Mittwoch, 17. September 2025

Krypto im Mainstream: Immer mehr deutsche Banken wagen den Einstieg 

Deutsche Banken öffnen sich für den Kryptohandel. Was früher als riskante Grauzone galt, wird zunehmend zum festen Bestandteil des Produktportfolios. Das bringt neue Chancen, aber auch einige Risiken.

Lange Zeit hielten sich Banken beim Thema Kryptowährungen zurück – zu groß schienen die Risiken, zu unübersichtlich die regulatorischen Rahmenbedingungen. Doch inzwischen kippt die Stimmung. Immer mehr Institute, von Digitalbanken bis hin zu Genossenschaftsbanken und Sparkassen, steigen aktiv in den Kryptohandel ein und öffnen damit ihren Kundinnen und Kunden den Weg in eine Anlageklasse, die lange Zeit ausschließlich über spezialisierte Börsen oder Fintechs zugänglich war. 

Ein aktuelles Beispiel liefert die Digitalbank Openbank aus der Santander-Gruppe. Seit Anfang dieses Jahres ist die Bank als deutsche Zweigniederlassung tätig und ermöglicht es ihren Kundinnen und Kunden nun, mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether, Litecoin, Polygon oder Cardano direkt im eigenen Onlinebanking zu handeln. Der Umweg über externe Plattformen entfällt, Gebühren und Konditionen sind klar kommuniziert, eine Verwahrungsgebühr fällt nicht an. Openbank betont zudem, dass das Angebot unter dem europäischen MiCA-Regelwerk steht und damit den geltenden Anforderungen an Sicherheit und Anlegerschutz entspricht. 

Auch im genossenschaftlichen Lager wächst das Interesse spürbar. Laut einer Umfrage des Genoverbandes planen inzwischen rund 71 Prozent der Volks- und Raiffeisenbanken, sich mit der Einführung von Angeboten zum Kryptohandel befassen zu wollen. Noch vor zwei Jahren lag dieser Wert bei etwa 54 Prozent. Technisch vorbereitet werden die Institute von der DZ Bank, die bereits eine Plattform für digitale Assets entwickelt hat. Erste Pilotprojekte mit einzelnen Volksbanken in Städten wie Nürnberg oder Hannover laufen bereits.  

Und auch die Sparkassen, die traditionell als eher zurückhaltend gelten, bereiten den Einstieg in den Kryptohandel vor. Über die DekaBank, die Fondsgesellschaft der Sparkassen-Finanzgruppe, sollen Privatkundinnen und -kunden  voraussichtlich ab 2026 die Möglichkeit erhalten, Bitcoin und andere digitale Währungen direkt über ihre Sparkassen-App zu kaufen. Die Sparkassen selbst betonen allerdings, dass Kryptowährungen „hochspekulative Anlagen“ seien. Beratung werde nicht angeboten, das Produkt bleibe ein beratungsfreies Angebot der DekaBank.

Ein entscheidender Wendepunkt

Dabei stellt sich die Frage, ob Banken es sich mit diesem Schritt nicht zu leicht machen. Einerseits reagieren sie auf eine steigende Kundennachfrage und sichern sich Wettbewerbsvorteile, andererseits vermitteln sie mit ihrer Markenstärke ein trügerisches Gefühl von Seriosität, das von den zugrundeliegenden Risiken ablenkt. Denn eine Anlageklasse wird nicht zwangsläufig sicherer, nur weil sie über etablierte Institute zugänglich ist. Eine Bank, die Krypto-Produkte ohne Beratung anbietet, obwohl sie sie für hoch riskant hält, läuft Gefahr, die Kundinnen und Kunden im entscheidenden Moment alleinzulassen. 

Die Gründe für die Öffnung sind nachvollziehbar: Zum einen steigt die Nachfrage nach digitalen Anlageprodukten kontinuierlich – insbesondere bei jüngeren Zielgruppen, die üblicherweise schwer zu erreichen sind. Zum anderen sorgt die neue europäische Regulierung durch MiCA für Klarheit und Rechtssicherheit, die vielen Banken bislang gefehlt hat. Hinzu kommt der Wettbewerbsdruck durch Fintechs und Neobanken, die den Kryptohandel schon länger fest in ihr Geschäftsmodell integriert haben.  

Dennoch markieren die Entscheidungen einen Wendepunkt: Krypto rückt vom reinen Nischenprodukt zunehmend in die Mitte des deutschen Bankwesens. Was noch vor wenigen Jahren als zweifelhafte Anlage in einer regulatorischen Grauzone galt, entwickelt sich Schritt für Schritt zu einem festen Bestandteil des Angebots, und könnte damit die Rolle von Banken in der digitalen Finanzwelt nachhaltig verändern. Ob dies im Sinne eines langfristigen Verbraucherschutzes geschieht, bleibt allerdings abzuwarten.

Daniel Fernandez ist seit 2025 Chefredakteur der BANKINGNEWS. Seine journalistische Laufbahn begann er 2017 in der Redaktion als Volontär. Er studierte English Studies an der Universität Bonn (B.A. 2016) und vertiefte seine akademische Ausbildung mit einem Master in English Literatures and Cultures, den er ebenfalls in Bonn abschloss. Erste redaktionelle Erfahrungen sammelte er parallel zum Studium als freier Werbetexter.

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