Private Banking im Umbruch

Das Geschäft der deutschen Banken mit vermögenden Privatkunden hat sich im vergangenen Jahr spürbar erholt. Die verwalteten Kundengelder sind zum zweiten Mal in Folge mit 10% stark gewachsen. Die Gewinne der Banken sind zum ersten Mal seit der Krise wieder gestiegen. Gleichzeitig befindet sich der Markt im Umbruch: Kunden differenzieren stärker als vor der Krise…


Das Geschäft der deutschen Banken mit vermögenden Privatkunden hat sich im vergangenen Jahr spürbar erholt. Die verwalteten Kundengelder sind zum zweiten Mal in Folge mit 10% stark gewachsen. Die Gewinne der Banken sind zum ersten Mal seit der Krise wieder gestiegen. Gleichzeitig befindet sich der Markt im Umbruch: Kunden differenzieren stärker als vor der Krise und zeigen eine erhöhte Wechselbereitschaft. Dadurch öffnet sich am Markt die Schere zwischen den als kundenorientiert, leistungsstark und vertrauenswürdig empfundenen Anbietern und den übrigen. Dies sind zentrale Ergebnisse für Deutschland aus dem internationalen Private Banking Survey von McKinsey & Company. Die Unternehmensberater analysierten dafür eine Befragung unter weltweit rund 160 Banken aus 26 Ländern.

Nicht nur in Deutschland, auch europaweit profitierte die Branche 2010, wie bereits 2009, von der Erholung der Finanzmärkte. Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) stiegen in Europa um 9%. Davon stammten 7 Prozentpunkte aus den Kursgewinnen an den Kapitalmärkten, nur 2 Prozentpunkte fußten auf frisch angelegten Kundengeldern (Netto-Mittelzuflüssen). Zum Vergleich: In Deutschland wuchsen die verwalteten Beträge um 10%, da zu den 7 Prozentpunkten Marktperformance hierzulande 3 Prozentpunkte an neuen Kundengeldern gewonnen werden konnten. Da die Finanzmärkte sich bereits 2009 in guter Verfassung gezeigt hatten, sind bei den vermögenden Privatkunden die starken Verluste des Krisenjahres 2008 inzwischen weitgehend ausgeglichen.

Im Geschäft mit vermögenden Privatkunden erreichten die Banken 2010 erstmals wieder höhere Gewinne – sie stiegen in Europa um rund 35%. Die Gewinne der Branche liegen damit aber immer noch ein Drittel unter dem Niveau von 2007, dem Jahr vor der Finanzkrise. Die Gewinnmargen sind dabei in Europa von ihrem langjährigen Niveau von 35 Bp (Basispunkte, entspricht 0,35 Prozentpunkten) der verwalteten Vermögen im Jahr 2009 auf 20 Bp eingebrochen und haben sich auch 2010 nur auf 24 Bp erholt. Auch die untersuchten deutschen Privatbanken konnten ihre Gewinnmargen 2010 ausweiten: von 12 auf 16 Bp. Damit hinken sie aber ihren europäischen Kollegen immer noch hinterher. Daran änderte auch nichts, dass die hiesigen Institute ihre Kostenquote (Cost-Income Ratio) von 85 auf 78% verbesserten. Zum Vergleich: Im europäischen Durchschnitt operieren die Banken mit einer Ratio von aktuell nur 71%. Das liegt weniger an den Kosten, die mit 56 Bp in Deutschland dank Restrukturierungen sogar gesunken sind und leicht unter dem europäischen Schnitt von 59 Bp liegen. Die deutschen Banken konnten allerdings bei den Umsätzen im Verhältnis zum verwalteten Vermögen nicht mit dem europäischen Durchschnitt mithalten: Hier erreichen deutsche Banken nur 72 Bp (2009: 76 Bp), während es im europäischen Durchschnitt 83 Bp sind (2009: 84 Bp). Grund: Die deutschen Banken erzielen einen geringeren Anteil an höhermargigen Verwaltungs- und Beratungsmandaten sowie alternativen Anlageprodukten als ihre Wettbewerber.

Auf die Frage, woran die Häuser im Private Banking aktuell arbeiten, nennt Jens Hagel fünf Bereiche: erstens die Verbesserung der Transparenz und Qualität der Kundenberatung, um eine aktive Vermögensbetreuung attraktiver zu machen; zweitens, eine stärkere Differenzierung der Angebote und Betreuungsmodelle nach einzelnen Kundensegmenten; drittens die Erhöhung der Effektivität und Produktivität der Kundenberater – führende Banken erzielen dabei im Geschäft mit vermögenden Privatkunden in Deutschland viermal so hohe Umsätze pro Berater wie die Banken im unteren Drittel; viertens die weitere Verbesserung des Risikomanagements und der regulatorischen Compliance; fünftens die Arbeit an anpassbaren Plattformen, die eine bessere Kundenzufriedenheit und gleichzeitig Kosteneffizienz ermöglichen. Insgesamt ist das Geschäft mit vermögenden Privatkunden seit der Krise deutlich anspruchsvoller geworden. Die Wachstumsaussichten sind für das deutsche Private Banking trotzdem positiv. Der Druck auf Offshore-Bankenplätze wird zu weiteren Rückflüssen von Kundengeldern aus der Schweiz und Luxemburg nach Deutschland führen. Darüber hinaus haben Kunden seit der Krise ein verstärktes Interesse an guter Beratung und Vermögensverwaltung.

Info von McKinseyCompany – www.mckinsey.de
Foto von H-Gall –
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