Kostbare Kunst

Kunstwerke bestechen durch ihre Einzigartigkeit und sind eine Inspiration für den menschlichen Geist. Kunst und Kommerz sind eine Symbiose eingegangen und manchmal lenkt das aufgeladene Spiel der Akteure vom Wesentlichen ab. In Zeiten der Eurokrise wird Kunst als Sachanlage zunehmend interessant. Wohin hängt man wohl ein Pastell im Wert von 120 Millionen US-Dollar? Gewiss schwebte…


Kunstwerke bestechen durch ihre Einzigartigkeit und sind eine Inspiration für den menschlichen Geist. Kunst und Kommerz sind eine Symbiose eingegangen und manchmal lenkt das aufgeladene Spiel der Akteure vom Wesentlichen ab. In Zeiten der Eurokrise wird Kunst als Sachanlage zunehmend interessant.

Wohin hängt man wohl ein Pastell im Wert von 120 Millionen US-Dollar? Gewiss schwebte dem geheimnisvollen neuen Besitzer von Edvard Munchs „Der Schrei“ schon vor dem Kauf ein angemessener Platz für das expressionistische Meisterwerk vor. Angeblich erwarb es die Herrscherfamilie des Golfemirats Katar. Mit großer Spannung wurde die Versteigerung beim amerikanischen Auktionshaus Sotheby’s im Frühjahr dieses Jahres weltweit verflogt. Die hohen Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Zum ersten Mal wurde die magische Grenze von 100 Millionen Dollar durchbrochen und damit ging sie als teuerste Kunstauktion aller Zeiten in die Geschichte ein.

Das britische Auktionshaus Christie’s verzeichnete mit 2,2 Milliarden Pfund (3,5 Milliarden Dollar) im ersten Halbjahr 2012 ein Umsatzplus von 13 Prozent und erzielte das beste Ergebnis in der 250-jährigen Firmengeschichte. Neben dem Verkauf von Antiquitäten und Private Sales zählt Kunst zu den wichtigsten Segmenten des Hauses. Mit Künstlern wie John Constable, Mark Rothko oder Gerhard Richter wurden Auktionsrekorde erreicht, die nicht zuletzt zum beeindruckenden Halbjahresergebnis beitrugen. Auch vor dem Kunstmarkt macht die Globalisierung keinen Halt. In den letzten Jahren sind neue Käufer, etwa aus China oder Russland, hinzugekommen und haben für eine Wertsteigerung gesorgt.

Alternative Investments erfreuen sich anhaltender Beliebtheit. Angesichts fragiler Kapitalmärkte entscheiden sich immer mehr deutsche Anleger dazu ihr Vermögen in vermeintlich wertbeständigere Sachanlagen zu investieren. Laut einer Studie des unabhängigen Vermögensverwalters Packenius, Mademann und Partner (PMP) bevorzugen über die Hälfte der Deutschen Sachwerte gegenüber einer Geldanlage in Aktien, Anleihen oder Lebensversicherungen. Mehr als jeder fünfte würde sein Geld in Kunstwerke investieren. Werke großer Künstler erzielen Renditen zwischen 5 und 10 Prozent. Zeitgenössische Kunst hingegen erweist sich als sehr viel risikoreicher. Hohe Renditen sind ebenso möglich wie herbe Verluste. In einem Interview gegenüber der Wirtschaftswoche, empfiehlt Kunstberater Helge Achenbach nicht mehr als 5 Prozent des Vermögens in Kunst zu investieren. Eine Investition in einen jungen Künstler ist schon ab etwa 1.000 Euro möglich. Wirklich lohnenswert wird es ab einer sechsstelligen Summe. Die Wahrscheinlichkeit sein Geld wiederzubekommen ist zudem sehr viel höher.

Im Vergleich zum Kapitalmarkt gilt der Kunstmarkt als intransparent. Insbesondere Wissen zwischen Insidern und Außenstehenden ist ungleich verteilt. Lediglich die Preise bei Auktionen sind öffentlich, was in Galerien oder auf Kunstmessen bezahlt wird bleibt zumeist geheim. Eine Investitionsbasis für Anleger versucht beispielsweise Artnet bereitzustellen. Die Kunst-Transaktionsplattform im Internet erstellt Kunstindizes, welche die Wertentwicklung der wichtigsten Künstler abbilden. Hier entstand erstmals ein Preisindex nach dem Prinzip der Börse, der die Preisentwicklung von Künstlern mit Aktien und Gold vergleichbar werden lässt. Grundsätzlich sollte man sich als Investor einen gewissen Sachverstand aneignen und den Kunstmarkt beobachten. Der regelmäßige Besuch von Museen und zugänglichen Privatsammlungen kann dazu beitragen das Auge zu schulen. Sinnvoll erscheint es auch einen Berater hinzuzuziehen. Kurzfristige Gewinne wirft Kunst nicht ab. In erster Linie ist es eine mittelfristige Investitionsanlage, zwischen 5 bis 10 Jahren.

Lange Zeit galt der Kunstmarkt als elitär, zunehmend hat er sich jedoch für die Allgemeinheit geöffnet. Im Rahmen der Eröffnungsvernissage der Art Cologne schenkte man Kölsch aus anstelle von Champagner und demonstrierte Bodenhaftung. Die größte deutsche Kunstmesse lockte in diesem Jahr rund 60.000 Besucher an. In der Tat bestätigen die Besucherzahlen von Ausstellungen, Museen und Messen das hochgradige gesellschaftliche Interesse. So verzeichnete die Ausstellung „Gerhard Richter: Panorama“ in Berlin 380.000 Besucher in drei Monaten (Februar bis Mai 2012) und wurde zu einer der erfolgreichsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst weltweit.

Foto von TommL – www.istockphoto.com