Zwischen Mangel und Rationalisierung

Geldinstitute als Arbeitgeber: Wünschenswert oder hoffnungslos? Die Bankenlandschaft verändert sich kontinuierlich. Gerade nach der Finanzkrise erlebten die deutschen Banken ein starkes Beben, dessen Nachwirkungen noch bis heute zu spüren sind. Aktuell macht sich eine Entlassungswelle breit, die den Bankern erneut die Tränen in die Augen treibt. Im vergangenen Jahr entließ Europas größte Bank HSBC weltweit…


Geldinstitute als Arbeitgeber: Wünschenswert oder hoffnungslos?

Die Bankenlandschaft verändert sich kontinuierlich. Gerade nach der Finanzkrise erlebten die deutschen Banken ein starkes Beben, dessen Nachwirkungen noch bis heute zu spüren sind. Aktuell macht sich eine Entlassungswelle breit, die den Bankern erneut die Tränen in die Augen treibt. Im vergangenen Jahr entließ Europas größte Bank HSBC weltweit 30.000 Angestellte. Die Deutsche Bank verabschiedete sich von 500 Investmentbankern, die Commerzbank von 9.000 Mitarbeitern weltweit, die HSH Nordbank von 1.200 und die Hypo-Vereinsbank von 700 Mitarbeitern. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Der Stellenabbau hängt mit dem Gewinn zusammen. Wenn dieser einbricht oder gar ausfällt, müssen Kosten eingespart werden, insbesondere die Personalkosten. Dahinter steht der Wandel der Geschäftsmodelle. Deutsche Banken passen ihre Geschäftsmodelle an angelsächsische Denk- und Handlungsweisen an, die Gewinnmaximierung und die Rendite ihre Aktionäre an der dominierenden Spitze haben. Das traditionelle Firmen- und Privatkundengeschäft mit engen Verbindungen zwischen Bank und Kunden ist dem kapitalmarktgetriebenen Finanzgeschäft gewichen. Somit weichen auch die Mitarbeiter, unfreiwillig. Ein hoher Gewinn scheint wichtiger zu sein, als Fachkräfte. Deshalb wird rationalisiert.

Natürlich werden Banken wieder mehr Personal einstellen, wenn es ihnen besser geht und mehr Kapital zur Verfügung steht. Finanzinstitute benötigen laufend neues Fachpersonal und wollen auch weiterhin junge Leute einstellen. Nur die Zahl der Einstellungen wird wohl stark zurückgehen. Doch die veränderte Bankkultur hat auch Auswirkungen auf das Wunschpersonal. Als „einfacher“ Bank- bzw. Sparkassenkaufmann oder als Wirtschaftsstudent fällt man in krisengeschüttelten Zeiten nicht sonderlich auf. Der klassische Banker aus guten Zeiten, der draufgängerisch und schnell war, ist ein längst verblasstes Bild.

Banken wollen außerdem nicht primär Kosten minimieren, sondern ihren Gewinn maximieren. Dafür wollen sie Spezialisten. Gebraucht werden Risikoexperten, Kreditexperten und Asset Manager. Beliebt sind außerdem Experten im Rechnungswesen, die die Bilanz akkurat aufstellen und kontrollieren können. Sie suchen nach Typen, die sorgsam sind, fast schon kleinlich und virtuos mit Zahlen umgehen und jedes Risiko abwägen. Genau an denen mangelt es der Branche bislang. Je größer die Probleme der Branche, desto höher ist auch der Bedarf nach qualifizierten Spezialisten.

Doch in schlechte Zeiten, in denen gerade am Personal gespart wird, kann sich am Fachkräftemangel nichts ändern. Hinzu kommt das schlechte Image. Banken sind keine Traumarbeitgeber mehr, zählen sich selbst aber zu den attraktivsten Arbeitgebern. Zumindest versuchen sie dieses Image in ihren Stellenanzeigen und Internetauftritten zu vertreten. Dementsprechend suchen sie nach top-qualifizierten Bewerbern, im Idealfall Hochschulabsolventen aus Exotenfächern wie Wirtschaftsphysik und Wirtschaftsmathematik und Absolventen mit Sprachkenntnissen in Mandarin, Russisch und Arabisch. Fraglich ist, ob Banken nicht ihr eigenes Potenzial als Arbeitgeber überschätzen. Können sie es sich erlauben mit dem schlechten Image nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen?


Foto von Don Bayley –
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