Unbeliebt bei Banken – dafür umso beliebter bei Kunden

BANKINGNEWS im Interview mit Karl Matthäus Schmidt, Sprecher des Vorstandes der quirin bank, zum Thema Honorarberatung in Deutschland. Das Jahr 2009 war für Sie und Ihr Institut ein sehr erfolgreiches. Sie konnten die Kundenzahl um 50% steigern! Wie läuft es in 2010 bisher? Können Sie den Trend fortsetzen? Ich bin bisher außerordentlich zufrieden mit der…


BANKINGNEWS im Interview mit Karl Matthäus Schmidt, Sprecher des Vorstandes der quirin bank, zum Thema Honorarberatung in Deutschland.

Das Jahr 2009 war für Sie und Ihr Institut ein sehr erfolgreiches. Sie konnten die Kundenzahl um 50% steigern! Wie läuft es in 2010 bisher? Können Sie den Trend fortsetzen?
Ich bin bisher außerordentlich zufrieden mit der Entwicklung unserer Bank im Jahr 2010. Auch in diesem Jahr konnten wir den Wachstumstrend der vergangenen Jahre fortsetzen und unsere Kundenzahlen um 30 Prozent auf über 7100 Kunden mit einem Anlagevolumen von knapp 2 Milliarden Euro steigern. Ich bin zuversichtlich, dass sich die Honorarberatung zukünftig neben klassischen provisionsgesteuerten Bankmodellen weiter als verbraucherfreundliche Alternative im Markt etablieren wird: Je stärker die Verbraucher für das Thema versteckte Kosten sensibilisiert werden und den Wert einer echten Beratung erkennen, desto mehr Menschen werden sich für ein faires, transparentes und unabhängiges Private Banking entscheiden, wie es die quirin bank anbietet.

Profitieren Sie von der Finanzkrise und dem „Provisionsbashing“ in den Medien?
Ich würde in diesem Punkte nicht von „Provisionsbashing“ sprechen. Eine wichtige Säule unserer Kommunikationsstrategie ist die Aufklärungsarbeit beim Verbraucher.
Das bedeutet, dass wir den Privatanlegern deutlich machen müssen, dass versteckte Provisionen am Ende viel mehr Rendite kosten als eine monatliche Grundgebühr plus Erfolgsbeteiligung. Und, dass sich faire, transparente und unabhängige Beratung am Ende auszahlt.
Deutschland hat hier großen Nachholbedarf, denn in anderen Märkten, wie in USA und in den skandinavischen Ländern wird über honorarbasierte Beratung nicht mehr diskutiert, hier ist dieses Modell längst umgesetzt.

Sie haben zusammen mit dem VDH (Verbund deutscher Honorarberater) einen eigenen Berufsverband gegründet. Was sind die Beweggründe und Ziele?
Mit der Gründung des Berufverbands deutscher Honorarberater (BVDH) wollen wir die Honorarberatung als Alternative, die für eine verbraucherorientierte Finanzberatung im Kundeninteresse steht, am Markt weiter etablieren und als Teil eines effektiven Verbraucherschutzes stärken.
Denn trotz zunehmender offener Kritik breiter Bevölkerungsschichten am Fehlverhalten herkömmlicher Banken und Finanzvertriebe, kümmert sich die Politik noch zu wenig um alternative Geschäftsmodelle, wie die Honorarberatung.
Das wollen wir mit dem Berufsverband deutscher Honorarberater, in dem wir die Interessen von knapp 1500 Honorarberatern in Deutschland vertreten, ändern: Zielsetzung ist es zudem, die Dringlichkeit des Themas im Bewusstsein der politischen Entscheidungsträger zu verankern und für ein einheitliches, gesetzlich festgeschriebenes Berufsbild in Deutschland zu sorgen. Darüber hinaus gehören die steuerliche Absetzbarkeit von Honoraren und die Zertifizierung von Aus- und Weiterbildungslehrgängen zu den wesentlichen Zielen unseres Verbandes.

Hat sich Ilse Aigner (Bundesverbraucherministerin) schon bei Ihnen gemeldet und gratuliert? Schließlich setzte sie sich an verschiedenen Stellen für die Honorarberatung ein!
Frau Aigner hat sicherlich im Augenblick eine Menge zu tun. Dennoch bin ich mir sicher, dass es auch ein Anliegen des Verbraucherministeriums ist, Klarheit und Transparenz für den Verbraucher im Bankenmarkt zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass auch Frau Aigner bestrebt ist, langfristig die Strukturen aller Banken wieder auf den Kundennutzen auszurichten. Mit der Gründung des BVDH wollen wir die Ministerin dabei unterstützen.

Im August haben Sie eine Kampagne gestartet, die etwas ungewöhnlich erscheint. Sie bezeichnen sich selbst als „unbeliebteste Bank – bei den Banken“. Welche Reaktionen haben Sie erfahren?
Wir haben bisher nur positive Reaktionen erfahren: Uns freut besonders, dass einer Vielzahl unserer Kunden die pointierte Darstellung gefallen hat und einige Anleger dadurch auf unser faires Beratungsmodell aufmerksam geworden sind. Darüber hinaus haben wir von vielen Entscheidern aus der Werbe- und Medienbranche Lob für diese ungewöhnliche Kampagne erhalten.
Ich persönlich denke, dass Werbung ruhig zuspitzen darf, wenn sie Aufmerksamkeit erzeugen soll. Da wir als erste Honorarberaterbank Deutschlands mit unserem Beratungsmodell eine sogenannte First-Mover-Strategie am deutschen Markt verfolgen und uns deutlich von den herkömmlichen Banken unterscheiden, wollten wir uns auch mit unseren Kampagnen von anderen Häusern differenzieren. Mit der Deklarierung als „unbeliebteste Bank bei den Banken“ zeigen wir, wie man mit fairer und transparenter Beratung erfolgreich das klassische Geschäftsmodell der Großbanken in Frage stellt.

Vielen Dank für das Interview Herr Schmidt. Wir sind gespannt wie es weitergeht!