Dienstag, 22. Juli 2025

Mega-Landesbank

Fusionen in unserer Branche sind im Jahr 2018 keine Revolution. Die Genossen können ein Lied davon singen. Von 11.942 Volks- und Raiffeisenbanken im Jahr 1949 waren Ende 2017 lediglich 915 übriggeblieben. Nicht nur bei den Primärinstituten, gerade bei den Zentralbanken, Rechenzentren und Verbundunternehmen ist der Genossenschaftsbereich deutlich smarter aufgestellt als das Sparkassenlager. Die letzte Schlüssel-Fusion brachte eine Zentralbank hervor. Die Verschmelzung von WGZ und DZ Bank war kein leichtes Unterfangen, zumal es mehr als einen Anlauf und mehr als ein Scheitern brauchte.

Deutlich schwerfälliger fallen Fusionen bei den Landesbanken aus. Was wenig wundert, denn eine Fusion einer Bayerischen mit einer Baden-Württembergischen Zentralbank wäre eine über politische Grenzen hinweg. Zu sehr verlören die Landespolitiker den Zugriff auf Finanzierungen für ihr Bundesland. Doch genau dieser politische Zugriff hat einige Landesbanken immer wieder zu finanziellen Experimenten genötigt.

Experten mahnen seit Jahren eine Konsolidierung an. In Teilen hat diese stattgefunden. Meist jedoch, wie zuletzt bei WestLB und Sachsen LB, nach einer – sagen wir mal – wirtschaftlich schwierigen Zeit. Und dass Not kein guter Berater für Fusionen ist, ist landläufig bekannt.

Im Rahmen der Suche nach einem Investor für die NordLB bringt sich aktuell DSGV-Präsident Helmut Schleweis mit einem Vorschlag für eine Super-Landesbank ein – auch um eine Beteiligung aus dem privaten Sektor zu verhindern. Was die Landesregierung in Niedersachsen als willkommenen Vorschlag kommentiert (wen wundert’s), wird in Stuttgart kritisch gesehen. „Mit uns hat noch keiner geredet“, lautet ein Kommentar aus der Landesregierung. Immerhin liegen 40 Prozent der LBBW beim Land und 20 Prozent bei der Stadt Stuttgart.

Schleweis’ Plan: Zuerst NordLB und Helaba verschmelzen, dann Deka, LBBW und Berlin Hyp. Das Rezept für eine Super-Landesbank, welche nach der Konsolidierung auf eine Bilanzsumme von rund 500 Milliarden Euro kommen soll. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Mega-Landesbank – stünden da nicht die diametralen politischen Interessen im Weg.

Thorsten Hahn, Jahrgang 1967, ist Herausgeber der BANKINGNEWS und Gründer des BANKINGCLUB. In seinem Editorial „Quer durch die Bank“ bezieht er regelmäßig zu den Themen Stellung, die die Welt der Finanzen bewegen.

Der Profinetzwerker zählt auf Plattformen wie XING und Linkedin zu den Nutzern mit der besten Vernetzung in die Finanzbranche. Wie kein Zweiter versteht er dieses Netzwerk zu nutzen und auch anderen zugänglich zu machen.

Außerdem ist der erfahrene Banker und Diplom-Kaufmann Autor verschiedener Fachbücher und Buchbeiträge.

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