Nicht jedes Fintech ist Konkurrenz – und will es auch nicht sein

Wie viel Säbelrasseln musste die Bankbranche von den jungen Fintech-Unternehmen bereits hinnehmen? „Wir wollen die alten tradierten Unternehmen ablösen.“ „Banken gehören der Steinzeit an.“ Solche Aussagen stellen keine Seltenheit dar. Doch gibt es einige unter den Startups, die sich gar nicht als Konkurrenz verstehen. Im Gegenteil: Sie wollen ganz andere Nischen bedienen. Der informierte Banker…


Wie viel Säbelrasseln musste die Bankbranche von den jungen Fintech-Unternehmen bereits hinnehmen? „Wir wollen die alten tradierten Unternehmen ablösen.“ „Banken gehören der Steinzeit an.“ Solche Aussagen stellen keine Seltenheit dar. Doch gibt es einige unter den Startups, die sich gar nicht als Konkurrenz verstehen. Im Gegenteil: Sie wollen ganz andere Nischen bedienen.

Der informierte Banker denkt bei dem Begriff Fintech oft an den bösen Feind, der sich am Horizont ankündigt, um die etablierten Häuser der Branche abzulösen. Andere sehen in Fintechs die Möglichkeit, der unaufhaltsamen Digitalisierung nicht nur entgegenzutreten, sondern buchstäblich auf den Zug aufzuspringen. Dabei wird in diesem Zusammenhang oft vergessen, dass es nicht nur diese beiden Kategorien gibt. Vielmehr haben einige der neu gegründeten Startups Nischen auf dem Markt ausgemacht, die sie nun versuchen, mit ihrem Geschäftsmodell zu bedienen. Mit Banken in Konkurrenz zu treten, stellt für diese Unternehmen eher eine Form von Utopie, respektive eine Zielverfehlung dar.

Sie wollen doch nur Kleinkredite vergeben

Ein typisches Handeln von Banken sieht der Laie in der Vergabe von Krediten. Einige Fintechs wollen das auch. Ihnen schwebt aber keine Baufinanzierung oder ein Millionenkredit vor. Manche Fintechs setzen sich die imaginäre Grenze von 25.000 Euro. Diese wollen sie noch nicht einmal selber verleihen, sondern sie bieten lediglich die Plattform, um Kreditverleiher und Kreditsuchende miteinander zu verbinden. Und häufig wird ein Kredit nicht von einer Person alleine gewährt, sondern von mehreren zusammen.

finmar GmbH erkennt die Nische und will kein Konkurrent der Banken sein

Die finmar GmbH aus Hamburg legt ihren Fokus etwa auf die Vergabe von Kleinkrediten für Unternehmen,  welche für die „Finanzbranche nicht attraktiv“ seien, wie Gesellschafter Clas Beese erklärte (BANKINGNEWS berichtete). Sie sehen sich bloß als Ergänzung und nicht als Substitut. Das Fintech schließt noch nicht einmal aus, in naher oder ferner Zukunft, eine Kollaboration mit den klassischen Bankhäusern einzugehen. Ihre Idee muss sich auf dem Markt zwar erst noch etablieren, aber sie ist definitiv nicht chancenlos. Die Ansicht vertritt der Volkswirt Thomas F. Dapp von der Deutschen Bank Research. Er ist der Meinung, dass die finmar GmbH nicht in Konkurrenz zu den Banken tritt, sondern dass eine strategische Allianz für beide Parteien Vorteile bringen kann.
Was spricht also für Banken dagegen? Nun, wenn sie selber keine Kredite vergeben dürfen, dann können sie doch vermitteln. Das Ergebnis: Eine Vermittlungsgebühr winkt und die Bilanz freut sich.

Fintechs müssen sich noch Vertrauen erarbeiten

Trotz aller Schelte genießt die Bankbranche immer noch ein großes Maß an Vertrauen, zumindest wenn es um die Dinge wie Baufinanzierung und Kreditaufnahme geht. Wollen Fintechs auf dem Markt bestehen, müssen sie sich dieses Vertrauen erst erarbeiten. Das ist schwer, aber nicht unmöglich!

Betrugsprävention gilt auch für Fintechs

Was für Banken gilt, gilt auch für Fintechs. Sie sollten nicht naiv sein und denken, dass Betrüger nicht auf sie aufmerksam werden. Betrugserkennung ist das Gebot der Stunde. Denn Betrüger sind sehr kreativ. Und jede Chance werden sie ergreifen, sofern sie schnelles Geld wittern. Aber nicht nur Betrüger müssen herausgefiltert werden, sondern auch unseriöse Geschäftsmodelle, die vollkommen überzogen und von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Wie sagt der Volksmund: „Man kann keine Kühlschränke an Eskimos verkaufen.“

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