Seit 25 Jahren schon bleibt der Jahresumsatz mit Büchern mit über neun Milliarden Euro etwa gleich hoch. Doch zumindest im Jahr 2023 stieg der Umsatz laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels um 2,8 Prozent – im ersten Halbjahr 2024 nochmals um 1,2 Prozent. Laut einer Umfrage von YouGov im Januar 2025 geben 16,7 Prozent an – das ist etwa jeder Sechste – keine Bücher zu lesen.
Am 6. September ist Lies-ein-Buch-Tag, der jedes Jahr als sanfter Appell Lesemuffel dazu bringen soll, etwas zu lesen. Studien belegen etwa, dass Lesen unter anderem den Stress erheblich senken kann: Lesen kann den Stresspegel um 68 Prozent senken, fand die University of Sussex heraus.
Falls Sie das als Anlass nehmen wollen, um auch mal wieder in einem Buch zu blättern, haben wir hier Buchempfehlungen aus der Redaktion für Sie:
Thorsten Hahn, Herausgeber BANKINGNEWS
Erzählende Affen: Mythen, Lügen, Utopien – wie Geschichten unser Leben bestimmen
Autoren: Samira El Ouassil, Friedemann Karig
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Preis: 14,99 €
Umfang: 544
Eine starke Geschichte kann Leben retten, Wahlen entscheiden, Gesellschaften verändern. Aber sie kann auch Kriege auslösen und Menschen verfeinden. Samila El Ouassil und Friedemann Karig verfolgen diese ambivalente Wirkungsmacht anhand wichtiger Narrative von der Antike bis zur Gegenwart und zeigen, welche Erzählungen uns heute gefährden und warum wir neue benötigen, um unsere Welt zu erhalten.
Am Ende: Erlebnisse und Erkenntnisse aus meinem kreativen Leben
Autor: Jean-Remy von Matt
Verlag: Econ
Preis: 25 €
Umfang: 240
Jean-Remy von Matt, Deutschlands bekanntester Storyteller der Werbung, erzählt, wo und wie in seinem Leben Kreativität einen Unterschied gemacht hat. Die Agentur Jung von Matt, die er mit Holger Jung 1991 gründete, hat Werbegeschichte geschrieben.
Mit Kampagnen für Edeka, Mercedes-Benz oder Sixt und mit Slogans wie „Bild Dir Deine Meinung“, „Wer hat’s erfunden?“ oder „Drei, zwei, eins, meins“. Seit seinem Ausstieg aus der Werbung verfolgt er Konzeptkunst-Projekte, die schon in namhaften Museen ausgestellt wurden. Am Ende ist sein autobiographisches Schlusswort.
Daniel Fernandez, Chefredakteur
Verlassene Orte: Enden und Anfänge in einer menschenleeren Welt
Autorin: Cal Flyn
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Preis: 34 €
Umfang: 344
Die mehrfach ausgezeichnete schottische Essayistin Cal Flyn erkundet in diesem außergewöhnlichen Buch Orte, an denen keine Menschen mehr leben – oder nur noch wenige ihr Dasein fristen. Es sind Sperrgebiete oder Geisterstädte, Festungsinseln und Niemandsländer, unwegsames Terrain, auf das sich Flyn wagt, als sie verwaiste und verwüstete Orte besuchte, um zu verstehen, was passiert, wenn man der Natur erlaubt, sich ihren Platz zurückzuerobern. Auf einer unbewohnten schottischen Insel begegnet sie einer Herde verwilderter Rinder, in Tschernobyl einer Handvoll Menschen, die nach der Nuklearkatastrophe in ihre kontaminierten Häuser zurückkehrten, und in Detroit, der einst viertgrößten Stadt der USA, trifft sie auf ganze Straßenzüge, die so verfallen sind, dass Tiere und Pflanzen sie übernommen haben.
Egal wie trostlos, unheimlich, verwüstet und verseucht die Orte sind, die Flyn erkundet, überall erkennt sie allen Widrigkeiten zum Trotz Anzeichen von ökologischer Resilienz und Regeneration, kurzum: von Leben. Sie entdeckt Pflanzen, die auf kontaminierten Böden gedeihen, Fische, die gegen bestimmte Gifte unempfindlich geworden sind oder einen künstlichen See, der zur belebten Wüste versandet. Ihr Buch ist ein genau recherchiertes und mit literarischem wie psychologischem Einfühlungsvermögen geschriebenes Plädoyer für eine radikale Überprüfung dessen, was wir unter ›Natur‹ verstehen. Nicht zuletzt bietet es vielfältige, auch verstörende Antworten auf die dringliche Frage, wie der Schaden, den wir an der Natur verursacht haben, noch behoben werden kann.
Margaretha Müller, Redakteurin
Toxische Weiblichkeit
Autorin: Sophia Fritz
Verlag: Hanser Literaturverlage
Preis: 22 €
Umfang: 192
Etwas fühlt sich falsch an: Wenn wir lächeln, obwohl wir eigentlich streiten möchten. Wenn wir unsere Freundinnen ghosten, weil wir Konfrontation fürchten und Konflikte vermeiden wollen. Wenn wir uns für Feminismus einsetzen, aber anderen Frauen* nicht vertrauen und instinktiv nach ihren Fehlern und Schwächen suchen. Was lauert da in uns weiblich sozialisierten Menschen, dass wir uns immer wieder gegen uns selbst und andere richten? In mutiger Selbstbefragung führt uns Sophia Fritz dorthin, wo es weh tut, und zeigt uns ein Phänomen, von dem wir gerade erst begreifen, wie sehr es unsere Lebenswelt bestimmt: Toxische Weiblichkeit. Der Essay der Stunde für alle, die sich nach einem neuen feministischen Miteinander sehnen, von einer der kreativsten und klarsten Denkerinnen der neuen Generation.
Maria Scherban, Redakteurin
Die Akte Tengelmann und das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs Karl-Erivan Haub
Autorin: Liv von Boetticher
Verlag: Finanzbuch Verlag
Preis: 22 €
Umfang: 336
Die Geschichte liest sich wie ein Hollywood-Thriller, ist aber wahr: Am 7. April 2018 verschwindet der deutsch-amerikanische Milliardär Karl-Erivan Haub im Gletschergebiet am Matterhorn. Der bestens trainierte Extremsportler hinterlässt keine einzige Spur, keinen Hilferuf, kein Zeichen eines Überlebenskampfes. Im Oktober 2018 wird die Suche nach ihm offiziell eingestellt, seine Leiche wird nie gefunden. Ein Bruder Haubs lässt den Unternehmer für tot erklären, was seine Macht in einem Firmenimperium sichert, zu dem unter anderem OBI, KiK und Teile von Zalando gehören.
Die Investigativjournalistin Liv von Boetticher hat den Fall jahrelang recherchiert. Obwohl ihr jede Menge Steine in den Weg gelegt wurden, erhielt sie Zugang zu streng vertraulichen Akten privater Ermittler. Sie lassen den Schluss zu: Der Verschwundene könnte noch leben – und zwar in Russland. Viel spricht dafür, dass der frühere Chef des Tengelmann-Imperiums seit Jahren in äußerst dubiose Geschäfte in Russland verstrickt und vermutlich deswegen auf das Radar der amerikanischen Bundespolizei FBI und der CIA geraten war. Eine spannende Lektüre aus der Welt von Reichen, die sich mit den falschen Leuten eingelassen haben.
Maria Scherban absolvierte von November 2023 bis Juli 2025 ihr redaktionelles Volontariat beim BANKINGCLUB und arbeitet seitdem als Redakteurin. Zuvor schloss sie ihren Master of Arts an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ab.