Montag, 11. August 2025

Finanzwelt im Umbruch – die Investmentstrategie der Generation Z

Krypto, ETFs und nachhaltige Investments – die Generation Z stellt die Finanzwelt auf den Kopf. Auf welche Trends sie setzt und wie sich ihr Anlageverhalten von früheren Generationen unterscheidet.

Die Art, wie junge Menschen investieren, unterscheidet sich grundlegend von den Strategien ihrer Eltern und Großeltern. Die Generation Z wächst in einer Zeit auf, in der digitale Technologien, Nachhaltigkeit und ein verändertes Verhältnis zu Risiko das Finanzverhalten bestimmen. Während ältere Generationen auf klassische Anlageprodukte wie Rentenversicherungen oder Festgeldkonten setzten, verfolgt die Gen Z einen agilen, technologiegetriebenen und ethisch geprägten Ansatz. Sie verlangt nach flexiblen, kosteneffizienten sowie renditestarken Finanzprodukten – und stellt damit die Finanzbranche vor neue Herausforderungen.

Krypto und digitale Assets – Die neue Renditehoffnung

Kryptowährungen sind längst kein Nischenthema mehr. Laut einer aktuellen Erhebung besitzen weltweit 51 Prozent der Gen Z digitale Währungen – in den USA sogar 55 Prozent. Der Grund für diese Affinität liegt auf der Hand: Diese Generation ist digital aufgewachsen und bewegt sich spielerisch zwischen technologischen Neuerungen. Bitcoin, Ethereum und Co. werden nicht nur als spekulative Assets betrachtet, sondern als ein essenzieller Teil eines diversifizierten Portfolios.

Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Die hohen Renditepotenziale gehen mit extremen Risiken einher. Während 52 Prozent der jungen Anleger überdurchschnittliche Gewinne erwarten, unterschätzen viele die Volatilität und regulatorischen Unsicherheiten. Die Tatsache, dass nur 12 Prozent der Krypto-Plattformen nach ISO-27001-Sicherheitsstandards zertifiziert sind, zeigt, dass hier ein erhebliches Sicherheitsrisiko besteht. Dennoch bleibt Krypto für viele junge Investoren eine der attraktivsten Anlageklassen – nicht zuletzt, weil sie ihnen Unabhängigkeit von traditionellen Finanzinstitutionen bietet.

Neben Kryptowährungen hat sich ein weiteres Finanzprodukt an die Spitze der Beliebtheitsskala geschoben: ETFs. Fast 82 Prozent der jungen Anleger setzen auf passiv gemanagte Fonds, die eine kosteneffiziente Möglichkeit bieten, langfristig Vermögen aufzubauen. Besonders im Trend sind ESG-ETFs, die auf nachhaltige Unternehmen setzen. Hier zeigt sich ein weiteres charakteristisches Merkmal der Gen Z. Sie investiert nicht nur aus Renditegründen, sondern auch mit ethischen Überzeugungen.

Bereits 50 Prozent der jungen ETF-Anleger bevorzugen Produkte mit einem Nachhaltigkeitsrating von AA oder höher. Ein gutes Beispiel ist der SwissLife EcoFuture ETF, dessen CO₂Fußabdruck um 50 Prozent unter dem MSCI World liegt. Neben dem Umweltaspekt spielt die Kostenstruktur eine zentrale Rolle: Mit einer durchschnittlichen Total Expense Ratio (TER) von 0,8 Prozent sind nachhaltige ETFs günstiger als viele aktiv gemanagte ESG-Fonds, die oft bei über 1,2 Prozent liegen.

Einzelaktien verlieren an Relevanz – mit einer Ausnahme

Einzelaktien gehören bei der Gen Z nicht mehr zu den großen Favoriten. Der Anteil junger Investoren, die gezielt in Einzelwerte investieren, ist seit 2022 um sieben Prozentpunkte gesunken und liegt nun nur noch bei 21 Prozent. Doch auch hier gibt es eine klare Entwicklung: Wer investiert, setzt auf Tech-Titel und nachhaltige Unternehmen. Firmen wie Tesla oder Apple dominieren die Portfolios, doch auch Clean-Energy-Aktien sind stark gefragt.

Interessanterweise lassen sich 60 Prozent der jungen Anleger von Social-Media-Trends beeinflussen – insbesondere von Finfluencern auf Plattformen wie TikTok und Instagram. Das ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits führt es zu einer höheren Finanzbildung, andererseits besteht die Gefahr, dass kurzfristige Hypes nachhaltige Strategien überlagern.

Ein scheinbar paradoxes Verhalten zeigt sich bei der Beliebtheit von Tagesgeldkonten. Trotz ihrer allgemeinen Risikobereitschaft setzen 45 Prozent der Gen Z auf diese konservative Sparform. Die Gründe dafür liegen in der Kombination aus sofortiger Liquidität und attraktiveren Zinssätzen. Nachdem jahrelang kaum Zinsen auf Tagesgeld gezahlt wurden, bieten viele Banken nun wieder Verzinsungen von durchschnittlich 3 Prozent, was die Attraktivität erhöht.

Zudem verwalten 82 Prozent der jungen Anleger ihr Tagesgeld rein digital – ein klarer Beweis dafür, dass traditionelle Banken mit rein analogen Prozessen kaum noch eine Rolle spielen. Interessant ist auch die Verbindung von Tagesgeld mit inflationsindexierten Anleihen (TIPS), die eine langfristige Absicherung gegen Kaufkraftverluste ermöglichen.

Carlos Link-Arad ist Autor bei BANKINGNEWS und widmet sich in seinen Artikeln insbesondere den Bedürfnissen von Bankkunden. Sein Fokus liegt auf Themen wie Geldanlage, Personal Finance und der Gestaltung eines bewussten Umgangs mit Finanzen. Als Mitgründer von Finantio bringt er tiefgreifende Expertise mit und hat in unterschiedlichen Rollen Erfahrungen in der Finanz- und Fintech-Branche gesammelt.

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