Man kann es halt nie allen recht machen. Aber nun genug der Bauernweisheiten.
Sechs Jahre hält sich ein Vorstandsmitglied in einem DAX-Konzern durchschnittlich an der Spitze, bei der Deutschen Bank hat es der – immer wieder kritisch gesehene – CEO immerhin auf zehn Jahre gebracht, wenn er im Mai diesen Jahres das Unternehmen Deutsche Bank verlässt.
Mehrfach hat Ackermann in den zehn Jahren harte Kritik einstecken müssen. Den vorläufigen Höhepunkt auf einer Unbeliebtheitsskala markierte sicherlich sein Victory-Zeichen im Verlauf des „Mannesmann-Prozesses“. Es zeigte, für seine Kritiker mangelnden Respekt vor dem Gericht, für das sich Ackermann später entschuldigte, zeigte aber auch, dass ein Mensch an der Spitze der größten Bank in Deutschland allzu menschliche Züge haben kann. Oder wie würden Sie reagieren, wenn Sie auf dem Weg sind eine schwierige Gerichtsverhandlung zu gewinnen? Immer politisch korrekt?
Von da an ging es jedoch zunächst wieder bergauf mit dem Image von Ackermann. Das Projekt „Bank 24“ wurde zurückgefahren, Ackermann erkennt, dass im Investmentbanking nicht das alleinige Heil für die Bank liegt. Er kauft Norisbank, Berliner Bank und Teile der Postbank und fährt auch im hoch skalierbaren Retailgeschäft Gewinne für die Deutsche Bank ein. Die richtige Strategie auf dem Weg in die Finanzkrise 2008. Sie bewahrt die Bank vor staatlicher Hilfe, aber Ackermann nicht vor Kritik, denn es sickert durch, dass er bei einer internen Veranstaltung gesagt habe, er würde sich für die Annahme von stattlicher Stütze schämen.
Hätte er Hilfe gebraucht hätten alle geschrien, dass der feine Herr jetzt auch noch Steuergelder verschleudert. Aber wie man es macht, macht man es falsch. Und so verdient er sich auch bei seiner Nachbesetzung keine Lorbeeren. Viele kritisieren, dass er zu früh geht, der geeignete Nachfolger nicht gefunden sei. Anshu Jain alleine an der Spitze scheint nicht die geeignete Strategie. Die Rechtslage liefert einen kleinen Schlupfwinkel durch den hindurch Ackermann mit 25% der Stimmen bei der Hauptversammlung das Verbot vom Vorstand direkt in den Aufsichtsrat zu wechseln umgehen kann. Das Gesetz sieht diese Regelung ausdrücklich vor, aber die Kritik ist so massiv, dass Ackermann im November des letzten Jahres den Wechsel in den Aufsichtsrat absagt. Ob das für die Bank in der aktuellen Wirtschaftslage gut ist. Man wird sehen, aber wie man es macht …
Im vorläufig letzten Akt sind seine Kritiker wieder in Höchstform. Zehn Milliarden Gewinn wollte Ackermann im Jahr 2011 einfahren und es hagelt Kritik. Nun stellt er lieber im letzten Quartal des insgesamt gut gelaufenen Jahres Prozessrückstellungen und Abschreibungen für Altlasten in die Bilanz. Gewinnziel fast halbiert. Eine besonnene und zukunftsorientierte Bilanzentscheidung und ein fairer Abgang für seine Nachfolger, die in einem deutlich schwierigeren Jahr starten. Und es hagelt wieder Kritik und Häme für das kassierte Gewinnziel. Es gibt sicherlich wenige Banker, die ein solches Unternehmen mit so viel Weitsicht führen können. Ackermann gehört diesem Kreis eindeutig an. Aber man kann es halt nicht allen recht machen.
Foto von Mario Andreya für Deutsche Bank AG – www.deutschebank.de
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