Freitag, 28. November 2025
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Schuldenfalle Online-Shopping: Besonders junge Menschen und Frauen sind betroffen  

Die finanzielle Lage vieler Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland spitzt sich weiter zu. Ein Bereich sticht dabei besonders hervor: Schulden bei Online- und Versandhändlern.  

Neue Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sowie Analysen der SCHUFA und der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigen, dass Onlineschulden für immer mehr Menschen zum Problem werden. Dies dürfte mit ein Grund dafür sein, warum Anbieter wie Klarna Rekordumsätze verbuchen. Doch gleichzeitig werden auch die Regulierungen solcher „Jetzt kaufen, später bezahlen“-Modelle (Buy Now Pay Later, BNPL) zunehmend verschärft. 

Online-Schulden nehmen zu – vor allem bei jungen Menschen und Frauen 

Laut Destatis hatten im Jahr 2024 rund 29 Prozent der etwa 577.400 Personen, die eine Schuldnerberatung aufsuchten, Schulden bei Online- oder Versandhändlern. Das entspricht einem Anstieg um zwei Prozentpunkte innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Die durchschnittliche Schuldenhöhe lag bei 644 Euro, was etwa 2 Prozent der gesamten durchschnittlichen Schulden aller überschuldeter Personen ausmacht. Diese lagen bei 32.976 Euro.Besonders betroffen von Online-Schulden sind junge Menschen: 40 Prozent der 20- bis 24-Jährigen hatten 2024 Rückstände bei Onlinehändlern. Bei den 25- bis 34-Jährigen waren es 37 Prozent. Zum Vergleich: In der Altersgruppe der 55 bis 65-Jährigen waren es 23 Prozent.  

Eine weitere auffällige Entwicklung: Frauen sind häufiger und höher verschuldet als Männer, wenn es um Online- und Versandhändler geht. 36 Prozent der bei Schuldnerberatungen hilfesuchenden Frauen hatten Zahlungsrückstände in diesem Bereich – bei Männern lag der Anteil bei 24 Prozent. Auch die durchschnittliche Schuldenhöhe unterscheidet sich deutlich: Frauen wiesen im Schnitt 834 Euro, Männer 463 Euro offene Beträge auf. 

Überschuldung in Deutschland steigt – Ursachen und Lösungen  

Nach vielen Jahren rückläufiger Zahlen zeigt sich nun ein deutlicher Trend nach oben. Gründe hierfür könnten steigende Lebenshaltungskosten und Zinsen, ein schwächerer Arbeitsmarkt, unzureichende Finanzbildung sowie die zunehmende Nutzung von Konsumkrediten und Online-Shopping-Angeboten sein. Schuldnerberatungen warnen, dass es vor allem jungen Menschen an grundlegender Finanzbildung fehle. Auch zahlreiche Online-Verlockungen durch Influencer könnten ein Grund für die besorgniserregenden Verschuldungen bei immer mehr jungen Menschen sein. Auch die SCHUFA registriert eine deutliche Zunahme finanzieller Schwierigkeiten: 

  • 13 Prozent mehr Erstmeldungen von Zahlungsstörungen im Jahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr 
  • Jeder zehnte Verbraucher musste Miet- oder Kreditraten aussetzen – so viele wie nie seit Beginn der Erhebung 2020. 
  • 17 Prozent nahmen in den vergangenen sechs Monaten einen Kredit auf, das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 
  • Jeder Dritte verzögerte Rechnungszahlungen, jeder Vierte überzog sein Konto. 
  • Besonders hart trifft es junge Menschen und Geringverdiener: 14 Prozent der Befragten mit weniger als 2.000 Euro Haushaltseinkommen mussten Zahlungen aussetzen. Bei den 18- bis 25-Jährigen war es jeder Vierte. 45 Prozent der jungen Erwachsenen verzögerten Rechnungszahlungen, 36 Prozent überzogen ihr Konto. 

Der Boom von BNPL verschärft die Lage zusätzlich 

BNPL-Dienste, wie sie Klarna oder PayPal anbieten, senken die Kaufbarrieren, weisen im Vergleich zu klassischen Konsumkrediten oft kürzere Laufzeiten, niedrigere Beiträge sowie weniger Sicherheiten auf. Die Kaufwahrscheinlichkeit steigt, die Warenkorbgröße wächst deutlich und das Konsum- und Zahlungsverhalten wurde maßgeblich verändert: Jede zweite Person, die BNPL nutzte, hat mindestens einmal eine Frist versäumt und damit Mahngebühren riskiert – im Vorjahr waren es noch 22 Prozent.  
Die Verfügbarkeit solcher Modelle verstärkt den Impulskauf und die Gefahr, kurzfristige Finanzierungsbedürfnisse dauerhaft über Raten- oder Teilzahlung zu decken.  

Rekordwachstum bei Klarna & Co. – ein zweischneidiges Schwert 

Der Zahlungsdienstleister Klarna meldete im dritten Quartal 2025 einen Umsatz von 903 Millionen US-Dollar – ein Plus von etwa 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Bruttowarenvolumen (GMV) stieg weltweit um etwa 23 Prozent, in den USA um 43 Prozent. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, im vierten Quartal erstmals die Umsatzmarke von 1 Milliarde US-Dollar zu erreichen. Dieses Wachstum zeigt: BNPL-Anbieter sind auf dem Vormarsch – und vergrößern damit auch das Risiko, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in eine Raten- oder Kreditfalle geraten. 

Politik reagiert: Neue Verbraucherkreditrichtlinie soll schützen 

Die EU-Verbraucherkreditrichtlinie wurde erweitert und umfasst nun auch Kleinkredite und BNPL-Angebote. Ab November 2026 sollen neue Regeln in Kraft treten, wonach bereits bei kleinen Beträgen (unter 200 Euro) eine Bonitätsprüfung erfolgen muss – dies betrifft insbesondere Dienste wie Klarna oder PayPal. Diese Regelung soll vor allem Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor Überschuldung schützen und mehr Transparenz über Kosten sowie Rückzahlungspflichten schaffen. 

Weitere Lösungsansätze könnten sein, eine regelmäßige Finanzübersicht führen – dazu zählt zum Beispiel die eigenen Ausgaben zu dokumentieren – Post und Rechnungen zeitnah öffnen, Kreditangebote (auch BNPL) kritisch prüfen und bei Problemen frühzeitig Hilfe bei einer Schuldnerberatung suchen. 

Margaretha Müller absolviert seit Oktober 2024 ein redaktionelles Volontariat beim BANKINGCLUB. Ihren Bachelor in Philosophie und Geschichte schloss sie an der Universität Trier ab.

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