
„Banken im Umbruch“, unter diesem Motto lud das Handelsblatt zu seiner Jahrestagung. Dabei kam es teilweise zu Äußerungen, die bisher noch nicht in einer derartigen Offenheit formuliert worden waren. Begriffe wie „Regulierungstsunami“ oder geforderte regulatorische „Sabbaticals“ ließen keinen Zweifel darüber, was einige Führungsetagen von den gegenwärtigen Anforderungen an die Geldhäuser halten. Handelt es sich hierbei um berechtigtes Jammern oder um intentionales Ausblenden der Realität?
Lange Zeit mussten Banken buchstäblich die Füße still halten, wenn es um kritische Worte über die geplanten Regulierungsvorhaben ging. Zu groß waren die durch die Finanzkrise entstandenen Reputationsschäden in der Öffentlichkeit. Hätte man als Banker frühzeitig seine Stimme gegen zu drastische Prozesse erhoben, der Aufschrei in der Öffentlichkeit wäre groß gewesen. Nun hat sich der Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon sehr deutlich zu eben diesem Thema geäußert. Rückblickend sieht der 47-Jährige einen „Regulierungstsunami“, der über die Branche hinweggestürmt sei. Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, gibt sich im Rahmen dieser Diskussion wesentlich moderater, lässt aber keinen Zweifel daran, dass die neuen Regulierungsmaßstäbe eine der größten „Herausforderungen“ seien, der sich die Branche jemals ausgesetzt sah. Nicht zuletzt befürchtet Fitschen große Gefahr für Kreditinstitute, sollte es zu Marktschwankungen wie zuletzt in China kommen. Wenn Banken in solchen Phasen ein Liquiditätsdefizit hätten, könnte das ganz andere Probleme mit sich bringen.
Regulatorischer Bogen überspannt?
Neben Wirtschaftsinteressierten fragen sich auch immer mehr Politiker, ob man im Rahmen der Bankenregulierung den Bogen nicht zu sehr überspannt hat. Jürgen Fitschen hat sicherlich Recht, dass die Anforderungen an Kreditinstitute im Vergleich zu früheren Dekade exponentiell gestiegen sind. Dass sich Banken mit der von ihnen verlangten Umsetzung schwertun, dafür sollte man allgemein Verständnis haben. Allerdings offenbarte die Finanzkrise auch derart große regulatorische Schwachpunkte im System, deren Ausblendung mit absoluter Verantwortungslosigkeit gleichzusetzen wäre. Zu wichtig sind Banken für die politischen und wirtschaftlichen Systeme auf der Welt.
Georg Fahrenschon wünschte sich indes eine Atempause für Banken, also ein regulatorisches „Sabbatical“. Selbst von Seiten der Bundesregierung wird die Idee nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. Hier böte sich die Möglichkeit, einen Kassensturz zu machen und über potentielle Erweiterungen respektive das Zurückfahren verschiedener Handlungen zu konsultieren. Ist ein Sabbatical für die Banken- und Finanzbranche gut? Nun, bei Fußballtrainern scheint es ja auch einen positiven Effekt zu haben, wie das Beispiel Thomas Tuchel beim BVB gegenwärtig unter Beweis stellt.
Quelle: Handelsblatt
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