„Die Chancen für ein Scheitern der Digitalen Transformation stehen gut“

Diese provokante These stellte Marco Leist (TME AG) seinem Vortrag auf dem Kongress „Digitale Transformation“ am 27. April 2017 in Frankfurt voran. Und auch in den intensiven Workshops setzte sich die Einsicht durch, dass die Digitalstrategien der Banken nur durch einen Kulturwandel erfolgreich umgesetzt werden können.


Die Future-Banking-Garage nach der Methode des World Café ermöglichte den Teilnehmern, ihre Erfahrungen und Standpunkte in Kleingruppen zu diskutieren.

Das oben genannte Zitat von Marco Leist griff Stefan Seyler, Leiter der Münchner Filiale der apoBank, auf und gab zu verstehen, dass das größte Manko von Banken die fehlende Innovationsbereitschaft sei. Es geht bei allen (berechtigten) Klagen über einen Fachkräftemangel also nicht vorrangig um die zur Verfügung stehenden Kapazitäten, sondern vielmehr um das richtige Mindset und den Willen zur Veränderung – angefangen in der Vorstandsetage. In diesem Prozess bilden Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen, Experten, Gleichgesinnten und Andersdenkenden den fruchtbaren Boden, aus dem zunächst Ideen und anschließend neue Services und Produkte sprießen können.

Future-Banking-Garage

Aus diesem Grund beschränkte sich die Agenda des Events nicht nur auf Fachvorträge: Zwei Stunden lang debattierten die Teilnehmer im Rahmen der Future-Banking-Garage nach der Methode des World Café. Sechs Gruppen widmeten sich den Themenkomplexen digitale Kundenbeziehungen, digitale Bankorganisation und Innovationsmanagement. Ein prägendes Schlagwort der jüngeren Zeit ist der Begriff der Customer Journey. Die Teilnehmer kamen zu dem Schluss, dass es vor allem darum geht, die Bedürfnisse der Kunden und der jeweiligen Kundensegmente zu kennen und somit eine 360-Grad-Sicht auf den Kunden zu erhalten, um anschließend die Marketing- und Vertriebsaktivitäten entsprechend zu individualisieren. Dabei wurde deutlich herausgestellt, dass eine der größten Herausforderungen in der Einhaltung von Datenschutzbestimmungen liegt. Big Data muss nicht nur sinnvoll und effizient, sondern auch juristisch einwandfrei eingesetzt werden. Andererseits sei im Zusammenhang mit dem Nutzerverhalten, bezogen auf Online-Aktivitäten insgesamt, zu beobachten, dass die Convenience häufig dem Misstrauen gegenüber Sicherheitsstandards digitaler Lösungen überwiege, resümierten Paco Hauser (Appway) und Christoph Selbach (Kölner Bank) in der Vorstellung der Workshop-Ergebnisse. Zu diesem Schluss kam auch diejenige Diskussionsrunde, welche sich schwerpunktmäßig mit dem Prozessmanagement, Plattformen sowie Cloud-Lösungen befasste: Dem Kunden sei die Sicherheit genau solange egal, bis etwas passiert, konstatierten Klaas Mertens (Equinix) und Detlev Zwiener (Axxiome). In diesem Zusammenhang gab es Gesprächsbedarf darüber, welche Parteien letztlich in der Verantwortung stünden: das Management der Bank, die Verbände, die BaFin, die EZB oder die IT-Provider. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Innovationsmanagement von Bankhäusern. Thomas Hamele (PwC) und Reinhart Adolph (Commerzbank) plädierten dafür, eine bisher vor allem in deutschen Unternehmen verpönte Fehlerkultur zu etablieren. In Labs, Inkubatoren und kooperativen Projekten (Banken + Fintechs / Banken + Banken) können auf diese Weise eine Lernkurve beschritten und im Austausch der Kreativeinheiten mit der Community kundenzentrierte Produkte hervorgebracht werden.

Fintech-Session

Wenn von der Digitalen Transformation in der Finanzbranche die Rede ist, kommt die Sprache unweigerlich auf die zahlreichen Fintechs, die ihre Lösungen am Markt etablieren wollen. Drei dieser jungen Unternehmen stellten ihre Geschäftsmodelle vor: Mit accourate ging kürzlich ein neuer Service von FinTecSystems an den Start, der verschiedene Einsatzmöglichkeiten, wie etwa Kreditvergabe, Umschuldungen und Personal Finance Management, in einer Lösung vereint. Das Start-up OKIKO hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen Online-Shopping zu ermöglichen und dabei durch intelligente Filter nur solche Produkte freizugeben, die von den Eltern als angemessen betrachtet werden. Authada bezeichnet sich selbst als Regtech, welches eine Lösung zur Smartphone-Authentifizierung mit dem neuen Personalausweis plus PIN zur Verfügung stellt. Aktuell arbeiten die Entwickler an der Implementation einer Sprechererkennung.

Am 17. Oktober 2017 bietet sich Ihnen die Möglichkeit, an der Neuauflage des Kongresses in München teilzunehmen. Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen über die Digitale Transformation in der Finanzbranche zu diskutieren. Eine ausführliche Dokumentation der Workshops stellen wir unseren Mitgliedern nach Abschluss der Veranstaltungsreihe zur Verfügung.

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