,

Von Ex-Post zu Ex-Ante: Die Evolution der Überwachungsmethoden in der Geldwäscheprävention

Moritz Moser-Boehm untersucht, wie Finanzinstitute durch technologische Fortschritte in der Lage sind, proaktive Überwachung zu implementieren und zunehmend komplexe regulatorische Anforderungen zu bewältigen.


Bildnachweis: gettyimages.com/Mykyta Dolmatov

BANKINGNEWS: Herr Moser-Boehm, wie sehen Sie den aktuellen Wandel von ex-post zu ex-ante Überwachungsmethoden im Bereich der Geldwäscheprävention?
Moritz Moser-Boehm: Der Übergang von ex-post zu ex-ante Überwachungsmethoden markiert einen entscheidenden Fortschritt in der Geldwäscheprävention. In der Vergangenheit wurden bestimmte Details erst nach ihrer Durchführung analysiert, was jedoch oft dazu führte, dass Risiken erst im Nachhinein vollständig erkannt wurden und potenziell bereits ein Schaden entstanden sein konnte. Dabei gab es immer zwei zentrale Schritte: Sanktionen mussten stets im Vorfeld geprüft werden (ex-ante), während Aspekte wie Wertpapiergeschäfte, Transaktionsmuster und Geldwäscheverdachtsfälle oft nur nachgelagert (ex-post) untersucht wurden. Früher wurde das gesamte Risikoprofil eines Kunden meist erst nach Abschluss der Transaktion analysiert, wobei dringende Themen – wie Sanktionen – schon immer im Voraus adressiert werden mussten. Der Markt entwickelt sich nun dahin, dass auch die komplexeren Elemente der Analyse, wie zum Beispiel Transaktionsmuster und Risikoprofile, zunehmend ex-ante geprüft werden.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Implementierung dieser neuen Methoden?
Eine der größten Herausforderungen liegt in der effektiven Verarbeitung und Analyse der enormen Datenmengen, die für ex-ante Überwachungsmethoden erforderlich sind. Zum Beispiel betont die BaFin in ihren Auslegungs- und Anwendungshinweisen vom Juli 2024 die Bedeutung umfassender Risikobewertungen und interner Sicherungsmaßnahmen, insbesondere bei der Identifizierung von Politisch Exponierten Personen (PEPs) und der Überwachung negativer Medienberichterstattung. Mit den steigenden regulatorischen Anforderungen und der technologischen Fähigkeit, diese Datenmengen bereits im Voraus zu analysieren, steht der Markt vor einer doppelten Entwicklung: Erstens wollen viele Akteure alle Risikofaktoren – von Wertpapieren bis hin zu negativen Medienberichten – bereits ex-ante überwachen. Zweitens ermöglicht es die Technologie nun, diese großen Datenmengen im Vorfeld effizient zu verarbeiten. Dieser Wandel wird sowohl durch den Druck der Aufsichtsbehörden als auch durch neue Marktteilnehmer vorangetrieben. In gewisser Weise befinden wir uns hier in einem Kreislauf, bei dem immer größere Anforderungen gestellt werden. Sobald RegTech-Unternehmen in der Lage sind, diese Anforderungen durch schnellere und effizientere Lösungen zu erfüllen, sehen die Aufsichtsbehörden das als Zeichen, dass die Technologie weiter fortgeschritten ist. Dies ermutigt die Behörden, die regulatorischen Vorgaben noch weiter zu verschärfen, da sie davon ausgehen, dass die Branche auch diese neuen, strengeren Vorgaben bewältigen kann. Dieser Prozess setzt sich fort und treibt die Spirale von immer anspruchsvolleren Anforderungen und technologischen Innovationen weiter an.

Wie beeinflusst die verstärkte Überwachung die Zusammenarbeit mit der BaFin?
Die intensivere Überwachung erfordert eine noch engere und kooperative Zusammenarbeit mit der BaFin. Die aktuellen Leitlinien der BaFin legen großen Wert auf kontinuierliche Risikoanalysen und die fortlaufende Anpassung interner Kontrollmechanismen an die sich dynamisch verändernde Bedrohungslandschaft. Dies korrespondiert mit den Vorgaben der EU AMLA Regulation, die eine harmonisierte und koordinierte Aufsicht innerhalb der EU fördert, um grenzüberschreitende Finanzkriminalität effektiv zu bekämpfen – beispielsweise durch die Financial Intelligence Units. Für Finanzinstitute bedeutet dies, dass sie transparente und effektive Kommunikationskanäle mit der BaFin aufbauen und pflegen müssen, um sicherzustellen, dass diese erhöhten regulatorischen Anforderungen zeitnah und vollständig erfüllt werden.

Welche Trends sehen Sie in Bezug auf Sanktionen und deren Überwachung?
Die jüngsten geopolitischen Ereignisse, darunter die russische Invasion in der Ukraine im Februar 2022, der Konflikt im Gazastreifen seit dem 7. Oktober 2023 und der anhaltende US-China-Handelskrieg, haben zu einer signifikanten Zunahme von internationalen Sanktionen geführt. Dies stellt Finanzinstitute vor die Herausforderung, komplexe und sich schnell ändernde Sanktionslisten effektiv zu überwachen und Compliance sicherzustellen. Die EU AMLA Regulation betont hierbei die Notwendigkeit, sowohl direkte als auch indirekte Verbindungen zu sanktionierten Personen und Organisationen präzise zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Diese zusätzlichen Dynamiken erhöhen die Komplexität der Übergänge von ex-post zu ex-ante Überwachungsmethoden erheblich.

Wie unterstützt Pythagoras Banken bei diesen Herausforderungen?
Unsere Technologien sind darauf ausgelegt, große Datenmengen effizient und in Echtzeit zu analysieren, was es Finanzinstituten ermöglicht, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu adressieren. Darüber hinaus bieten unsere Lösungen transparente und an die jeweilige Rechtsordnung anpassbare Screening-Regeln, was insbesondere bei der Einhaltung der regulatorischen Vorgaben von entscheidender Bedeutung ist. Zusätzlich stellt unser vielseitiges Reporting-Tool sicher, dass alle relevanten Daten jederzeit nachvollziehbar sind und die Compliance-Anforderungen effizient erfüllt werden. Diese integrierten Lösungen unterstützen Banken dabei, sich in einem dynamischen und zunehmend regulierten Umfeld erfolgreich zu positionieren, ohne die Effizienz ihrer operativen Abläufe zu beeinträchtigen.

Moritz Moser-Boehm