantine: Es gab Eintopf mit Wienerle. Dazu erlaubte ich mir den Griff ins Süßwarenregal. Eine kleine Kalorienbombe dürfe es schon sein. Doch bereits auf dem Weg zur Kasse eckte ich mit meinem Tablett irgendwo an und verschickerte den Eintopf über das ganze Tablett. Später, an der Geschirrabgabe, fehlte mir wegen der Tafel Schokolade eine dritte Hand zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Koordination. Unter einem lauten “Hurra” rutschte das Tablett vom Laufband, die Eintopfreste ergossen sich über meine Hose, der Teller zerbarst auf den Boden und mein Kopf nahm die Farbe einer Tomate an. Zum Glück hatte ich nicht meinen silberweißen Florian-Silbereisen-Anzug an.
Große Sünden bestraft die EU. Oder die EZB. Oder Deutschland. Oder der Markt. Oder die Spekulanten. Griechenland gilt gemeinhin als “Defizitsünder”, da das Land die Europoly-Spielregeln nicht eingehalten hat. Nun muss Griechenland bei der Kapitalaufnahme doppelt so hohe Zinsen zahlen wie Deutschland. In den Augen griechischer Offizieller sind daran die Spekulanten schuld. In den Augen der meisten Analysten ist der Grund eher in gestiegenen Kreditrisiken zu suchen. Zur Verminderung der “barbarischen Zinsen” (PM Papandreou) wünschen sich die verantwortlichen Politiker vor Ort ein Stützungsversprechen durch die EU. Dies, so die Argumentation, würde den Spekulanten den Garaus bereiten, die Renditeaufschläge für griechische Staatsanleihen verringern und schließlich den strukturellen Umbau der ganzen Nation ermöglichen.
 

Aber Einigkeit unter den anderen E(W)U-Ländern, der EU Kommission und der Europäischen Zentralbank ist nicht in Sicht. Und der Ton wird schärfer. Insbesondere die deutsche Kanzlerin Angela Merkel verschließt sich einem “Blankoscheck für Griechenland”, wie es aus Regierungskreisen immer heißt. Der griechische Vize-Regierungschef Theodoros Pangalos wirft der größten EU-Nation vor, das Spekulantentum zu fördern, um über einen schwächeren Euro seine Exporte anzukurbeln. Unter diesen Voraussetzungen “macht der Euro keinen Sinn”, so Pangalos. Die Diskussion wird aber auch durch neue Argumente aufgefrischt. Jean-Claude Trichet von der EZB betont, dass ein Rettungspaket nur erforderlich sei, sollte eine “ernsthafte und unmittelbare Gefahr für die Stabilität der Region” bestehen. Bloße Unzufriedenheit über das Ausmaß bestimmter Risikoaufschläge im Kapitalmarkt reichten als Grund für eine Rettungsoperation nicht aus. Ähnlich Merkel: Eine Einigung über ein Stützungspaket sei allenfalls der letzte Ausweg, um eine unmittelbare Insolvenzgefahr abzuwenden. Aber zum Glück befinde sich Griechenland ja nicht in einer solchen Situation. Jean-Claude Juncker, Chef der Eurogruppe, schlägt derweil ein von der EU und dem IWF gemeinsam geschnürtes Rettungspaket vor. Hier interveniert – sehr interessant! – die Deutsche Bundesbank: Es sei überhaupt nicht die Aufgabe des IWF, Staaten mit übermäßigen Haushaltsdefiziten zu helfen. Der Internationale Währungsfonds sei dazu da, mit Hilfe seinen Währungsreserven Ländern mit Leistungsbilanzungleichgewichten eine Brückenfinanzierung zu gewähren. Das Lösen struktureller Haushaltsprobleme, gehöre nicht zum Mandat des IWF.
Es ist also mehr als fraglich, ob es beim anstehenden Treffen der Staats- und Regierungschefs ab Donnerstag zu einer tragfähigen Einigung kommen wird. In diesem Umfeld durchläuft die griechische Währung ein Wechselbad der Gefühle. Gestern hat EUR-USD zeitweilig die kritische Marke von 1,3480 unterschritten. Nach einer Erholung sehen wir den Wechselkurs heute früh bei 1,3520. Bundesanleihen profitieren derweil von den Sorgen um Griechenland und von der Aussicht auf niedrige Leitzinsen forever. Hinweise aus dem Haus der Bundesbank, wonach die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal möglicherweise geschrumpft sei, geben den Bund-Bullen zusätzliche Nahrung. Datenseitig warten wir heute auf die französische Unternehmensstimmung (8:45h), britische Inflationszahlen (10:30h) und amerikanische Hausverkäufe (15h). Spannend wird’s morgen mit dem Ifo und dem UK Budget. Das Augenmerk gilt aber erst mal EUR-USD: Sollte die Marke von 1,3480 fallen, könnte der Euro plumpsen wie mein Suppenteller, denn es bestünde Spielraum bis runter auf 1,31. In der Kantine gibt’s heute Spaghetti Carbonara. Ich werde aus Sicherheitsgründen wohl auf eine Tafel Schokolade verzichten – oder eben ohne Hose speisen gehen…

 

Foto Kornelius Purbs & Logo UniKredit Bank AG © by UniKredit Bank AG / Titelfoto © by PeskyMonkey – www.iStockfoto.com