Montag, 29. September 2025

BPO ist ein strategisches Instrument bei der digitalen Transformation

Längst geht es den Banken beim Outsourcing nicht mehr um reine Kostensenkung. Eine aktuelle Studie zeigt: Mehr als die Hälfte der Institute lagert Geschäftsprozesse gezielt aus, um Transformation und Innovation zu fördern. Wo Outsourcing besonders große Vorteile bringt und welche Rolle KI dabei spielt, erklärt Oliver Wibbe, Geschäftsführer von SPS Germany, im Gespräch mit BANKINGCLUB.

BANKINGCLUB: Herr Wibbe, was treibt Banken aktuell bei ihrer Transformation an – und woran scheitert die Umsetzung in der Praxis?

Oliver Wibbe: Viele Institute stehen massiv unter Druck – regulatorisch, technologisch, personell. Die meisten wissen, dass sie schneller und flexibler werden müssen, um Schritt zu halten. Unsere gemeinsame Studie mit NelsonHall zeigt: 96 Prozent der befragten Führungskräfte wollen ihren Umsatz steigern, 89 Prozent ihre Betriebskosten senken, 81 Prozent die Transformation beschleunigen. Auch Skalierbarkeit ist ein großes Thema – 62 Prozent sehen hier klaren Handlungsbedarf. Im Fokus stehen dabei Verbesserungen in der Kundenbetreuung, mehr Automatisierung im Tagesgeschäft und die Neugestaltung veralteter Abläufe. Was sie dabei ausbremst, ist nicht der Wille, sondern der Mangel an Ressourcen. Mehr als zwei Drittel geben an, dass sie weder die Kapazitäten noch das Know-how haben, um operative Abläufe und Transformationsinitiativen parallel zu stemmen. Wer aber nicht transformiert, bleibt stehen. Genau da setzt BPO an – es verschafft den Instituten nicht nur Freiraum für die Transformation, sondern kann auch gesamte Prozesse und Themengebiete transformieren.

Wie genau setzen Banken BPO heute ein – und worin liegt der strategische Nutzen?

Früher war Outsourcing gleichbedeutend mit Kostensenkung. Heute ist es vielmehr auch ein Hebel zur strukturellen Modernisierung. So sehen heute die Mehrzahl der Bankenmanager BPO als einen entscheidenden Faktor bei der Transformation von Bankprozessen. Es geht darum, Komplexität rauszunehmen, intern den Blick für strategisch Wichtigeres freizumachen und gleichzeitig den Zugang zu Technologie und Spezialwissen zu sichern. Im Fokus stehen Prozesse wie Kreditbearbeitung, Kunden-Onboarding, Zahlungsverkehr oder die Abwicklung von Wertpapiertransaktionen – alles Bereiche mit hohem Volumen, vielen manuellen Schnittstellen und strengen regulatorischen Anforderungen. Gerade hier lassen sich mit spezialisierten Partnern große Effizienzgewinne erzielen. Wir sehen auch, dass Institute nicht nur einzelne Aufgaben auslagern, sondern zunehmend ganze Prozessketten – inklusive Compliance, Dokumentenmanagement und Kundenkommunikation.

Ein Aspekt, der in Ihrer Studie hervorsticht, ist KI. Wie wichtig ist das Thema für die Auswahl eines Outsourcing-Partners?

Immer wichtiger. 84 Prozent der Befragten sagen, dass die Fähigkeit zur Integration generativer KI ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl ihres BPO-Partners ist. Bei SPS setzen wir solche Lösungen längst produktiv ein, etwa bei der Dokumentenklassifikation, beim Datenabgleich im Kreditgeschäft oder im automatisierten Kundendialog. Das senkt Fehlerquoten, reduziert Bearbeitungszeiten und verbessert das Erlebnis auf Kundenseite – und es entlastet die internen Teams spürbar. Ein großer Vorteil ist auch: Als BPO-Partner können wir unsere KI-Lösungen in unterschiedlichen Umfeldern erproben und systematisch weiterentwickeln – über Branchen, Prozesse und Länder hinweg. Dieses Know-how geben wir gezielt an unsere Kunden weiter. Institute müssen so keine eigenen großen KI-Projekte aufsetzen – sondern sie können von praxiserprobten, skalierbaren Lösungen profitieren, die sich nahtlos in bestehende Systeme integrieren lassen. Für uns ist KI ein Handwerkszeug, welches in unserer Organisation und unseren Prozessen fest verankert ist.

Was zeichnet einen guten BPO-Partner für Transformationsprojekte in der Finanzbranche aus?

Ein verlässlicher Partner muss nicht nur technologische Exzellenz mitbringen, sondern auch ein tiefes Verständnis für regulatorische Vorgaben und die Marktlogik der Branche. SPS arbeitet mit über 250 Banken und Versicherern weltweit zusammen – darunter viele, die aus einem einzelnen Projekt heraus in eine langfristige strategische Partnerschaft gewachsen sind. Unsere Lösungen sind PCI- und ISO-zertifiziert, unsere Prozesse erfüllen durchgehend die regulatorischen Anforderungen. Unsere stark automatisierten und standardisierten Prozesse liefern höchste Genauigkeit und gewährleisten damit den Datenschutz sowie Governance.

Was geben Sie Instituten mit auf den Weg, die über Outsourcing nachdenken?

Outsourcing ist keine Notlösung, kein kurzfristiges Sparprogramm, sondern eine strategische Entscheidung. Wer langfristig erfolgreich sein will, braucht Partner, die Komplexität reduzieren, statt neue Abhängigkeiten zu schaffen. Es geht nicht darum, einzelne Aufgaben abzugeben – sondern darum, operative Last loszuwerden und Wachstumsfähigkeit zurückzugewinnen. Die Studie ist hier eindeutig: Die Institute, die früh auf BPO setzen, sind heute agiler, innovativer und kundenorientierter unterwegs.

Die neue Studie von SPS und NelsonHall macht die zentralen Herausforderungen der Branche sichtbar und zeigt auf, welche Rolle strategisches Outsourcing bei der Transformation von Bankprozessen spielt. Alle Ergebnisse stehen hier kostenfrei zum Download zur Verfügung: Strategisches BPS-Outsourcing.

Oliver Wibbe

Fiona Gleim absolvierte von August 2021 bis Dezember 2022 ihr redaktionelles Volontariat bei der BANKINGCLUB Plattform GmbH und ist seitdem auch als festes Redaktionsmitglied beschäftigt. Davor schloss sie ihren Bachelor of Arts an der Universität Kassel ab.

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