Schlechte bis gar keine Öffentlichkeitsarbeit?

Um als Start-up erfolgreich zu sein, bedarf es meistens einiger zentraler Komponenten. Man benötigt eine überzeugende Idee. Diese Idee sollte möglichst eine noch nicht gefüllte Nische besetzen. Sind diese Faktoren vorhanden, kann es eigentlich losgehen. Was aber viele kreative Unternehmer vergessen, ist die Erzielung von Bekanntheit.


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Erst vor ein paar Wochen wurde die Öffentlichkeit über die kritische Situation der Yapital Financial AG aufgeklärt. Dieses Fintech, eine Bezahltochter der Otto-Gruppe, hat trotz eines eigentlich pfiffigen Geschäftsmodells und einer großen Reichweite bei den Händlern den finanziellen Sensenmann vor der Tür stehen (BANKINGNEWS berichtete). Warum? Weil die Nutzungsquote unter einem Prozent liegt und ein Bekanntheitsgrad bei potentiellen Nutzern von gerade mal 15 Prozent spricht nicht gerade für eine gelungene Marketingleistung. Hierbei scheint es sich um das zentrale Problem für Start-ups zu handeln. Dieser Meinung ist auch etwa der SPIEGEL-Kolumnist Sascha Lobo. Der Mann mit dem unverkennbaren Irokesenschnitt äußerte sich vor kurzem in einem Interview des Magazins „Wired“ über die in seinen Augen schlechte Promotion von jungen Unternehmen und deren Ideen. Teilweise stellt Lobo sogar in Frage, ob es in manchen Firmen überhaupt eine Art Öffentlichkeits- oder Kommunikationsabteilung gibt. Alles scheint vollkommen unausgegoren. Da klappt weder die grundlegende PR, noch eine effektive Einbindung der Social-Media-Kanäle. Korrekterweise konstatiert er: „Das kann nicht sein, dass die Gründer in ihrem ureigenen Feld, dem Internet, so wenig Öffentlichkeit herstellen können. Die sind ja nicht doof, eigentlich. Nicht alle jedenfalls.“ Einen wirklichen Lösungsansatz kann er jedoch auch nicht liefern.

Facebook, Twitter, LinkedIn

Was hat man im 21. Jahrhundert nicht für Möglichkeiten in der Außendarstellung auf den unzähligen Kanälen, die das Internet bereithält? Ist es vielleicht die große Zahl an Kanälen, die eine zweiköpfige Kommunikationsabteilung nicht ohne martialische Überstunden bedienen kann? Oder liegt es daran, dass viele das Medium Internet als Werbeplattform immer noch nicht verstanden haben? Wahrscheinlich liegt die Antwort irgendwo in der Mitte. Aber insbesondere Beispiele wie die Yapital Financial AG zeigen, dass eine gute Idee und eine erfolgreiche Anbindung an die Handelsgesellschaften noch lange keinen automatischen Erfolg generiert, wenn im Umkehrschluss die Bekanntheit beim Endkunden auf der Strecke bleibt. Ohne diese kann die Idee noch so gut sein. Am Ende steht man vor einem Scherbenhaufen, der einmal eine kreative und auch gewinnversprechende Idee war. An der Umsetzung scheitern viele. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele von Start-ups, die bewusst zunächst den Endkunden versuchen von ihrem Geschäftsmodell zu überzeugen. Fakt ist: Beide Seiten müssen über das finanzielle Potenzial des Start-ups aufgeklärt werden. Das fordert in der Regel groß angelegte Investitionen in die gesamte Öffentlichkeitsarbeit. Oftmals schaffen junge Unternehmen den Spagat zwischen der nötigen Marketingoffensive und den natürlich laufenden betrieblichen Kosten nicht. Vielleicht liegt auf diesem Schnittpunkt das Geheimnis einer erfolgreichen Firmenpolitik, die zu einer Etablierung innerhalb der Branche führt.

Schnelllebigkeit des Internets verhindert dauerhafte Präsenz

Das Internet lebt von seiner Schnelligkeit in der Daten- und Informationsvermittlung. Allerdings ist ein großer Nachteil auch seine Schnelllebigkeit. Ein drei Tage alter Post ist sehr schnell in Vergessenheit geraten. Um dauerhafte Präsenz beim Endkunden zu erzeugen, bedarf es kontinuierlicher Produktbewerbung und – brachial formuliert – der Institutionalisierung der eigenen Marke. Das Fintech Yapital wusste dies bestimmt. Doch hat man scheinbar zu sehr nur in eine Richtung Public Relations betrieben.