„Einer der ersten alltagstauglichen Smart-Contract-Anwendungsfälle“

Die Sutor Bank hat mit dem Start-up Motionwerk und dem Fintech Xtech ein Zahlungssystem auf Basis der Ethereum-Blockchain entwickelt. Wir sprachen mit Hartmut Giesen, Business Development Manager bei der Sutor Bank, über den neuen Service und die Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie. Interview: Philipp Scherber


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BANKINGNEWS: Wo kommt das neue Zahlungssystem, welches Sie mit Motionwerk und Xtech entwickelt haben, zum Einsatz?

Hartmut Giesen realisiert für die Sutor Bank digitale Geschäftsmodelle. Zu seinen Aufgaben gehören das Fintech Business Development, der Auf- und Ausbau der Sutor Startup-Plattform und die Betreuung interner Digitalisierungsprojekte.

Hartmut Giesen: Zurzeit kommt dieses Zahlungssystem auf Etherum-Basis ausschließlich auf der eMobility-Plattform Share&Charge zum Einsatz. Ob es weitere Anwendungsfälle in dieser Konstellation geben wird, wird sich zeigen. Allerdings gibt es technisch-regulativ ähnliche Lösungen, in denen die API-basierenden Systeme der Sutor Bank arbeiten: etwa im Bitcoin nutzenden Geldtransfer-Dienst Kable von bit4coin, beim österreichischen Zahlungsdienstleister Komfortkasse oder beim Sperrkonto-Service für ausländische Studenten von Fintiba.

Welche Aufgabe übernimmt Ihre Bank dabei?

In allen Fällen stellt die Sutor Bank in diesen Kooperationen die Technik- und Service-Elemente zur Verfügung, deren Betrieb oder Angebot erlaubnispflichtig sind. Alle im Einsatz befindlichen Systeme sind deshalb mit APIs ausgestattet. Je nach Partner, Anwendungsfall und Volumen beteiligen wir uns auch an der Ausarbeitung des regulativen Frameworks.

Ein klassischer Banken-Business-Case

Was hat die Sutor Bank dazu bewogen, sich an dem Projekt zu beteiligen und welche Mehrwerte für Ihr Institut können Sie aus den laufenden Prozessen generieren?

Speziell an diesem Projekt hat uns als erstes die Blockchain-Basis gereizt. Als Plattform-Partner für digitale Finanzdienstleistungen haben wir hier einen der ersten alltagstauglichen Smart-Contract-Anwendungsfälle gesehen, den wir gerne unterstützen. Aber auch die spezielle Partner-Konstellation junges Berliner Fintech, Energie-Start-up und großes Energieunternehmen fanden wir erfolgversprechend. Unser primärer Mehrwert liegt in den Konto- und Transaktionsgebühren, von daher ist es trotz des innovativen „Überbaus“ erst einmal ein sehr klassischer Banken-Business-Case. Nicht zu unterschätzen sind jedoch die Mehrwerte, die aus dem Wissen und den Erfahrungen entstehen, die wir hier an der Schnittstelle zwischen Blockchain und klassischem Bankensystem sammeln. Wahrscheinlich gibt es zum jetzigen Zeitpunkt eher wenige Banken, die tatsächlich Real-Life-Erfahrungen mit der Blockchain-Anwendung haben.

Es öffnen sich ganz neue Wege

Wo liegen Ihrer Meinung nach die erfolgversprechendsten Einsatzgebiete der Blockchain-Technologie?

Wir bilden uns nicht ein, das komplette Feld Blockchain zu überblicken, deshalb ist es schwierig, hier allgemeingültige Voraussagen zu treffen. Aus unserer Perspektive ist die automatisierende Verbindung von Zahlungsprozessen mit Ereignissen, Dienstleistungen oder anderen in „Smart Contracts“ definierten Bedingungen ein erfolgversprechendes Feld. Damit öffnen sich Wege zu ganz neuen Handels- und Service-Strukturen, wie bereits das Share&Charge-Projekt zeigt. Diese Art von integrierten Payments mit Schnittstellen zur Fiat-Währung und dem regulativen Rahmen zu unterstützen, ist uns deshalb auch künftig ein wichtiges Anliegen.