Von Künstlicher Intelligenz und von menschlicher

Warum nur sind viele Banken so zögerlich beim Thema KI? Haben Sie Angst oder kein geeignetes Personal? Denn klar ist: Ohne KI wird es in Zukunft kein Banking geben. Sprechen wir über das, was ist und das, was kommt.


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Bei manchen beginnen die Augen zu leuchten, bei anderen legt sich die Stirn in Sorgenfalten, wenn sie das Schlagwort dieser Tage hören: Künstliche Intelligenz. German Angst kennt man weltweit. Aber gibt es auch eine German-KI-Angst in der Finanzbranche?

Sicher, die Finanzbranche in Deutschland nutzt KI, etwa zur Prüfung von Transaktionen, zum Client Onboarding, im Bereich Compliance, zur Anlageberatung oder in der Organisation, um interne Prozesse zu verbessern. Aber warum nur hat man schnell das Gefühl, dass die einzigen, die handfeste KI-Strategien haben (auch für schnell ausbaufähige Anwendungen im Finanzbereich), immer die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley sind? Google, Amazon & Co. haben in den letzten Jahren mehrere tausend KI-Spezialisten angeheuert. Die besten US-Unis wie das MIT oder Harvard klagen mittlerweile darüber, dass ihnen KI-Spezialisten, Mathematiker und Experten für Datenanalysen von den Tech-Riesen einfach weggekauft werden. Oder diese Experten machen gleich ihr eigenes Ding und gründen ein KI-Start-up.

Und in Deutschland? Klagen die Banken darüber, dass KI-Spezialisten wie Data Scientists fehlen – und zwar jeweils mindestens in Kompaniestärke. Doch es geht auch anderes: Die britische Lloyds Bank will in den nächsten drei Jahren mehr als drei Milliarden Euro investieren, wovon der Großteil in KI und Automatisierung fließen. Zudem soll die Zahl der KI-Experten in der Bank verdoppelt werden. Die Londoner Banker erwarten davon Effizienzsteigerungen von bis zu 30 Prozent. Und trotz Stellenstreichungen im Konzern kündigte die HSBC an, rund 1.000 Datenwissenschaftler neu einzustellen, um die Digital-Strategie der globalen Bank auszubauen. Menschliche Intelligenz scheint auch weiterhin gefragt zu sein.

Durch die Menge an Daten, die Banken über ihre Kunden speichern, könnten die Kreditinstitute ähnlich erfolgreiche Produktempfehlungen wie etwa KI-Meister Amazon anbieten. Da Banken den Zugang zu den Finanzen ihrer Kunden haben und ihre Ausgabegewohnheiten sehr gut kennen, hätten sie – eigentlich – einen immensen Wettbewerbsvorteil selbst gegenüber großen Technologieanbietern. Warum setzen Banken echte datenbasierte Geschäftsmodelle nicht um? Oft kommt der Hinweis auf den strengen Datenschutz und das fehlende Einverständnis der Kunden. Ein Vorwand? Denn Google, Amazon, Facebook oder Apple machen auch nichts anderes, sie nutzen Daten ihrer Kunden. Doch sie bieten etwas dafür – und Kunden zahlen mit Daten.
Die Banken könnten ihren Kunden hierzulande doch längst viel individuellere und passendere Produkte und Dienstleistungen anbieten als jeder andere, eben weil sie wissen, wer wann wofür bereit ist, Geld auszugeben. Die Banken spielen diesen Vorteil aber (noch) nicht aus. Vielleicht weil sie keine echte KI-Strategie haben?

Die Mischung aus hochentwickelter Finanz-KI und dem menschlichen Bankberater wäre die ideale Lösung – nicht nur für jeden Bankkunden, sondern auch für die Banken selbst. Das zeigen alle bisherigen Ansätze und Studien. Deshalb heißt die Überschrift dieses Beitrags (der übrigens nicht von einer KI geschrieben ist): „Von Künstlicher Intelligenz und von menschlicher“.

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