Dienstag, 16. Dezember 2025
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Krypto als Sicherheit: Transformation traditioneller Kreditvergabe  

Viele Banken prüfen, wie sie Bitcoin und andere digitale Assets in ihr Kreditgeschäft integrieren können. Die Nachfrage ist da, die regulatorischen Leitplanken mit Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) klarer denn je – doch operative Hürden und Unklarheiten rund um Eigenkapitalbestimmungen bremsen die Skalierung. XY von Sopra Financial Technology berichtet darüber, welche Hürden Banken nehmen müssen, damit dies gelingt.

Rund 5,8 Millionen Menschen in Deutschland besitzen derzeit digitale Assets, vor allem Bitcoin. Mit zunehmender Verbreitung gewinnen Kryptowährungen auch im Bankgeschäft an Bedeutung. So hat sich in den vergangenen Jahren ein globaler Markt für kryptobesicherte Kredite entwickelt, der 2025 einen Umfang von über 53 Milliarden US-Dollar erreicht hat. Für Banken stellt sich vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen die Frage, wie sie Kryptowährungen sicher und regulierungskonform in das eigene Geschäft integrieren können.  

In regulatorischer Hinsicht sind die Rahmenbedingungen dafür günstiger als jemals zuvor. Mit der europäischen MiCAR liegt ein klarer Ordnungsrahmen vor: Kryptowerte, Verwahrmodelle und Dienstleistungen können dadurch erstmals einheitlich definiert und beaufsichtigt werden. Damit steigt die Planungssicherheit – ein zentraler Faktor, um innovative Finanzprodukte jenseits von Pilotprojekten in Richtung Skalierung zu entwickeln. 

Vorgaben zur Eigenkapitalausstattung bremsen 

Trotzdem zögern viele Banken noch. Unklarheit besteht etwa im Hinblick auf die Eigenkapitalunterlegung. Solange Bitcoin im Rahmen der Capital Requirements Regulation wie ein Blankodarlehen behandelt wird, ist die Kapitalbindung hoch. Für viele Institute ist das ein Grund, das Thema mit Vorsicht anzugehen. Parallel müssen technische, operative und prozessuale Anforderungen erfüllt sein. Dazu zählen etwa sichere Verwahrmodelle, segregierte Wallets, Multisig-Architekturen oder automatisierte LTV-Monitoringprozesse. Erst wenn diese Elemente nahtlos zusammenspielen, lässt sich eine Lösung erfolgreich skalieren. 

Eine kryptobesicherte Kreditvergabe bietet vielversprechende Potenziale. Für Banken eröffnen sich neue Ertragsquellen und Chancen zur strategischen Differenzierung. Außerdem werden neue, digitalaffine Kundensegmente erschlossen. Ein von Beginn an regulierungskonform konzipiertes Crypto-Backed Lending bietet Sicherheit, schafft Spielräume und verbindet traditionelle Strukturen mit der Dynamik liquider und weltweit handelbarer Digitalwährungen. 

Auch die Kunden profitieren: Sie erhalten Zugang zu Liquidität, ohne dass die eigenen Krypto-Assets veräußert und Gewinnsteuern bezahlt werden müssen. Eine transparente Verwahrung, Echtzeit-Monitoring der Kursentwicklungen und die Vorteile eines regulierten Bankprodukts garantieren eine sichere Abwicklung des Kreditgeschäfts. Gleichzeitig gilt es, Risiken realistisch zu adressieren: volatile Preise, mögliche Liquidationen bei starken Kursbewegungen, operative Anforderungen an die IT und die Komplexität technischer Schnittstellen. Eine klare Governance, transparente Service-Level-Agreements (SLAs) und ein robustes Risikomanagement sind deshalb essenziell. 

Vom Experiment zur marktreifen Lösung 

Inzwischen existieren erste marktfähige Lösungen in Form von Pilotprojekten. Ein Beispiel ist die Bitcoin-Backed Lending Solution, eine integrierte White Label-Lösung für Bitcoin-besicherte Kredite, die derzeit von Sopra Financial Technology, der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte und der Handelsplattform 21bitcoin entwickelt wird. Sie verbindet moderne Verwahrmodelle, Multisig-Strukturen, automatisiertes Loan to Value (LTV)-Monitoring und die vollständige Integration in bestehende Bankprozesse. Das Projekt zeigt, wie sich Kryptoverwahrung, Risikomanagement und Kreditvergabe zusammendenken lassen, ohne die Kontrolle aus der Hand zu geben. Banken behalten so die Verantwortung und gewinnen zugleich neue Gestaltungsspielräume. 

Digitale Sicherheiten werden damit zu einem Baustein zukunftsfähiger Kreditprodukte. Die Professionalisierung des Marktes, regulatorische Klarheit und die Nachfrage nach transparenten Lösungen schaffen ein Umfeld, in dem Crypto-Backed Lending zu einem relevanten Geschäftsfeld wird. Institute, die sich frühzeitig mit den relevanten Anforderungen auseinandersetzen, sichern sich einen Vorsprung und positionieren sich als vertrauenswürdige Partner in einem sich rapide entwickelnden Finanzökosystem. 

Thomas Münch

Thomas Münch ist Product Owner bei Sopra Financial Technology und treibt die Integration von Bitcoin als Kreditsicherheit im europäischen Bankenmarkt voran. Mit über 20 Jahren Erfahrung – von der klassischen Kreditanalyse bis zur digitalen Produktentwicklung – gestaltet er innovative Lösungen im Bereich „Sopra Crypto Solutions“ an der Schnittstelle von Bankwesen und Bitcoin. 

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