Montag, 25. August 2025

Open Finance: Neue Wege für Banken im digitalen Finanzökosystem 

Open Banking hat Europa verändert und eine Grundlage geschaffen, auf der nun die nächste Entwicklungsstufe aufbaut: Open Finance. Caroline Jenke ordnet ein, warum jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist, wie Banken diesen Wandel aktiv mitgestalten und alle Marktteilnehmer profitieren können.

In den letzten Jahren hat sich Open Banking von einem regulatorisch getriebenen Konzept zu einem strategischen Werkzeug für Innovation in der Banken- und Finanzbranche entwickelt. Was 2019 mit der PSD2, der zweiten Zahlungsdiensterichtlinie der Europäischen Union (EU) deutlich an Zugkraft gewonnen hat und mit der kommenden dritten Zahlungsdiensterichtline der EU (PSD3) und der Financial Data Access Verordnung (FiDA) weiter vorangetrieben wird, ist längst im Alltag angekommen: Laut der letzten Datenerhebung nutzen rund 43 Millionen Menschen in Europa heute Open-Banking-Dienste – bei einer jährlichen Steigerungsrate von 53 Prozent. 

Von Open Banking zu Open Finance: Warum der Wandel jetzt ansteht 

Die neuen regulatorischen Weichenstellungen, die mit der kommenden Einführung von PSD3 und FiDA in den Fokus rücken, versprechen mehr Transparenz, stärkeren Datenschutz und eine sichere Datenweitergabe. Gerade in Deutschland – mit seiner hohen Bankendichte und digital-affinen Bevölkerung – bietet Open Finance durch geringere Prüfaufwände eine verbesserte Ansprache von der Kundschaft sowie durch neue Vertriebswege enormes Potenzial. 

Ein Fallbeispiel der DKB zeigt, wie Open Banking bereits jetzt Mehrwerte schafft und zur Prozessoptimierung sowie Kundenbindung beiträgt: Gemeinsam mit Tink hat die Bank ihre Baufinanzierungsprozesse mithilfe des Kontoinformationsdienstes automatisiert. Dieser bietet die Möglichkeit, Kundendaten intelligent auszuwerten, etwa für Budgetplanung, Produktempfehlungen oder Kreditbewertungen. Bei der DKB können Antragstellende nun beispielsweise auf die manuelle Einreichung von Dokumenten verzichten. Eine digitale Haushaltsprüfung auf Basis von Echtzeitdaten liefert nun alle nötigen Informationen. Das Ergebnis: schnellere Prozesse, eine höhere Abschlusswahrscheinlichkeit und ein verbessertes Kundenerlebnis sowie fairere Kreditprüfungsprozesse. Open Banking hat die technologische Grundlage für eine vernetzte Finanzwelt geschaffen – Open Finance ist die nächste logische Entwicklungsstufe. 

Banken im Wandel: Mit Embedded Finance und BaaS neue Chancen nutzen 

Nicht nur sind für Banken zum einen neue Rollen entstanden, auch fungiert Open Banking als Wegbereiter für neue Formen der Wertschöpfung. Im Bereich Embedded Finance können Finanzdienstleistungen direkt dort integriert werden, wo sie nötig sind, etwa bei einem Mobilitätsanbieter, für Kreditoptionen im E-Commerce oder in der Buchhaltungssoftware von KMU. Laut aktuellen Prognosen soll der Markt für eingebettete Finanzanwendungen voraussichtlich um das Fünffache wachsen: von 54,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 248,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2032. Banking-as-a-Service (BaaS) wiederum erlaubt es Nicht-Banken, bankähnliche Produkte anzubieten – ohne eigene Lizenz. Banken liefern über APIs die Infrastruktur, Fintechs und Plattformen kümmern sich um die Nutzungsoberfläche. Dadurch können Banken zum Infrastrukturbetreiber und Plattformpartner werden und zudem neue Umsatzquellen erschließen – beispielsweise über Lizenzgebühren, Transaktionsvolumen oder datenbasierte Zusatzservices. Gleichzeitig steigt ihre Relevanz im Alltag der Kundinnen und Kunden, da die Angebote dort sichtbar werden, wo sie gebraucht werden. 

Weichen für die Zukunft: Regulierungen und Premium-APIs 

Mit der PSD3, FiDA und Initiativen wie dem SPAA-Scheme des EPC oder dem giroAPI-Scheme der Deutschen Kreditwirtschaft rücken Premium-APIs ins Zentrum der Kommerzialisierung. Sie erlauben es Banken, über die regulierten Standards hinausgehende Funktionen anzubieten, wie etwa Zahlungsgarantien, wiederkehrende Zahlungen oder datenbasierte Zusatzdienste. Das ebnet Banken den Weg für kommerzielle Schnittstellen und eröffnet ihnen damit auch neue Einnahmequellen. Hier liegt eine entscheidende Chance: Banken können erstmals aus Open-Banking-Investitionen direkte Einnahmen generieren. Voraussetzung ist allerdings ein klarer strategischer Fokus und der Wille, sich als API-Anbieter zu positionieren.  

Open Finance ist also mehr als ein regulatorischer Trend – es ist ein Paradigmenwechsel. Für Banken, Versicherungen, Fintechs und Payment-Provider könnte sich ein neues Spielfeld eröffnen. Wer frühzeitig in Strategien, Technologien und Partnerschaften investiert, profitiert doppelt: durch effizientere Prozesse und neue Umsatzquellen. 

Caroline Jenke ist Managing Director bei Tink Germany.

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