Hohe Dispozinsen für Girokonten

Bundesverbraucherministerium schlägt Alarm Wieder einmal geraten die Banken mit Negativschlagzeilen in den Fokus der Öffentlichkeit. Laut einer Studie des Bundesverbraucherministeriums setzen deutsche Banken ihre Dispozinsen bei Girokonten deutlich zu hoch an. Das Thema dürfte auf breites Interesse stoßen, denn immerhin jeder sechste Haushalt macht regelmäßig von seinem Überziehungskredit Gebrauch. Im April dieses Jahres wurden Dispokredite…


Bundesverbraucherministerium schlägt Alarm

Wieder einmal geraten die Banken mit Negativschlagzeilen in den Fokus der Öffentlichkeit. Laut einer Studie des Bundesverbraucherministeriums setzen deutsche Banken ihre Dispozinsen bei Girokonten deutlich zu hoch an. Das Thema dürfte auf breites Interesse stoßen, denn immerhin jeder sechste Haushalt macht regelmäßig von seinem Überziehungskredit Gebrauch. Im April dieses Jahres wurden Dispokredite in Höhe von insgesamt 41 Milliarden Euro bewilligt und belaufen sich somit auf 500 Euro pro Bundesbürger. Nach Informationen von Stiftung Warentest liegen die Überziehungszinsen durchschnittlich zwischen 10 und 11 Prozent. Unbeeindruckt von der Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank auf 0,75 Prozent werden gar Höchstsätze bis zu 14,75 Prozent veranschlagt. Im europäischen Vergleich zählt die Bundesrepublik damit zu den Spitzenreitern und ist vom Niveau vergleichbar mit Krisenländern wie Griechenland, Irland oder Portugal.

Nach Ansicht des Verbraucherministeriums besteht keine Notwendigkeit für die unverhältnismäßig hohen Zinssätze. So blieb der Bearbeitungs- und Verwaltungsaufwand in den letzten Jahren konstant und Ausfallquoten von 0,3 Prozent liegen deutlich unter denen von Konsumentenkrediten (2,5 Prozent). Im Hinblick auf sinkende Refinanzierungskosten der Banken besteht also dringend Handlungsbedarf hinsichtlich der Neubewertung von Dispozinsen. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sagt, Banken müssen für „faire Konditionen und volle Transparenz sorgen“. Weiter betont die Ministerin, „Wollen die Banken den Kredit bei ihren Kunden nicht verspielen, müssen sie runter von überhöhten Dispozinsen“. So sollen Informationen für Kunden einfacher und schneller zu finden sein, sei es im Internet, am Bankschalter oder am Geldautomaten.

Vor dem Hintergrund der Diskussion sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Verbraucher letztlich eigenverantwortlich entscheiden, welche Art von Finanzierung ihnen zusagt. Alternativen gibt es immerhin genug, man denke an Ratenkauf oder gewöhnliche Kredite. Vielleicht spielt manchmal auch ein bisschen Bequemlichkeit hinein, wenn Kunden auf Dispokredite zurückgreifen. So unverzüglich und mühelos gelangt man wohl kaum an flüssige Mittel. Letztlich besteht auch hier die Möglichkeit ein Bankinstitut mit niedrigeren Überziehungszinsen auszuwählen.

Aus Kreisen der Verbraucherschützer und Opposition wird der Ruf nach gesetzlichen Obergrenzen für Dispozinsen laut. Das Verbraucherministerium distanziert sich von solchen Forderungen: „Die Einführung von festen Zinsobergrenzen birgt die Gefahr, dass sich die Anbieter an dieser Grenze verstärkt orientieren, diese also zu ihren Gunsten ausschöpfen. Feste Zinsobergrenzen fördern daher nicht unbedingt den Wettbewerb, sondern manifestieren auch einen zulässigen Preis“. Allerdings könnten die Banken selbst schon intelligente Maßnahmen treffen. Wieso der Politik nicht einen Schritt voraus sein und eine institutionenübergreifende Vereinbarung treffen? Banken würden Konsensfähigkeit beweisen und aktiv staatlichen Eingriffen vorbeugen. Ein Blick auf die Automobilbranche zeigt Handlungsmöglichkeiten auf: Mit einer gemeinsamen Einigung zur Tempoabriegelung bei 250km/h wird ein gesetzliches Tempolimit umgangen und der Wettbewerbsdruck gesenkt. In diesem Sinne sollte sich auch die Bankbranche auf die Überholspur begeben!

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