Politik für Krise verantwortlich

In einem Interview mit dem Magazin "CFOworld" sagt der Wirtschafts-Nobelpreisträger Finn E. Kydland, dass die Politik maßgeblich für die Krise verantwortlich ist. Systematisches und zukunftorientiertes politisches Vorgehen fehlt. Nicht die Akteure auf den internationalen Finanzmärkten, sondern die Politik sei maßgeblich für die wirtschaftliche Krise verantwortlich. "Die Finanzmärkte sind nicht per se die Schuldigen an der…


In einem Interview mit dem Magazin "CFOworld" sagt der Wirtschafts-Nobelpreisträger Finn E. Kydland, dass die Politik maßgeblich für die Krise verantwortlich ist. Systematisches und zukunftorientiertes politisches Vorgehen fehlt.

Nicht die Akteure auf den internationalen Finanzmärkten, sondern die Politik sei maßgeblich für die wirtschaftliche Krise verantwortlich. "Die Finanzmärkte sind nicht per se die Schuldigen an der aktuellen Vertrauenskrise", sagt der norwegische Ökonom und Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften, Finn E. Kydland, im Interview mit dem Magazin für Finanzentscheider "CFOworld" (Ausgabe 01/2012). "Es sind die Politiker, die unglaubwürdig sind und keine klaren Aussagen über die künftige Entwicklung machen."

So vermisst der Wissenschaftler auf Seiten der Politik vor allem ein systematisches und zukunftsorientiertes Vorgehen zur Bekämpfung der Krise. Zudem fehle der Europäischen Union eine echte Fiskalpolitik, "denn Währungspolitik allein kann die Wirtschaft nicht ankurbeln." Auch müsse die Europäische Zentralbank (EZB) nach Einschätzung des Experten künftig unabhängiger von der Politik agieren.

In der neuen Ausgabe des "CFOworld"-Magazins, die sich mit Finanzierungsinstrumenten und dem Fachkräftemangel im Finance beschäftigt, betont Kydland, dass sich die Finanzmarkt-Akteure im Gegensatz zur Politik durchaus an Prognosen zur zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung versuchten. Durch die Menge an Faktoren, die dabei berücksichtigt werden müssen, sei dies jedoch sehr schwierig und auch nur bedingt zuverlässig. Vor diesem Hintergrund weist der Ökonom auch die Kritik zurück, wonach selbst Experten von der Tragweite der jüngsten Finanzkrise überrascht worden seien und diese hätten vorhersagen müssen.

"Es ist nicht schwer, ein Modell zu definieren, in dem das Risiko einer Finanzkrise berücksichtigt wird. Doch wann sie eintritt, kann keiner vorhersagen." Überhaupt könnten wissenschaftliche Modelle immer nur rückblickend Fragen beantworten und belegen, warum etwas geschehen ist. Verlässliche Vorhersagen ließen sich aus ihnen jedoch kaum ableiten: "Kein seriöser Wissenschaftler nutzt Modelle für Forecasts", macht Kydland deutlich.


Info von IDG-CFOworld –
www.cfoworld.de
Foto von P_Wei –
www.istockphoto.de