Donnerstag, 31. Juli 2025

Der Digitale Euro – Die Zukunft des Zahlungsverkehrs in Europa 

Die Digitalisierung verändert grundlegend die Art und Weise, wie wir im Alltag für Waren und Dienstleistungen bezahlen und wie Finanzmarkttransaktionen abgewickelt werden. Zentralbanken auf der ganzen Welt arbeiten daher an digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) und befinden sich dabei in unterschiedlichen Stadien der Erprobung oder Markteinführung. Mit am weitesten fortgeschritten ist das Eurosystem, wo die Vorbereitungen für die Einführung eines Digitalen Euro derzeit auf Hochtouren laufen.  

Die Zukunft des europäischen Zahlungsverkehrs 

Für die Bundesbank hat das Thema CBDC höchste Priorität. Als größte Zentralbank im Eurosystem will sie die Zukunft des europäischen Zahlungsverkehrs maßgeblich mitgestalten und dabei Verbrauchern, Händlern und Finanzinstituten gleichermaßen einen greifbaren Mehrwert bieten. Daher hat die Bundesbank eine zentrale Rolle in der Arbeit des Eurosystems übernommen.  

Im Mittelpunkt der Diskussion um den Digitalen Euro steht meist die Retail-Variante, also Zentralbankgeld für jedermann, das künftig das Bargeld als bislang einzige allgemein zugängliche Form ergänzen soll. Für die rund 340 Millionen Menschen im Euroraum soll der Digitale Euro das Leben erleichtern. Ob an der Ladenkasse, im Restaurant, bei Zahlungen an Freunde und Verwandte oder im Online-Handel: Für all diese Zwecke könnte der Digitale Euro als Zahlungsmittel eingesetzt werden. 

Der Digitale Euro bietet zugleich eine Reihe strategischer Vorteile: Erstens würde er die Widerstandsfähigkeit des Euro und der Eurozone gegenüber Krypto-Token wie Bitcoin stärken. Krypto-Token und Stablecoins haben durch die politischen Entwicklungen in den USA erst kürzlich wieder an Bedeutung gewonnen. Zweitens würde der Digitale Euro die starke Fragmentierung des europäischen Zahlungsmarktes verringern, da es trotz zahlreicher Bemühungen bislang keine paneuropäische Zahlungslösung gibt. Drittens böte der Digitale Euro enorme Vorteile bei Autonomie und Sicherheit. Technisch würde er auf europäischen Infrastrukturen laufen. Damit würden unsere kritischen Infrastrukturen unabhängiger von außereuropäischen Kartensystemen oder Bezahlverfahren für den Onlinehandel.

Bundesbank setzt auf Kooperation 

Derzeit befindet sich das Eurosystem in Vorarbeiten, um einen möglichst baldigen Start für den Digitalen Euro zu ermöglichen, sowie darauf hinzuwirken, dass die notwendigen rechtlichen Grundlagen des Digitalen Euro vom EU-Gesetzgeber geschaffen werden. Mit der Einführung des Digitalen Euro ist daher nicht vor 2028 zu rechnen. 

Auf dem Weg zum Digitalen Euro wird ausdrücklich auf den Dialog und die Kooperation mit dem Markt gesetzt. Weder die Bundesbank noch die EZB wollen die direkte Schnittstelle zu den Bürgerinnen und Bürgern im europäischen Zahlungsverkehr werden. Banken und Zahlungsdienstleister werden daher eine wichtige Rolle im Projekt spielen. Darüber hinaus wird auf die Einbindung interner und externer Interessengruppen sowie der breiten Öffentlichkeit gesetzt. Die Kommunikation mit allen relevanten Interessenvertretern und die Gewährleistung größtmöglicher Transparenz in allen Projektphasen sind für den langfristigen Erfolg des Projekts Digitaler Euro entscheidend.  

Der Digitale Euro in seiner Retail-Variante für den täglichen Zahlungsverkehr ist jedoch nur ein Element, an dem die Bundesbank derzeit im Rahmen ihrer langfristigen Vision arbeitet, um den Finanzmarkt der Zukunft mitzugestalten. Neben der Retail-Variante arbeiten Eurosystem und Bundesbank außerdem an einer Wholesale-Variante, die der Abwicklung von Finanzmarktgeschäften zwischen Banken in Zentralbankgeld dient. Derzeit liegt aber der Schwerpunkt auf der Umsetzung einer kurzfristigen Wholesale-Lösung, um den unmittelbaren und wachsenden Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden. 

Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage war die Notwendigkeit eines vereinten Europas noch nie so dringlich wie heute. Diese geopolitischen Veränderungen bieten jedoch auch die Chance, an der Neugestaltung eines Finanzmarktökosystems für die Zukunft Europas mitzuwirken. Das Eurosystem und die Bundesbank treiben die Entwicklung eines Digitalen Euro entschlossen voran und tragen damit langfristig zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit, Autonomie und Effizienz des europäischen Zahlungsverkehrsmarkts bei. 

Dr. Heike Winter ist in der Deutschen Bundesbank für Grundsatzfragen des Massenzahlungsverkehr verantwortlich. Dazu gehören die Gremienarbeit im Eurosystem und deutschen Kreditgewerbe ebenso wie die konzeptionelle Ausrichtung des Leistungsangebots der Bundesbank für Kreditinstitute. 

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