Wieder zurück in die Zukunft

Impulslos, Rezessionslos, Kurssprungslos: An den Märkten passiert dieser Tage nicht viel. Zu Handelsbeginn zeigen sich die Börsen in Europa kaum verändert. Hätte ich eine Zeitmaschine, würde ich Sie zu mir einladen und uns alle 48 Stunden in die Zukunft beamen. Denn es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass uns der heutige und der…


Impulslos, Rezessionslos, Kurssprungslos: An den Märkten passiert dieser Tage nicht viel. Zu Handelsbeginn zeigen sich die Börsen in Europa kaum verändert.

Hätte ich eine Zeitmaschine, würde ich Sie zu mir einladen und uns alle 48 Stunden in die Zukunft beamen. Denn es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass uns der heutige und der morgige Tag in den entscheidenden Fragen des aktuellen Marktgeschehens kaum einen Schritt voranbringt: Wie steht die Europäische Zentralbank zu der Möglichkeit einer Zinssenkung? Und wann beginnt die US Notenbank das Tapering?

Am Donnerstag steht uns eine spannende EZB Pressekonferenz ins Haus. Außerdem bekommen wir an diesem Tag die erste Schätzung für das BIP-Wachstum in den USA im dritten Quartal geliefert. Tags drauf kommen mit dem US Arbeitsmarktbericht und dem von der Fed genau verfolgten „PCE Deflator“ Inflationsmaß weitere Daten, welche Rückschlüsse auf den möglichen Zeitpunkt des Tapering-Beginns geben sollten. Für Freitagabend ist sogar noch ein öffentlicher Auftritt des Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke angekündigt.
Ohne Zeitmaschine werden wir uns die Zeit bis dahin mit aller Voraussicht nach wenig inspirierenden Konjunkturdaten und zahlreichen Reden von Fed-Offiziellen vertreiben. Der Handel an den Börsen dürfte derweil vergleichsweise umsatzarm bleiben. Aggressive und kurstreibende Positionierungen seitens der Anleger erscheinen in dem derzeitigen, von erhöhter Unsicherheit geprägten Umfeld eher unwahrscheinlich.

Bereits gestern gab es an den Börsen kaum Bewegung. Ob Anleihen, Aktien oder Währungen – in keiner Assetklasse beobachteten wir erinnerungswürdige Verschiebungen im Kursbild. Dazu beigetragen haben auch die endgültigen PMI-Daten für die Eurozone. Diese lagen allesamt im Bereich der Erwartungen, ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Mit Niveaus um die Marke von 51 Punkten bestätigten die Einkaufsmanagerumfragen den Eindruck einer zwar nachhaltigen, aber moderaten konjunkturellen Erholung in der Eurozone. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Zeiten wie im Sommer, wo die PMIs reihenweise mit stärker als erwarteten Anstiegen überraschten, scheinen erst einmal vorbei zu sein. Mit Blick auf die Einschätzungen zur Konjunkturentwicklung durch die EZB enthielten die PMIs also wenig Neues, weshalb ihr Einfluss im Vormittagshandel an den Börsen regelrecht versandete.

Vor der EZB wird heute die EU Kommission ihre Einschätzung zur konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone abgeben. Interessant dabei wird vor allem der Weitblick in das Jahr 2015 sein. Für das kommende Jahr besteht ein breiter Konsens dahingehend, dass sich der konjunkturelle Aufschwung mit leicht zunehmender Dynamik fortsetzen sollte. 2015er-Prognosen sind hingegen noch relativ rar gesät. Ich habe bislang noch keine Prognosen gesehen, welche für 2015 einen Abbruch des Aufschwungs vorhersagen. Im Gegenteil: Die weit verbreitete Ansicht, wonach die maßgeblichen Zentralbanken Mitte 2015 damit beginnen dürften, ihre Leitzinsen anzuheben, impliziert einen positiven Konjunkturverlauf mindestens bis in das Jahr 2016 hinein.

Für die Zinsentscheidung der EZB spielen die Prognosen der EU Kommission freilich keine Rolle. Und für die Tapering-Entscheidung der Fed schon mal überhaupt nicht. Insofern dürfte auch die sogenannte „Herbstprognose“ der EU Kommission heute wenig Kursphantasie auslösen. Die ersten Börsenbewegungen in Europa heute früh bestätigen den Eindruck eines vermutlich erneut sehr ruhigen Handelstages. Gelegenheit also zum Abarbeiten unserer To-Do-Listen – weil das mit der Zeitmaschine eben nicht klappt…

Foto von lisafx – www.istockphoto.de