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„Auf dem Weg zu einem vernetzteren Finanzökosystem“

Im Oktober 2017 startete der Bundesverband deutscher Banken (BdB) den Projektausschuss Digital Banking und nahm im Zuge dessen elf Fintechs als außerordentliche Mitglieder auf. Von Beginn an dabei war Giromatch. Wir haben uns bei Gründer und CEO Robin Buschmann erkundigt, wie sich die Arbeit im BdB konkret darstellt. Außerdem sprachen wir mit ihm über neue…


Robin Buschmann, Gründer und CEO von Giromatch, auf dem Kongress INNOVATIONSforBANKS 2017. Sein Unternehmen konnte sich damals im „Fintech Spacerace“ den ersten Platz im Publikums-Voting sichern.

BANKINGNEWS: Giromatch ist seit Ende 2017 eines von damals elf und heute vierzehn außerordentlichen Fintech-Mitgliedern im Bankenverband. Wie kam es dazu und was erhoffen Sie sich von diesem Schritt?

Robin Buschmann: In vielen Gesprächen mit Banken haben wir festgestellt, dass die Anforderungen an Kooperationen mit Fintechs von Bank zu Bank sehr unterschiedlich sind. Im BdB gibt es einen Steuerungskreis, der sich um die Frage kümmert, wie Banken und Fintechs effektiver zusammenarbeiten können. Für uns war es ganz logisch, dass wir dabei sein, etwas bewegen und ganz vorne an der regulatorischen Innovationsfront mitgestalten wollen.

Wie gestaltet sich die Mitarbeit im Projektausschuss Digital Banking des Bankenverbands konkret?

Der Ausschuss setzt sich aus Vertretern von Banken und Fintechs zusammen, welche hauptsächlich regulatorische Themen besprechen. Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen zu den Kernthemen. Dabei geht es vor allem darum, gemeinsame Positionen von Fintechs und Banken zu finden und diese gegenüber Regulator und Gesetzgeber zu kommunizieren, um letzten Endes den Markt effizienter zu gestalten.

„Der Onboarding-Prozess eines KMU ist für die Bank sehr komplex“

Ihr Unternehmensprofil ist mittlerweile sehr viel differenzierter als zu Beginn. Was können Sie uns darüber berichten?

Wir haben uns auf breitere Füße gestellt, z.B. als API-Plattform für Banken. Wir sehen uns als Teil eines digitalen Kreditökosystems und versuchen, den Banken Lösungen anzubieten, die für sie aufgrund ihrer gewachsenen IT-Struktur in der Umsetzung zu komplex sind. Die Kooperation mit einem Fintech macht es sehr einfach, ein Produkt an einem einzelnen Vertriebskanal mit einer bestimmten Technologie auszuprobieren. Wenn wir das gemeinsam mit den Banken gut machen, besteht Potenzial für weitere Lösungen. Unsere Prämisse ist, alles zu jeder Zeit digital und automatisiert abzubilden, und unser Fokus liegt auf dem Kreditbereich.

Sie haben Ihr Portfolio außerdem auf die KMU-Finanzierung ausgeweitet. Wie sieht Ihr Ansatz aus?

Wir glauben, dass der Digitalisierungsgrad im Retail-Bereich bei vielen Banken schon sehr hoch ist. Es existieren bereits gute Angebote von den klassischen Finanzierern am Markt. Doch es besteht sicherlich Verbesserungsbedarf, vor allem bei den digitalen Vertriebskanälen. Im KMU-Bereich ist der Digitalisierungsgrad hingegen deutlich geringer, weil der Onboarding-Prozess eines KMU für die Bank komplexer ist. Man muss etwa ermitteln, wer der wirtschaftlich Berechtigte ist, wie die betriebswirtschaftlichen Auswertungen aussehen etc. Dort sehen wir ein großes Potenzial, um mit den richtigen Datenpunkten über Schnittstellen die Komplexität zu reduzieren und den Banken damit das Leben deutlich leichter zu machen. Den klassischen Neukundenakquiseprozess eines Unternehmens können wir so von beispielweise drei Wochen auf einen halben Tag reduzieren. Das ist sowohl für den Kunden als auch für die Bank ein enormer Vorteil.

„Die konkreten Auswirkungen der PSD2 werden wir 2019 spüren“

Die PSD2 ist Realität. Können Sie aus eigener Erfahrung von ersten Use Cases berichten?

Es gab auch schon vor dem 13. Januar einige Use Cases: Beispielweise haben wir bereits Schnittstellen zu Banken genutzt, um auf digitalem Weg Bonitäten von Privatkunden zu ermitteln. Nun hat der Regulator einen gesetzlichen Rahmen geschaffen, damit die Anbieter gewisse Mindeststandards erfüllen. Die Banken haben bis 2019 Zeit, die Vereinheitlichung dieser Schnittstellen umzusetzen. Die konkreten Auswirkungen werden wir dann spüren und es wird deutlich mehr Spieler geben, die sich an diese Schnittstellen andocken. Dann wird das genannte Kreditökosystem Realität. Denn die Kundendaten gehören mir nicht mehr alleine. Als Bank muss ich schauen, dass ich den bisherigen Informationsvorsprung, den ich nun verliere, auf anderen Wegen wieder wettmache und mein Produktportfolio erweitere. Wir sind auf dem Weg zu einem deutlich vernetzteren Finanzökosystem. Das ist es, was wir im Zuge der PSD2 im Big Picture sehen. Für 2018 hat sich noch nicht so viel verändert, weil die Technologie schon genutzt wird. Die Schaffung des gesetzlichen Rahmens befinden wir jedoch für sehr gut, da so das Vertrauen für das Digitale im Markt geschaffen wird.

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