„Alles andere als eine Alibi-Veranstaltung“

Das Grand Final der POST /bank Hackathon Roadshow (sieben Events zwischen Juni 2016 und März 2017) zeigte zwei Dinge ganz deutlich: Auf der einen Seite mangelt es nicht an guten Ideen sowie an jungen, hochqualifizierten Menschen, die sich auf das Thema Banking einlassen können. Doch auf der anderen Seite darf die Bankbranche sich auf dieser…


Überreichung der Preise durch die Jury, die sich zusammensetzte aus: Tobias Ehret (Postbank), Bernd Pollak (Postbank Systems), Thomas Obermeyer (SAP), Andreas Pinkwart (HHL Leipzig), Alex von Frankenberg (High-Tech Gründerfonds). Bildnachweis: hack.institute / Postbank

Insgesamt 13 Teams, die bei den Hackathons in Köln, Stuttgart und Berlin (wir berichteten) bereits überzeugen konnten, stellten sich am 17.03.2017 erneut einer Fachjury. Payment, E-Commerce, Authentifizierung und Finanzverwaltung waren die beherrschenden Themen der vorgestellten Projekte. Letztlich wurden drei Jury- sowie ein Community-Preis vergeben. Die Gewinner haben unter anderem die Möglichkeit, mit professioneller Hilfestellung an ihren Ideen weiterzuarbeiten und diese zu einem marktreifen Produkt zu entwickeln.

Die Mitglieder von „Trust.me“, die sich bereits aus ihrem Studium am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam kannten, wollen diese Chance nutzen: „Wir haben die Idee weiterentwickelt und befinden uns bereits in der Umsetzungsphase.“ Das Team „Schmutziges Wiesel“ lernte sich auf dem Hackathon in Köln kennen und hat seinen fachlichen Background in der Software-Entwicklung sowie Konzeption, Produktentwicklung und UX-Design. Auch sie wollen am Ball bleiben: „Wir haben ein Technologiekonzept für unsere App entwickelt und möchten die Idee gerne mit einer Bank als Partner realisieren. „PayHero“ nutzte die Zeit bis zum Finale, um ihre Lösung, die zunächst nur auf Text und Face Recognition ausgelegt war, um eine Objekterkennung zu erweitern.

Auch unter den (teilweise bereits graduierten) Informatik-Studenten findet sich ein Mitglied mit weiteren Ambitionen: „Ich schätze mich selbst als Gründertyp ein und könnte mir sogar vorstellen, ein Start-up zu gründen.“ Team „Anna“ war personell so professionell aufgestellt, wie es sich ein solches Start-up nur wünschen könnte. Für die Bereiche Backend, Frontend und Projektleitung war die entsprechende Expertise vorhanden. Zu Beginn lediglich als reines Spaßprojekt gestartet, stand am Ende der Sieg und ein Produkt, das sogar schon als BETA-Test für Nutzer zur Verfügung gestellt wird: „Wir werden zwar nicht von heute auf morgen unsere Jobs kündigen, aber wir glauben an die Idee und wollen sie auf jeden Fall weiterentwickeln.“

Einig waren sich alle Teams darin, dass es trotz weniger bis keiner Berührungspunkte mit der Bankbranche nicht sonderlich schwierig war, sich auf das Thema einzulassen. „Banking betrifft uns alle. Und die Fintechs haben die Bankenszene in der jüngeren Vergangenheit ja regelrecht aufgerüttelt“, stellte „Trust.me“ fest. Entscheidend war vor allem auch, dass die Organisatoren von der Aufmachung der Homepage über die Auswahl der zur Verfügung gestellten APIs bis hin zur Kommunikation auf den Events eine große Offenheit für die Ideen und Anregungen an den Tag legten. Die Teilnehmer hatten den Eindruck, dass die Postbank tatsächlich etwas von ihnen lernen wollte. Team „Anna“ resümierte: „Wir hatten sehr viele Freiräume für unsere Ideen. Es war alles andere als eine Alibi-Veranstaltung.“

Neben dem Lob waren, ebenfalls aus Team „Anna“, aber auch mahnende Worte zu hören: „Nach dem Hackathon in Stuttgart war ich sehr überrascht, wie weit die Banken in manchen Bereichen hinterherhinken. Es ist kein Wunder, dass die Fintechs ihnen Schrecken einjagen. Ich glaube, dass die Entwickler in den Banken sehr viel mehr leisten könnten, wenn die Führungsebene konsequent mitzieht. Leider ist dieser Prozess – wie auch in anderen Branchen – häufig viel zu langsam. Die Führungsebenen der Unternehmen müssen kapieren, dass es fast schon zu spät ist, jetzt aufzuwachen.“

Diese Aussage würde Karl-Heinz Land sicher unterschreiben. In seinem Vortrag erläuterte er, wie ganze Wertschöpfungsketten „dematerialisiert“ werden und welche ehemals erfolgreichen Unternehmen vom „Digitalen Darwinismus“ bereits ausgesiebt wurden, weil sie keine zukunftsfähige Digital-Strategie hatten. Für eine erfolgreiche Zukunft sei laut Philipp Laucks, Chief Digital Officer (CDO) der Postbank, ein Blick über den Tellerrand hinein in andere Branchen unumgänglich. Ein Hackathon sei eine Möglichkeit, Anregungen von IT-Spezialisten zu erhalten, die sich als Außenstehende ganz unvoreingenommen mit dem Thema Banking befassen. Die Erfahrungen, welche die Postbank im Rahmen ihrer Hackathon Roadshow gesammelt hat, seien ungemein wertvoll, um ein „aktiver Part im digitalen Ökosystem“ zu sein.

Auf dem flickr-Account des hack.institute finden Sie eine Bildergalerie des Grand Final.

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