Gegründet von Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal im Jahr 2013, startete das Fintech-Startup als Number26 zwei Jahre später in Österreich und Deutschland. Schon bald folgten mit unter anderem Frankreich und Spanien weitere Länder, bis die Neobank 2016 in N26 umbenannt und die Vollbanklizenz durch die Europäische Zentralbank (EZB) vergeben wurde.
Probleme außerhalb der EU
Die Geschichte der N26 ist geprägt von einem ständigen Auf und Ab. 2019 galt N26 mit einer Unternehmensbewertung von 2,3 Milliarden Euro als das wertvollste Fintech-Startup Deutschlands. Auf Wachstum folgten Rückschläge. So wurde 2020 der Rücktritt aus Großbritannien bekanntgegeben – als Grund nannte man die auslaufende Banklizenz für den britischen Markt durch den Austritt aus der EU. Doch die Gerüchteküche brodelte und, wie unter anderem die WirtschaftsWoche berichtete, es wurde gemunkelt, ob der Rückzug doch eher mit dem schleppenden Wachstum zusammenhing. Im Interview mit BANKINGNEWS erklärte Georg Hauer, ehemaliger General Manager DACH und Nordeuropa, Ende 2020: „Nach der Kosten-Nutzen-Abwägung haben wir uns dazu entschieden, den britischen Bankenmarkt zu verlassen und uns noch stärker auf unsere europäischen Kernmärkte und die USA zu konzentrieren.“
Nachdem die Bank 2019 zusätzlich in den USA launchte, folgte nach nur etwa 3 Jahren auch hier die Einstellung (BANKINGCLUB berichtete).
Strafen durch die BaFin
Im Jahr 2021 folgten die ersten Probleme mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): Aufgrund verzögerter Verdachtsmeldungen zwischen 2019 und 2020 wurde eine Strafe verhängt. Im Jahr 2024 dann eine weitere Strafe von 9,2 Millionen Euro wegen systematisch verspäteter Meldungen im Jahr 2022. Dazu kamen Probleme in Form von Wachstumsbeschränkungen – ab 2021 durfte N26 monatlich nur noch 50.000 neue Kunden aufnehmen. In 2023 wurde auf 60.000 erhöht, was die Expansion deutlich einschränkte. Erst im Sommer 2024 wurde das Neukundenlimit aufgehoben.
Auch die erweiterte Aufsicht durch die BaFin, die externe Sonderbeauftragte einsetzte, um N26 langfristig zu überwachen, schmerzte: Das Institut wies trotz Verbesserungen weiterhin Schwächen in Systemen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung auf.
Dazu gab es in Italien regulatorische Einschränkungen: Die Banca d’Italia verhängte 2022 ein Verbot zur Kontoeröffnung und den Verkauf bestimmter Produkte aufgrund von Compliance-Mängeln. Probleme mit dem Kundenservice, Konto-Sperrungen und staatsanwaltliche Ermittlungen erschwerten der Neobank die Expansion zusätzlich. Die Abschaffung des Telefonservices im Jahr 2018 führte zu zahlreichen Kundenbeschwerden, die bei kritischen Situationen wie Phishing keine Hilfe erhielten.
Valentin Stalf wechselt in den Aufsichtsrat
In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass die Investoren mit den Gründern über deren Rücktritt verhandelten – erneute Kritik der BaFin, im Zusammenhang mit einer Sonderprüfung und dem Auftritt vieler Mängel, sei der Auslöser.
Am 19. August 2025 dann die Meldung: Valentin Stalf, Gründer und Co-CEO, wechselt in den Aufsichtsrat und zieht sich aus der operativen Verantwortung zurück. Stalf gibt an: „Mein Wechsel in den Aufsichtsrat ist eine strategische Entscheidung, um meine langjährige Erfahrung und mein Wissen weiterhin bestmöglich einzusetzen und N26 zu stärken. Ich werde mich aktiv und mit voller Leidenschaft in die langfristige personelle und strategische Ausrichtung von N26 einbringen. Zusätzlich bleibe ich einer der größten Anteilseigner von N26. Die neue Rolle bietet mir gleichzeitig die Möglichkeit, mich verstärkt meinem Family Office und weiteren unternehmerischen Projekten zu widmen. N26 hat heute ein starkes Team, mit dem es sehr gut für die Zukunft aufgestellt ist.“ Maximilian Tayenthal werde seine Funktionen bei der Bank weiterhin ausüben.
Große Konkurrenz
Besonders in den Jahren, in denen das Wachstum von N26 durch die BaFin gebremst wurde, konnten Konkurrenten wie Revolut florieren. Im Herbst 2024 knackte Revolut in Deutschland die Marke von zwei Millionen Privatkunden, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. 2026 peilt die Digitalbank fünf Millionen Kunden an und strebt an, eine der führenden Direktbanken des Landes zu werden.
In den nächsten Monaten plant N26 mehrere spannende Neuerungen, wie etwa ein digitales Familienpaket mit Kinderkonto, Karten- und Investment-Funktion, den verstärkten Einsatz von KI zur Verbesserung des Services und für smarte Automatisierungen oder auch ein vollständig überarbeitetes App-Design mit Fokus auf ganzheitlichen Vermögensaufbau. Es bleibt abzuwarten, ob der Umschwung gelingt oder ob die BaFin erneut anklopft.
Maria Scherban absolvierte von November 2023 bis Juli 2025 ihr redaktionelles Volontariat beim BANKINGCLUB und arbeitet seitdem als Redakteurin. Zuvor schloss sie ihren Master of Arts an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ab.