Montag, 08. Dezember 2025
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Warum der Digitale Euro schon vor dem Start in der Krise steckt

Die Skepsis ist groß: Laut einer aktuellen Civey-Umfrage lehnt fast die Hälfte der Deutschen den digitalen Euro ab. Unklarheiten, Sorgen um Datenschutz und Falschinformationen prägen das Bild. Dabei könnten Banken eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung spielen.

Die Einführung des digitalen Euro rückt näher – doch die deutsche Bevölkerung zeigt sich noch zurückhaltend. Eine aktuelle Civey-Umfrage im Auftrag des BANKINGCLUB zeigt: Nur 7 % der Befragten begrüßen den digitalen Euro ausdrücklich, 46 % lehnen ihn hingegen ab, weitere 22 % sind skeptisch. Zwar haben über die Hälfte der Bundesbürger (53 %) bereits vom digitalen Euro gehört, doch das Wissen ist oft oberflächlich: Nur 18 % der Befragten wissen, dass es sich um ein von der EZB ausgegebenes, staatlich abgesichertes elektronisches Bargeld handelt. Rund 41 % sind unsicher. Andere glauben der Verschwörungstheorie, dass der digitale Euro das Bargeld ersetzen soll (23 %) oder verwechseln den digitalen Euro mit Onlinebanking oder Kartenzahlungen (12 %). Diese Wissenslücke spiegelt sich auch in den Sorgen und Ängsten der Befragten wider.

Wenig konkrete Hoffnungen

Gerade weil viele Befragte nicht genau wissen, was der digitale Euro ist oder wie er eingesetzt werden soll, dominieren Sorgen und Unsicherheit das Meinungsbild. Häufig besteht die Befürchtung, der digitale Euro könne dem Staat weitreichendere Kontrollmöglichkeiten eröffnen. 65 % der Befragten sorgen sich konkret vor staatlicher Überwachung, 57 % befürchten den Wegfall des Bargelds und 52 % den Wegfall der Anonymität beim Zahlen. Demgegenüber stehen vergleichsweise wenige konkrete Hoffnungen: 26 % der Befragten erwarten geringere Transaktionskosten, 17 % wünschen sich schnellere Zahlungen und 15 % erhoffen sich mehr Stabilität und Inklusivität. Bemerkenswert ist jedoch: 43 % geben an, dass keiner der genannten Vorteile ihre Bereitschaft erhöhen würde, den digitalen Euro tatsächlich zu nutzen. Das unterstreicht, wie tief die Skepsis in der Bevölkerung tatsächlich sitzt.

Eine interessante Diskrepanz offenbart die Studie beim Thema Vertrauen: 42 % der Befragten vertrauen bei Geldzahlungen eher der EZB, während nur 21 % privaten Zahlungsanbietern wie PayPal oder Apple Pay den Vorzug geben. Trotz dieses Vertrauensvorsprungs der EZB lehnt jedoch fast die Hälfte der Bevölkerung den digitalen Euro ab – ein Indiz dafür, dass die Ablehnung weniger mit dem Emittenten, sondern vielmehr mit fehlenden Informationen und Ängsten verbunden ist.

Auch Banken sind gefordert

Die Civey-Studie zeigt deutlich: Banken spielen beim digitalen Euro bisher kaum eine Rolle in der Informationsvermittlung. Nur 3 % der Befragten, die vom digitalen Euro gehört haben, geben an, ihre Informationen über ihre eigene Bank erhalten zu haben. Stattdessen dominieren Medienberichte (56 %) und soziale Medien (28 %) als Informationsquellen. Das birgt Risiken: Auf Social Media und in alternativen Medien kursieren besonders häufig Falschinformationen und Verschwörungstheorien, die aktiv die oben genannten Ängste in der Bevölkerung schüren. Gerade deshalb erwarten 43 % der Befragten, dass Banken aktiv über Chancen, Risiken und Einsatzmöglichkeiten des digitalen Euro aufklären.

Der digitale Euro steht vor einer großen kommunikativen Herausforderung: Die breite Skepsis resultiert weniger aus Ablehnung der EZB, sondern vielmehr aus Unsicherheit, Missverständnissen und einem Mangel an verlässlichen Informationen. Banken und Politik sind gefordert, diese Transparenz zu schaffen – sonst droht der digitale Euro schon vor dem Start zu scheitern.

Daniel Fernandez ist seit 2025 Chefredakteur der BANKINGNEWS. Seine journalistische Laufbahn begann er 2017 in der Redaktion als Volontär. Er studierte English Studies an der Universität Bonn (B.A. 2016) und vertiefte seine akademische Ausbildung mit einem Master in English Literatures and Cultures, den er ebenfalls in Bonn abschloss. Erste redaktionelle Erfahrungen sammelte er parallel zum Studium als freier Werbetexter.

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