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Fukushima: eine Katastrophe mit Folgen

Am 11. März 2011 löst Seebeben der Stärke 9 auf der Richterskala eine gewaltige Flutwelle aus. Das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi geht im wahrsten Sinne des Wortes unter. Es kommt zum Super-GAU in vier Reaktoren.


2011-Fukushima

An diesem 11. März vor zehn Jahren sterben fast 16.000 Menschen durch die Wassermassen, eine ganze Region wird verwüstet. Doch auf die Naturkatastrophe folgt der menschengemachte Super-GAU, in den nächsten Tagen kommt es zur Kernschmelze in vier Reaktorblöcken. Die Flut hat die Dieselgeneratoren unter Wasser gesetzt, die für ihre Kühlung nach der Notabschaltung nötig gewesen wären. Seit Tschernobyl hat sich keine vergleichbare Katastrophe ereignet.

Die Katastrophe in Zeitraffer

  • 11. März 2011, 14.46 Uhr: Das Seebeben setzt 150 Kilometer vom Kernkraftwerk Fukushima ein und überschwemmt die Region. Bis zu 14 Meter hoch schlagen die Wellen. Sie überspülen die Maschinenhäuser des Atommeilers und setzen die Notstromdiesel der Blöke 1 bis 4 unter Wasser. Der Stromausfall betrifft auch die Kontrollräume, die Betreiber stehen im Dunkel.
  • 15.35 Uhr heizen sich die Reaktoren immer stärker auf. Der Handlungsspielraum vor Ort ist durch den Stromausfall begrenzt. In Block 1 spitzt sich die Situation bereits zu, da auch das passive Kühlsystem ausfällt. Die Ventile sind geschlossen.
  • 0:00 Uhr zeigen die Kontrollräume wieder Werte: Die Katastrophe ist bereits im Gang. Trotzdem versucht die Belegschaft ihr Möglichstes.
  • 12. März, 9:00 Uhr: Die erste Sperrzone wird evakuiert. Große Mengen radioaktiven Dampfs werden abgelassen, um Druck und Temperatur zu bändigen.
  • 15.36 Uhr entzündet ein Funke das Knallgas in den oberen Stockwerken. Reaktor 1 explodiert. Die Lage verschlimmert sich dramatisch. Neben Verletzten und Trümmern laufen auch die Blöcke 2 und 3 heiß.
  • 14. März, Kernschmelze in Reaktor 2. Gleichzeitig kommt es zur Knallgasexplosion in Reaktor 2, was die zwischenzeitlich installierte Wasserzufuhr zu Block 2 wieder kappt.
  • 15. März, der abgeschaltete Block 4 explodiert. Hier lagen Brennstäbe in einem Wasserbecken wegen Wartungsarbeiten, das jetzt plötzlich unter freiem Himmel liegt – und radioaktiv strahlt.

 

Die rechtzeitige Evakuierung und ein kräftiger Westwind haben die Bevölkerung davor bewahrt, stärker verstrahlt zu werden. Schätzungen zufolge sanken nur etwa 20 bis 3 Prozent des strahlenden Dampfes über der Insel ab, der Rest trieb über en Pazifik. Wie hoch die Gesundheitsrisiken in der Region damals bis heute sind, wir nach wie vor unter Experten kontrovers diskutiert.

Weltweite Reaktionen

Mit den Reaktorblöcken schmilzt international die Zuversicht, dass Atomkraft sicher sein könnte. Vorreiter ist Deutschland: Binnen drei Tagen beschließt die Bundespolitik den Ausstieg aus der Kernenergie und reagiert damit so konsequent wie kein anderer Staat. In Japan selbst sieht das anders aus. Auch in der geplanten klimaneutralen Energiepolitik bleibt Atomkraft im Energiemix – gegen den Willen der Bevölkerung. Neue Meiler wurden jedoch nicht mehr genehmigt, der ursprünglich geplante Ausbau bleibt aus. Weltweit nimmt der Anteil der Atomenergie seither ab.

Veränderungen in Deutschland: 

  • Seit 2011 halbierte sich der Anteil der Atomkraft am deutschen Strommix von 22 auf 11 Prozent.
  • Gleichzeitig hat dich der Anteil von erneuerbaren Energien von 17 auf 35 Prozent nahezu verdreifacht.
  • Damit wurde die befürchtete „Stromlücke“ überkompensiert. Deutschland konnte nach 2011 Strom exportieren. Seit 2018 sinken diese Exporte wieder.
  • Die Versorgungssicherheit hat sich seit 2011 weiter verbessert. Die letzte Zahl liegt für 2019 vor: In diesem Jahr lag die durchschnittliche Unterbrechungsdauer mit 12,2 Minuten so niedrig wie noch nie.
  • Die Strompreise sind in den letzten zehn Jahren gestiegen, unter anderem wegen der Umlage durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Im europäischen Vergleich ist Deutschland jedoch sehr günstig.
  • Es hakt im Netzausbau. Ursprünglich sollten 7.669 Kilometer Energieleitung verlegt werden. Ende Oktober 2020 waren es gerade einmal 1.505 Kilometer.

 

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