Bereits seit acht Jahren veröffentlicht das appliedAI Institute for Europe den KI-Startup Landscape und analysiert hier das KI-Startup-Ökosystem in Deutschland. Die umfassenden Ergebnisse tragen seither maßgeblich dazu bei, dass sich politische Entscheidungsträger, Unternehmen sowie Investoren und Forscher im deutschen KI- und Innovationsnetzwerk zurechtfinden. Es entsteht eine hochwertige Datenbank mit über 1000 analysierten und validierten KI-Startups, in denen Unternehmen, KMU sowie staatliche Institutionen potenzielle Partner sehen.
Dabei werden Startups analysiert, deren Geschäftsmodell auf KI basiert und deren Gründung nicht länger als zehn Jahre zurückliegt. In der diesjährigen Bewertungsrunde waren 935 KI-Startups vertreten, was ein Wachstum von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr markiert – der Aufwärtstrend bleibt also bestehen. Außerdem auffällig ist die hohe Überlebensrate von Startups aus dem vergangenen Jahr: Von den insgesamt 935 KI-Startups sind lediglich 313 neue dazugekommen. Die wenigen, die es nicht mehr in die Landscape geschafft haben, sind entweder der Insolvenz zum Opfer gefallen (65 Prozent), haben ihren Exit erzielt (11 Prozent), den Standort ins Ausland verlegt (5 Prozent) oder wurden aus der Liste entfernt, da sie älter als 10 Jahre wurden (19 Prozent).
Steigende Nachfrage nach KI-Lösungen
Grundsätzlich wird die Digitalisierungs- und Innovationslage in Deutschland durch das starke Wachstum des KI-Startup-Ökosystems angetrieben. Begünstigt wird das Wachstum mitunter durch das gestiegene Vertrauen von Investoren in KI-Geschäftsmodelle und die branchenübergreifende Nachfrage nach KI-Lösungen. Die stetig wachsende Zahl neuer Marktteilnehmer zeigt außerdem, dass die in Deutschland ausgebauten Unterstützungsstrukturen – wie Inkubatoren, Acceleratoren und staatliche Förderprogramme – zunehmend Wirkung entfalten und die Entstehung wettbewerbsfähiger KI-Unternehmen fördern. Die Zahlen sprechen hier für sich: Während in den letzten zehn Jahren insgesamt rund 7,57 Milliarden Euro Finanzierungsgelder geflossen sind, waren es im Jahr 2025 allein bis Juli schon 2 Milliarden Euro.
Eine Herausforderung für das Ökosystem bleibt jedoch die Skalierung: das Beschaffen von Kapital vor allem in späteren Finanzierungsphasen erweist sich nach wie vor für viele Startups als schwierig. Darüber hinaus hemmen sowohl der begrenzte Zugang zu internationalen Märkten als auch die zögerliche Einführung von KI in deutschen Unternehmen und Behörden den Wandel kleiner Startups zu global konkurrenzfähigen Tech-Unternehmen. Bisher zeigen sich empirisch jedoch keine Hinweise darauf, dass die seit dem 1. August 2025 geltende KI-Verordnung die Gründung oder Abwanderung von KI-Startups in Deutschland negativ beeinflusst. Die Dynamik im Gründungsumfeld bleibt offenbar weitgehend stabil.
Dabei erweisen sich immer noch Berlin (mit 283 Startups) und München (200 Startups) als die beliebtesten Gründungsstandorte: fast 50 Prozent aller KI-Startups im Land verteilen sich auf diese beiden Städte. Die nächsten Plätze belegen mit weitem Abstand Hamburg (71), Köln (26), Karlsruhe (22) und Stuttgart (22) mit zweistelligen KI-Startups.
Branchenübergreifender Einsatz von KI
Was die thematische Ausrichtung angeht, konnte festgestellt werden, dass sich deutsche KI-Startups zwar auf wenige Schlüsselbranchen fokussieren. Nichtsdestotrotz führt mit 158 Unternehmen die Kategorie „Branchenübergreifend“ – ein Hinweis auf die wachsende und vielseitige Anwendbarkeit von KI in unterschiedlichen Bereichen. Mit 110 Startups folgt die Branche „Gesundheits- und Sozialwesen“, mit Innovationen in den Bereichen Diagnostik, personalisierte Medizin und Effizienz im Gesundheitswesen. Den dritten Platz belegt der Fertigungssektor (88 Startups), wo KI vor allem in Automatisierung, vorausschauender Wartung und Qualitätskontrolle eingesetzt werden soll. Insgesamt handelt es sich bei den analysierten KI-Startups jedoch hauptsächlich um B2B-Lösungen. Im B2C-Segment finden sich bislang nur wenige KI-Startups – was zeigt, dass diese Märkte entweder in der Hand internationaler Akteure sind oder bei der KI-Adoption noch hinter dem B2B-Bereich zurückliegen.
Die KI-Startup-Landschaft 2025 zeigt ein dynamisches, wachstumsstarkes Bild: Deutschland bleibt investitions- und innovationsfreudig und behauptet zunehmend seine Position im internationalen Wettbewerb. Das Tempo der technologischen Entwicklung dürfte auch in den kommenden Jahren kaum nachlassen – und bietet enormes Potenzial für Branchen, die bislang noch zögern.
Gerade im Banken- und Finanzsektor besteht weiterhin Nachholbedarf: Viele Institute stehen erst am Anfang, KI strategisch und ganzheitlich einzusetzen – sei es im Risikomanagement, im Kundendialog oder in der Prozessautomatisierung. Hier liegen enorme Chancen für Kooperationen zwischen etablierten Akteuren und jungen, technologiegetriebenen Startups. Ein Appell an alle FinTechs, KI-Startups und Innovator:innen: Bringt eure Ideen auf die Bühne! Bei der FinTraWorld26 am 28. und 29. Januar 2026 in Köln werden genau diese Themen im Mittelpunkt stehen – Technologien, die das Finanzwesen von morgen prägen. Wer KI und Finanzen zusammendenkt, gestaltet die Zukunft des Bankings aktiv mit.
Fiona Gleim absolvierte von August 2021 bis Dezember 2022 ihr redaktionelles Volontariat bei der BANKINGCLUB Plattform GmbH und ist seitdem auch als festes Redaktionsmitglied beschäftigt. Davor schloss sie ihren Bachelor of Arts an der Universität Kassel ab.


