Mittwoch, 06. August 2025

Wie steht’s denn um den Nachwuchs?

In den vergangenen Jahren, insbesondere seit der Wirtschaftskrise, ist der Beruf des Bankers in Verruf geraten. Gesellschaftliche Missstände wurden zum Teil ausgeblendet und gänzlich auf eine Berufssparte projiziert. Alle Banker seien Ausbeuter und das eigene Geld könne man ihnen nicht mehr anvertrauen. Dann doch lieber alles unter der Matratze horten und bei Rechnungen bar bezahlen.

Keine nette Denkweise, sind Banker doch nur Menschen und die sollte man sprichwörtlich nicht alle über einen Kamm scheren. Außerdem ist Banker nicht gleich Banker. Doch trotz dieses verzerrten Bilds ergreifen junge Menschen nach wie vor die Chance und versuchen einen Ausbildungsplatz bei einer Bank zu ergattern.

Die Zukunft absichern

Die meisten von ihnen sehen gute Chancen für die Zukunft. „Einige Bereichsleiter sind ohne Studium dahin gekommen, wo sie heute sind. Weniger der Abschluss entscheidet, als die Arbeit in der Bank“, sagt Christian Bauer*. Der junge Mann hat sich nach dem Abitur dazu entschieden, seine Lehre bei einer großen deutschen Bank zu machen. „Ich würde mich jederzeit wieder dazu entscheiden. Es ist ideal, wenn man später im Finanz- und Wirtschaftssektor Fuß fassen möchte.“

Modernes Recruiting

Die Auswahlverfahren seien nicht gerade leicht, berichtet Bauer. Die Banken versuchen, nur die Besten der Besten zu akquirieren. Er empfindet sie jedoch als sehr fair. Sein Vorstellungsgespräch habe er zum Beispiel telefonisch geführt. Dieser Methode sagt man nach, dass sie besonders fair sei, weil der Recruiter sich nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen lassen kann. Schließlich sieht er sein Gegenüber vorab nicht. Ebenso wurde der Einstellungstest online durchgeführt. Dies spart der Bank nicht nur Kosten, sondern sichert auch die Neutralität gegenüber Bewerbern.

Ist Banker immer noch ein lukrativer Beruf?

Das Geschäft mit den Finanzen scheint langfristig betrachtet lukrativ. Besonders für Menschen, die ein Abitur gemacht haben und sich nicht, wie die Sardine in der Büchse, an einer deutschen Hochschule drängen möchten. „Immerhin sind die Unis alle überlaufen und an den meisten bekomme ich nicht den Praxisbezug, den ich in der Banklehre erhalte“, weiß Bauer, der vor seiner Ausbildung bereits ein Studium begonnen hatte. Die Ausbildung sei stimmig und die Theorieblöcke und Praxisphasen aufeinander aufbauend. Das Gelernte sei in der Praxis problemlos anzuwenden. Doch nicht alle angehenden Banker sind so begeistert.

Kein Beruf für jedermann

Clementine Müller* war vor ihrem dualen Studium in der Bank nicht überzeugt. Sie brach ab. „Die Finanzwelt war nicht mein Ding. Diverse Methoden in meiner Ausbildungs-Bank waren für mich ethisch nicht vereinbar. Auch der Punkt Gleichberechtigung wurde bei uns nicht sonderlich großgeschrieben.“ Müller schildert, dass sie auf Frauen traf, die nach der Elternzeit zwangsversetzt wurden. Männer hingegen nicht. Sie sah keine großen Aufstiegschancen und fürchtete Stigmatisierung.  Ein Missstand, bei dem eigentlich der Betriebsrat tätig werden muss.
Die Vielfalt an Ausbildungen scheint also weiterhin ihre Berechtigung zu haben, um auf unterschiedliche Lebens- und Karrierewege einzugehen.

*Anm.d.R.: Namen wurden geändert

Anna Sophia Stötzer, Jahrgang 1988, war von Februar bis November 2016 Redakteurin bei BANKINGCLUB. Sie studierte Kulturjournalismus und Technikjournalismus/PR in Köln und Bonn. Während ihres Studiums sammelte sie praktische Erfahrungen in Hörfunk, TV- und Online-Journalismus sowie im Bereich Social Media.

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