Samstag, 26. Juli 2025

Fachkräftemangel in Frankfurts Finanzwelt 

Frankfurt am Main gilt als Finanzhauptstadt Deutschlands. In der hessischen Großstadt finden sich zahlreiche wichtige Finanzinstitutionen, unter anderem die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank. Auch andere Finanzriesen, wie etwa die Deutsche Bank, die Commerzbank oder auch die DZ BANK, haben ihren Sitz in Frankfurt. Erst kürzlich kam mit der neuen EU-Behörde Anti-Money Laundering Authority (Anti-Geldwäsche-Behörde, AMLA) neben der BaFin eine weitere Aufsicht in die Stadt. 

Fachkräftemangel macht sich bemerkbar 

Doch die Finanzbranche schlägt Alarm: Es fehlen qualifizierte Mitarbeiter, vor allem in Frankfurt. Laut Bloomberg zeigt eine neue Studie der Index Gruppe, dass im zweiten Quartal des Jahren 3.958 Stellen bei Banken, Kreditinstituten sowie Fintechs ausgeschrieben waren – das sind etwa genauso viele wie im Jahr zuvor. Damit belegt die Finanzmetropole den ersten Platz, dicht gefolgt von Berlin mit etwa 3.000 und München mit etwa 2.000 offenen Stellen in der Branche.  

Jürgen Grenz, Geschäftsführer der Index Gruppe, erklärte gegenüber Bloomberg: „Branchenübergreifend ist das Stellenangebot in Deutschland im zweiten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,6 Prozent zurückgegangen. Der Finanzsektor hat hingegen rund 0,7 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben.“ 

In ganz Deutschland macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar – mit 38.636 ausgeschriebenen Stellen gibt es sogar einen leichten Anstieg zum Vorjahresquartal. In den nächsten zwölf Jahren scheiden laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft rund 19,5 Millionen Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt aus. Dabei rücken nur etwa 12,5 Millionen jüngere Arbeitskräfte bis 2036 nach. Grundlage der Berechnung sind Daten des Zensus 2022 und des Statistischen Bundesamts. Bereits Ende 2022 hatten drei Millionen Babyboomer das Rentenalter erreicht, bis 2036 folgen voraussichtlich weitere 16,5 Millionen. 

„Die anstehende Welle der in Rente gehenden Babyboomer wird zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Die Politik muss nun Prioritäten setzen und geltende sowie neue Gesetze hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf das Arbeitskräfteangebot prüfen“, so IW-Ökonom Holger Schäfer. 

Jede zehnte ausgeschriebene Stelle ist eine Ausbildungsposition  

Speziell im Bankensektor wird erwartet, dass in den nächsten zehn Jahren rund ein Drittel der Mitarbeitenden in den Ruhestand gehen wird. Vor diesem Hintergrund bemüht sich die Branche gezielt um Nachwuchs: Etwa jede zehnte öffentlich ausgeschriebene Stelle im Bankensektor im zweiten Quartal betraf eine Ausbildungsposition, wie die Index-Daten zeigen. 

In einem Interview mit Bloomberg, warnte Gerrit Bouckaert, CEO für Recruitment bei Robert Walters: „In Europa und in Deutschland gibt es in der Bankenbranche einen Fachkräftemangel. Besonders in den Bereichen Regulatorik, Risikomanagement, künstliche Intelligenz und Sustainable Finance werden Fachleute dringend gesucht.“ 

Um dem Fachkräftemangel in der Finanzindustrie wirksam zu begegnen, müssen Unternehmen über klassische Anreizsysteme hinausdenken. Eine moderne Führung, flexible Arbeitszeitmodelle, die Förderung von Diversität und allgemein die gezielte Stärkung der Arbeitgeberattraktivität können beim War of Talents entscheidend sein.  

Maria Scherban absolviert seit November 2023 ihr redaktionelles Volontariat bei der BANKINGCLUB Plattform GmbH. Zuvor schloss sie ihren Master of Arts an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ab.

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