Dienstag, 25. November 2025
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Künstliche Intelligenz und Investition – viel Technik, wenig Revolution

KI gilt als Hoffnungsträger für bessere Anlageentscheidungen. Doch ein genauer Blick zeigt: Für Privatanleger bleibt ihr Einfluss überraschend gering.

Künstliche Intelligenz (KI) ist eines der großen Schlagworte unserer Zeit – auch im Finanzbereich. Kaum ein Thema wird so stark mit Erwartungen an Effizienz, Präzision und bessere Anlageentscheidungen verbunden. Doch wie viel Substanz steckt hinter der Idee, dass Maschinen unser Geld besser investieren können als wir selbst? Und verändert KI tatsächlich die Prinzipien erfolgreicher Geldanlage? Zusammenfassend lässt sich an dieser Stelle bereits sagen, dass die Begeisterung um KI im Investmentbereich häufig überschätzt wird. KI ist kein neues Phänomen, sondern entwickelt sich seit Jahren evolutionär – und ihre tatsächlichen Auswirkungen auf Anlagestrategien von Privatanlegern sind bislang gering.

KI im Investment – Erwartungen und Realität

Seit Jahren hält sich die Vorstellung, KI könne Anlegern einen systematischen Informationsvorsprung verschaffen. Algorithmen sollen Muster in gigantischen Datenmengen erkennen und so bessere Anlageentscheidungen ermöglichen. Doch dieser Gedanke zielt im Kern auf aktives Investieren – also darauf, „den Markt zu schlagen“. Genau hier aber liegt der Denkfehler: In einem weitgehend effizienten Kapitalmarkt gibt es keine dauerhaften Informationsvorteile. Wenn alle dieselben Daten in Sekundenschnelle auswerten, entsteht kein Mehrwert für Investoren, sondern eher ein Nullsummenspiel.

KI ist daher kein Werkzeug für bessere Markttiming-Strategien, sondern bestenfalls ein Mittel, um bestehende Prozesse ökonomischer zu gestalten – etwa durch effizientere Datenverarbeitung oder automatisierte Abläufe in der Vermögensverwaltung. Die eigentliche Investmententscheidung hingegen bleibt in ihrer Logik unverändert: Diversifikation, Disziplin und Langfristigkeit schlagen kurzfristige Prognosen.

Der aktuelle Stand: KI als Werkzeug, nicht als Wunderlösung

Heute setzen viele Finanzinstitute KI zur Optimierung interner Prozesse ein – von der Kundenkommunikation über Risikomanagement bis zur Compliance. Das ist zweifellos sinnvoll, doch es bleibt organisatorisch, nicht strategisch relevant. KI hilft Banken und Vermögensverwaltern, schneller zu reagieren, Daten besser zu sortieren und Kosten zu senken. Diese Fortschritte verbessern die Verwaltung, aber nicht notwendigerweise die Performance von Portfolios.

KI wird insbesondere im passiven Investmentumfeld wenig Veränderung bewirken: Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) beruhen auf transparenten Marktindizes und benötigen keine Prognosen. Mittelbar profitieren passive Investmentstrategie potenziell bei der Indexkonstruktion durch den Einsatz von KI. Dennoch gilt: Wer ohnehin den Markt investierbar abbildet, braucht keine KI, um ihn zu „überlisten“. Die wesentliche Renditequelle bleibt das Marktrisiko – nicht die Analysegeschwindigkeit.

Risiken und Grenzen der Künstlichen Intelligenz

Mit zunehmendem Technikeinsatz entstehen neue Risiken. KI-Systeme sind so gut wie die Daten, die sie verarbeiten. Verzerrte oder unvollständige Eingaben führen zu verzerrten Ergebnissen. Zudem bleibt die Nachvollziehbarkeit algorithmischer Entscheidungen eingeschränkt – ein Problem gerade in regulierten Märkten. Regulatorische Anforderungen an Transparenz, Datenschutz und Kontrollmechanismen steigen stetig, insbesondere durch die EU-KI-Verordnung.

Ein weiteres Risiko: Wenn viele Marktteilnehmer ähnliche, auf KI gestützte Modelle verwenden, kann dies zu Herdenverhalten führen. Die Folge wären nicht stabilere, sondern volatiler reagierende Märkte. In diesem Sinne schafft Technologie nicht zwingend Stabilität, sondern potenziell neue systemische Verwundbarkeiten.

Die Zukunft: KI als Werkzeug, nicht als Gamechanger

Auch wenn Fortschritte bei generativer KI beeindruckend sind – vom automatischen Textverständnis bis zur Verarbeitung komplexer Marktdaten – bleibt offen, ob die dadurch gewonnenen Einsichten praktikabel und verlässlich für Investmententscheidungen sind. KI wird künftig vor allem die Infrastruktur des Finanzsektors verändern: Sie erleichtert Reporting, Kundenservice oder Portfolioüberwachung. Doch sie liefert keine dauerhafte Überrendite nach Kosten, Steuern und Risiko.

Vielmehr ließe sich sagen: KI optimiert das Management von Investments, nicht deren Erfolg. Wer den Anspruch hat, mithilfe von KI systematisch besser abzuschneiden als der Markt, unterliegt demselben Irrtum wie viele aktive Fondsmanager. Die Performance-Daten sprechen eine klare Sprache: Nur wenige schaffen es, nach Kosten dauerhaft die Benchmark zu übertreffen – und KI ändert daran wenig.

Fazit: KI ist nützlich, aber nicht entscheidend

Künstliche Intelligenz ist zweifellos ein anspruchsvolles Werkzeug, das die Finanzbranche organisatorisch effizienter macht. Doch sie ist weder revolutionär noch renditesteigernd. Anlegerinnen und Anleger sollten sich daher nicht von technologischen Versprechen leiten lassen, sondern den Fokus auf das legen, was wissenschaftlich belegt funktioniert: global diversifiziertes und langfristiges Investieren. KI verändert Prozesse – nicht Prinzipien. Wer passiv investiert, braucht keine Maschine, um den Markt zu verstehen. Disziplin, Geduld und Struktur bleiben die entscheidenden Erfolgsfaktoren – unabhängig davon, wie intelligent die Technologie dahinter ist.

Gerd Kommer entdeckte Ende der 1990er-Jahre das Konzept der Indexfonds für sich, zu einer Zeit, als diese in Deutschland kaum bekannt waren. Aus seiner persönlichen Suche nach einer rationalen Geldanlage entstand 2000 sein Buch "Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs", heute ein Klassiker der Finanzliteratur. Mit der Gründung der Gerd Kommer Invest GmbH (2017) und Gerd Kommer Capital (2020) setzt er seine wissenschaftlich fundierte Investmentphilosophie auch praktisch um.

Webseitehttps://gerd-kommer.de/

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