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N26 an der Spitze: Wertvollstes Finanz-Start-up

Im Rahmen einer neuen Finanzierungsrunde ist die Neobank N26 auf eine Bewertung von etwa neun Milliarden Dollar aufgestiegen – eine Kehrtwende nach eher kritischen Zeiten für die Marke. Nun blickt die Berliner Smartphone-Bank bereits an die Spitze eines noch höheren Berges, denn möglich scheint mit dem neuen Blick alles. Oder?


Beitragsbild_Daily_N26 Finanzierungsrunde

N26 jubelt. Nach wochenlangem Spekulieren, Hoffen und Bangen wurde die Zusicherung von 780 Millionen Euro nun endlich offiziell. Investoren wie der Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, Earlybird und der US-Investor Peter Thiel, sorgten für die Kürung als das wertvollste deutsche Finanz-Start-up. Firmenmitbegründer Valentin Stalf meldete der Deutschen Presse-Agentur, die Finanzierungsrunde stelle für die N26 einen großen Meilenstein dar, welche die Relevanz des digitalen Banking hervorhebt. Mit dem neu erworbenen Status hängt die Neobank sogar die Commerzbank ab, die als drittgrößte deutsche Geschäftsbank bei einer Marktkapitalisierung von etwa 7,7 Milliarden Euro liegt.  

Nach Ebbe folgt Flut – Eine Erfolgsregel?  

Nichtsdestotrotz war ursprünglich eine höhere Bewertung angepeilt worden. Dass diese nun doch niedriger ausfiel, könnte an den Abmahnungen der Bafin liegen, mit denen die N26 jüngst zu kämpfen hatte. Nach Inspektion der deutschen Finanzaufsicht erhielt die Neobank bereits einen Bußgeldbescheid in Millionenhöhe aufgrund Versäumnisse bei der Abgabe von Geldwäscheverdachtsmeldungen. 

Die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung betrachtet die Bafin grundsätzlich als ein ausbaufähiges Feld der N26, ebenso wie deren Compliance. So waren Betrüger als Kontoinhaber bereits wiederholt aufgefallen. Für die Mängel im EDV-Monitoring und bei der Identifizierung und Verifizierung von Kunden mobilisiert die Behörde einen Sonderbeauftragten, welcher die Einhaltung der geldwäscherechtlichen Verpflichtungen gewährleisten soll.  

Zudem deckelt die Bafin das Wachstumspotenzial der N26 mit einer Kundenzunahme von maximal 50.000 bis 70.000 Kunden monatlich – was scheinbar deutlich unter den aktuellen Zahlen liegt. Diese Entschleunigung soll tatsächlich europaweit greifen, ausgenommen sind allerdings bestehende Kunden. Folglich werden diese von tragender Bedeutung sein, wenn es um die Sicherung zukünftiger Erlöse geht.  

Wertvollstes Finanz-Start-up: Ein Meilenstein von vielen  

Die Neobank bemüht sich also um höhere Ertragsbeträge pro Kunde, was sie mit weiteren Meilensteinen zu verknüpfen versuchen. Ein Beispiel sind Partnerangebote, wie die Handy-Versicherung oder Trading-Feature. Die britische Konkurrenz Revolut, die mit einem Marktwert von etwa 33 Milliarden Dollar vorerst noch unantastbar scheint, kann bereits Profite aus dem Aktien- und Kryptowährungsgeschäft generieren.  

Es heißt, dass N26 ursprünglich vorhatte, die entsprechende Technologie für den Aktien- und Krypto-Handel extern zu beschaffen. Allerdings wagt sie sich durch die Beteiligung an einer kleinen Entwicklerfirma an die Planung einer eigenen Lösung heran. Der Grundgedanke dahinter sieht es vor, die Kunden im eigenen Ökosystem zu halten, was als ein schwieriges Vorhaben gilt. Während bei anderen großen Unternehmen ganze Entwicklerteams darauf spezialisiert sind sich mit neuen Lösungen zu beschäftigen, hat das N26-Team sich noch um zahlreiche andere Bankprodukte zu kümmern. Jedoch planen die Gründer bis zu 1000 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einzustellen, um sich breiter in den Bereichen Technologie, Produktmanagement und digitaler Sicherheit aufstellen zu können.  

Expansion sucht die N26 nicht nur personell, sondern auch territorial – langfristig sehnt sich die Bank nach einer Markterschließung in Übersee. Besonders an den USA und Brasilien besteht besonderes Interesse. Die Konkurrenz ist stark, jedoch lohnt sich die Ausweitung bereits, wenn für beide Märkte 2 Millionen neue Kunden akquiriert werden könnten, was eine gleichwertige Bewertung einbringen würde.  

Hinzu kommt, dass auch mehr Kontinuität im Management gewünscht ist. Diese ist besonders in Anbetracht des großen Börsenziels essenziell. „Mit den Investoren, die wir mit an Bord bekommen haben, machen wir auch einen ganz wichtigen Schritt in Richtung Börsengang in den kommenden Jahren.“, so Stalf.  

Das Konzept der Smartphone-Bank funktioniert. Sie weiß mächtige Investoren zu ihren Seiten und überzeugte und neugierige Kunden hinter sich. Doch auch als wertvollstes Finanz-Start-up im deutschen Raum, weiß die Neobank nicht vollends was vor ihr steht. Die Ziele stehen, doch auch Hindernisse wie die Bafin bleiben Teil des Weges. Sicher ist vermutlich nur eines: Jede Erfolgsstory kennt die Spitze und das Tief – es bleibt ein Auf und Ab.  

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