Mittwoch, 15. Oktober 2025

GASA-Report 2025: Die Hälfte aller Deutschen ist von Scams betroffen 

Die neue GASA-Studie für das Jahr 2025 zeigt eine dramatische Zunahme von Betrugsfällen. Deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher verlieren im Jahr 2025 schätzungsweise über 10 Milliarden Euro.

Die Global Anti-Scam Alliance (GASA) hat gemeinsam mit BioCatch ihren aktuellen Bericht State of Scams in Germany 2025 vorgestellt – mit alarmierenden Ergebnissen: 46 Prozent der deutschen Erwachsenen gaben an, innerhalb der letzten zwölf Monate Opfer eines Betrugs geworden zu sein. Shopping-Scams sind dabei mit 55 Prozent die häufigste Betrugsform. In der globalen Studie wurden über 40.000 Menschen in 42 Märkten befragt. Die Daten im GASA-Bericht beschränken sich auf die Ergebnisse innerhalb Deutschlands, wobei die Stichprobengröße aus 2.000 erwachsenen Personen besteht.  

163 Betrugsversuche pro Jahr – ein Angriff alle zwei Tage

Mehr als die Hälfte aller Befragten (54 %) sah sich in ihrem Leben bereits mit Betrugsversuchen konfrontiert. Im Schnitt erlebt jede Person 163 Betrugsversuche pro Jahr, das bedeutet nahezu alle zwei Tage einen Angriff. Am häufigsten erfolgen diese über Direktnachrichten – insbesondere via WhatsApp, Gmail und SMS. Besonders besorgniserregend: Ein Viertel der befragten Eltern gab an, dass ihre Kinder zwischen 7 und 17 Jahren bereits Opfer von Betrug wurden. Es besteht demnach auch bei jungen Nutzern dringender Aufklärungsbedarf.

Milliardenverluste und schwache Rückerstattungen

Die finanziellen Schäden summieren sich im Jahr 2025 deutschlandweit auf schätzungsweise zehn Milliarden Euro – ein Anstieg von ca. 2 Milliarden Euro im Vergleich zu 2023. Der durchschnittliche Verlust pro Opfer beträgt 820 Euro, wobei PayPal (31 %) und Banküberweisungen (21 %) die Hauptkanäle für betrügerische Transaktionen sind.

Betrug trifft aber nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Psyche: Über die Hälfte (62 %) der Opfer leiden unter Stress und mehr als ein Drittel (38 %) gaben an, dass ihr psychisches Wohlbefinden (erheblich) beeinträchtigt wurde. Viele Betroffene äußerten auch ihr Misstrauen gegenüber digitalen Plattformen und Tools, sodass etwa ein Drittel (32 %) der Opfer angaben, nach dem Betrug wachsamer geworden zu sein.

Dass von den 81 Prozent der gemeldeten Betrugsfälle nur 35 Prozent zu einer (teilweisen) Rückerstattung führten, ist zudem sehr besorgniserregend. Über die Hälfte der betroffenen Personen (58 %) gaben darüber hinaus an, dass auf die überwiegende Mehrheit (73 %) dieser gemeldeten Betrugsfälle von den jeweiligen Plattformen nicht oder nur unzureichend reagiert wurde. Es scheint demnach – berechtigte – Lücken im Vertrauen und in die Maßnahmen gegen Betrug zu geben.

Verantwortung in der Betrugsbekämpfung: Plattformen unter Druck

Während Verbraucher in anderen Ländern vor allem Banken als wichtigste Akteure in der Betrugsbekämpfung sehen, fordern deutsche Befragte vor allem mehr Verantwortung von kommerziellen Organisationen, insbesondere von Online-Plattformen. Außerdem erwarten fast 40 Prozent der Befragten, dass Banken Betrugsverluste grundsätzlich erstatten sollten. Rund 46 % der Deutschen sprechen sich für leichte Strafen bei Betrug aus, wobei 33 % eine vollständige Rückzahlung an das Opfer bevorzugen, während nur 28 % harte Strafen wie Gefängnis befürworten.

Vier Handlungsfelder für ein sicheres digitales Deutschland

Die Studie benennt vier zentrale Handlungsfelder für Politik, Finanzbranche und Plattformbetreiber:

  1. Plattformverantwortung und Regulierung:
    Online-Plattformen sollen verpflichtet werden, transparente Meldemechanismen, zeitnahe Reaktionen auf Betrugsmeldungen und eine regelmäßige Offenlegung ihrer Maßnahmen zur Betrugserkennung und Erfolgsquote bereitzustellen.
  2. Finanzsektor als erste Verteidigungslinie:
    Finanzinstitute sollten dazu verpflichtet werden, Echtzeit-Betrugserkennungssysteme zu implementieren, optimierte Erstattungsprozesse zu schaffen und klar definierte Sperrprotokolle verdächtiger Transaktionen festzulegen.
  3. Schutzmaßnahmen für Digital Natives:
    Trotz hoher digitaler Kompetenz sind die digital versierten Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet, Opfer von Betrug zu werden. Daher sind Aufklärungskampagnen auf den von ihnen bevorzugten Plattformen – wie Instagram, TikTok oder Snapchat – essenziell.
  4. Infrastruktur zur Unterstützung für Opfer:
    Vereinfachte Meldeprozesse, etwa durch die Einrichtung einer nationalen Betrugshotline, sowie finanzielle, rechtliche und psychologische Unterstützung sollen Betroffene besser schützen.

Zehn GASA-Empfehlungen gegen Betrug

Zum Abschluss nennt die GASA-Studie zehn konkrete Empfehlungen für die Betrugsabwehr und zum besseren Schutz für Verbraucherinnen und Verbraucher. Diese sind drei Oberkategorien zur Etablierung einer besseren Betrugsabwehr untergeordnet:

Empowering Consumers (Stärkung der Verbraucher)

  1. Start einheitlicher, dauerhafter nationaler Kampagnen zur Sensibilisierung für Betrugsfälle.
  2. Einrichtung nationaler Hotlines für Betrugsopfer, die online und telefonisch erreichbar sind.
  3. Schaffung integrierter Opferhilfesysteme, die finanzielle, rechtliche und psychologische Hilfe anbieten.

Creating a Safer Internet (Schaffung eines sicheren Internets)

  1. Aufbau infrastruktureller Schutzmaßnahmen mit Telekommunikations- und Technologieanbietern, um Betrugsfälle zu blockieren, bevor sie die Verbraucherinnen und Verbraucher erreichen.
  2. Verbesserung der grenzüberschreitenden Rückverfolgbarkeit von Betrugsfällen durch die Forderung nach Transparenz von Verkäufern, Plattformen und Zahlungsanbietern.

Strengthening Cooperation (Stärkung der Zusammenarbeit)

  1. Einrichtung eines internationalen Netzwerks nationaler Betrugsbekämpfungszentren, das Strafverfolgungsbehörden, Cybersicherheit und Fachwissen aus dem privaten Sektor zusammenführt.
  2. Entwicklung einer globalen Plattform für den Austausch von Betrugsdaten, um grenzüberschreitende Betrugsfälle in Echtzeit aufzudecken.
  3. Dienstleister für Betrugsfälle, die über ihre Plattformen begangen werden, verantwortlich und haftbar machen.
  4. Präventive Maßnahmen ermöglichen: Anbietern die Möglichkeit geben, vor betrügerischen Aktivitäten zu warnen, diese zu blockieren und zu unterbinden, ohne ein übermäßiges Haftungsrisiko einzugehen.
  5. Ein globales Netzwerk zur Untersuchung und Verfolgung von Betrugsfällen schaffen, um gegen organisierte Betrügerbanden über Ländergrenzen hinweg vorzugehen.

Am Ende des Berichts wird noch einmal hervorgehoben, dass der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Sicherung der digitalen Zukunft von entscheidender Bedeutung sei. Hierzu müssten die GASA, ihre Mitglieder sowie der internationale öffentliche und der private Sektor eine Vorreiterrolle übernehmen.

Margaretha Müller absolviert seit Oktober 2024 ein redaktionelles Volontariat beim BANKINGCLUB. Ihren Bachelor in Philosophie und Geschichte schloss sie an der Universität Trier ab.

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