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1770: 250. Geburtstag von Joseph Mendelssohn

Am 11. August 2020 wäre Joseph Mendelssohn 250 Jahre alt geworden. Wir schauen auf das Leben des Berliner Bankiers.


Zeitreise 1770: Der Geburtstag von Joseph Mendelssohn

Mendelssohn – ein berühmter Familienname. Viele werden ihn zunächst mit dem Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, eigentlich Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy, in Verbindung bringen. In diesem Fall nicht ganz falsch, denn der berühmte Musiker der Romantik ist der Neffe von Joseph Mendelssohn, um den es hier gehen soll.

Joseph wurde am 11. August 1770 in Berlin geboren. Sein Vater Moses Mendelssohn war ein bedeutender Philosoph der Aufklärung und gilt als Begründer der Haskala, der „jüdischen Aufklärung“. Die später von Joseph gegründete „Gesellschaft der Freunde“, ein jüdischer Junggesellenverein, folgten den Idealen der Haskala.

Zunächst war Joseph Mendelssohn als Buchhalter tätig, bevor er 1795 sein eigenes kleines Bank- und Wechselgeschäft in Berlin eröffnete. 1799 tat er sich mit Moses Friedländer zusammen. Daraus entstand die Firma „Mendelssohn & Friedländer“.

Die Brüder Mendelssohn führen eine Bank

Diese Verbindung wurde gelöst als Joseph seinen Bruder Abraham (den Vater von Felix Mendelssohn Bartholdy) 1804 als Partner ins Boot nahm. „J. & A. Mendelssohn“ hieß das neue Bankhaus, das zunächst an verschiedenen Standorten in Berlin und später in der Jägerstraße ansässig war. 1805 siedelten die Brüder nach Hamburg über, da sie dort ein weiteres Bankhaus –  „Gebr. Mendelssohn & Co.“ – eröffnet hatten.

Das Geldhaus in Berlin führte der Prokurist Philipp Joseph Veit und später Joseph Maximilian Fränckel. Er war stiller Teilhaber beider Firmen der Brüder Mendelssohn. Allerdings leiteten die Mendelssohn-Brüder das Hamburger Geschäft nicht lange, da es nach Schwierigkeiten mit den französischen Besatzern geschlossen wurde.

Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon stieg das Bankhaus Mendelssohn in Berlin ab 1815 schnell auf. Das lag vor allem daran, dass Joseph maßgeblich an der Transferierung der französischen Kontributionen nach Abschluss des Wiener Kongresses beteiligt war. In diesem Kontext hatte das Bankhaus auch enge Kontakte mit den Bankiers aus dem Hause Rothschild in Frankfurt. Die Mendelssohnsche Bank, die ab 1821 „Mendelssohn & Fränckel“ und ab 1827 „Mendelssohn & Co.“ hieß, wurde eine der führenden Privatbanken Berlins. Das Geldhaus unterhielt enge geschäftliche Beziehungen zu Russland und beteiligte sich an verschiedenen Projekten im Eisenbahnbau. Später schied Abraham aus dem Familienunternehmen aus.

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Joseph Mendelssohns Vermächtnis

Joseph Mendelssohn war nicht nur ein findiger Bankier, der aus einer kleinen Firma eine der größten Privatbanken der Hauptstadt gemacht hatte, sondern engagierte sich auch gesellschaftlich. 1823 war er an der Gründung des Berliner Kassen-Vereins beteiligt, der den Zahlungsverkehr zwischen den Banken in der Metropole vereinfachen und so dem Finanzplatz Berlin mehr Bedeutung zukommen lassen sollte.

Aufgrund seines Ansehens wurde er auch zum Vorsteher der Berliner Korporation der Kaufmannschaft gewählt. Desweiteren gründet er einige Vereine und Gesellschaften wie die „Gesellschaft zur Beförderung der Industrie unter den Juden im Preußischen Staate“ und war Gründungsmitglied des Königstädtischen Theaters, einer Bürgerbühne. Gegen Ende seines Lebens hat sich Joseph Mendelssohn auch literarisch betätigt.

Auch für die Finanzbranche ist er von Bedeutung, den er wusste um die Wichtigkeit einer zentralen Notenbank und sprach sich 1846 in einer Denkschrift für eine vom Staat beaufsichtigte private Notenbank aus. Mit der Eröffnung der Preußischen Bank wurde diese Idee bald Realität. Ebenso ist Joseph Mendelssohn unter anderem an der Gründung der Hagel-Assekuranz-Gesellschaft und der Neuen Berliner Hagelversicherungsgesellschaft beteiligt.

Joseph Mendelssohn starb im November 1848. Nach seinem Tod übernahmen sein Sohn Alexander und sein Vetter Paul die Leitung des Bankhauses. Unter dieser Leitung wurde es zu einer der wichtigsten Privatbanken in ganz Deutschland.

Vier Generationen lang wurde das Bankhaus von Mitgliedern der Familie Mendelssohn geleitet bis es 1938 im NS-Staat in die Liquidation getrieben und später in die Deutschen Bank integriert wurde.

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