Deutschland bleibt für Startup-Gründungen attraktiv – zumindest auf dem Papier. Laut dem Deutschen Startup Monitor 2025 halten fast 40 Prozent der Gründerinnen und Gründer die Bundesrepublik mittlerweile für attraktiver als die USA, sechs Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Stabilität, Forschungslandschaft und Talente sprechen für den Standort. Doch hinter dieser positiven Entwicklung zeigen sich altbekannte Schwächen.
Fintech nur eine Nische?
Ein genauer Blick zeigt, dass sich die Gründungsaktivität stark auf bestimmte Branchen konzentriert und ausgerechnet der Finanzsektor dabei eine vergleichsweise kleine Rolle spielt. Nur 4,1 Prozent der befragten Startups lassen sich der Banken- und Versicherungsbranche zuordnen. Diese Zahl umfasst jedoch ausschließlich Fintechs und Insurtechs im engeren Sinn – also Unternehmen, die selbst Finanz- oder Versicherungsdienstleistungen anbieten. Viele technologische Innovationen, die für Banken relevant sind, entstehen dagegen in anderen Segmenten, etwa bei Startups aus den Bereichen Regtech, Data Analytics oder Cybersecurity.
Für Banken und etablierte Unternehmen gewinnt damit die Zusammenarbeit mit Startups zunehmend an Bedeutung. Doch gerade hier zeigt sich eine problematische Entwicklung: Die Kooperationen zwischen Startups und Corporates gehen weiter zurück. Nur noch 56 Prozent der jungen Unternehmen arbeiten mit etablierten Partnern zusammen. Noch kritischer: Nur elf Prozent der Gründerinnen und Gründer bewerten die Kooperationsbereitschaft großer Unternehmen als hoch, fast die Hälfte sehen sie als gering an. Gerade in einer Phase, in der Künstliche Intelligenz als Treiber einer neuen wirtschaftlichen Transformation gilt, wären solche Partnerschaften wichtiger denn je. Denn 45 Prozent der Startups sehen KI bereits als Kernbestandteil ihres Produkts.
Kapital bleibt Engpass
Hinzu kommt eine weiterhin angespannte Kapitalsituation. Zwar steigt das Investitionsvolumen nach dem Einbruch der letzten Jahre leicht an, auf siebeneinhalb Milliarden Euro, doch im internationalen Vergleich bleibt Deutschland deutlich zurück. Gemessen an der Wirtschaftsleistung liegt die Bundesrepublik bei Venture-Capital-Investitionen nur auf Rang 18. Für viele Startups bedeutet das: Spätestens in der Wachstumsphase müssen sie Investoren im Ausland suchen. Damit wandert nicht selten auch Know-how und Wertschöpfung ins Ausland ab. Und oftmals auch die Gründerinnen und Gründer selbst. Zwar würden acht von zehn von ihnen erneut ein Unternehmen aufbauen, doch fast ein Drittel der Gründerinnen und Gründer würde das lieber im Ausland tun. Mangelnde Kooperationsbereitschaft, schwache Kapitalmärkte und eine ausufernde Bürokratie bremsen den Standort aus.
Was erwarten Gründerinnen und Gründer von der Politik? Klare Prioritäten. Die neuen Programme der Bundesregierung – von Startup-Factories bis zu Wachstumsfonds – werden zwar grundsätzlich begrüßt, doch die Einschätzung bleibt nüchtern: Statt punktueller Initiativen wünschen sich Gründerinnen endlich verlässliche Rahmenbedingungen, die Innovation und Wachstum dauerhaft erleichtern: schlankere Verwaltungsprozesse, einen dynamischeren Kapitalmarkt und Steuererleichterungen für junge Unternehmen. Deutschland hat die Talente und Technologien, aber noch fehlt es am Mut, sie zu entfesseln.
Daniel Fernandez ist seit 2025 Chefredakteur der BANKINGNEWS. Seine journalistische Laufbahn begann er 2017 in der Redaktion als Volontär. Er studierte English Studies an der Universität Bonn (B.A. 2016) und vertiefte seine akademische Ausbildung mit einem Master in English Literatures and Cultures, den er ebenfalls in Bonn abschloss. Erste redaktionelle Erfahrungen sammelte er parallel zum Studium als freier Werbetexter.