Samstag, 06. Dezember 2025
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1942: Ein Chef in der KriseĀ 

Geboren wurde Jean-Claude Trichet am 20. Dezember 1942 in Lyon. Sein Vater war UniversitƤtsdozent und verstarb als Trichet 16 Jahre alt war. Der spƤtere EZB-PrƤsident besuchte das LycĆ©e FĆ©nelon und das LycĆ©e Condorcet in Paris und wechselte nach seinem BaccalaurĆ©at (vergleichbar mit dem Abitur) auf die Ɖcole des Mines de Nancy, die er 1964 mit einem Diplom in Bergbauingenieurwesen abschloss. Danach absolvierte er einen Master in Ɩkonomie und erwarb einen weiteren Diplomabschluss in Politikwissenschaft. Von 1969 bis 1971 besuchte er die Ɖcole nationale d’administration (ENA) in Straßburg, die dafür bekannt ist, die franzƶsische Verwaltungselite auszubilden. Ā 

Nach seinem Abschluss war Trichet in der Wirtschaftsprüfung des Wirtschafts- und Finanzministeriums Frankreichs tƤtig. Hier durchlief er mehrere Stationen bis er 1978 sowohl zum Berater des Wirtschafts- und Finanzministers RenĆ© Monory als auch zum Berater des damaligen StaatsprƤsidenten ValĆ©ry Giscard d’Estaing im Bereich Industrie-, Energie- und Forschungspolitik ernannt wurde. Als d’Estaings Amtszeit auslief wechselte Trichet 1981 ins Schatzamt, in dem er bereits 1975 tƤtig war. 1987 übernahm er dessen Leitung, die er bis 1993 innehatte. Ā 

Präsident vor Gründung

Noch vor der offiziellen Gründung der EZB galt Trichet Ā als Favorit für den Posten des PrƤsidenten. Jedoch ging die Position an Wim Duisenberg, der schon den ā€œEZB-VorlƤuferā€, das EuropƤische WƤhrungsinstitut (EWI) geleitet hatte. Allerdings trat Duisenberg die PrƤsidentschaft unter der Bedingung an, seine Amtszeit nicht voll auszuschƶpfen und die Position 2003 an Trichet zu übergeben. Ā Ā 

Offiziell trat Jean-Claude Trichet das Amt am 1. November 2003 an. WƤhrend seiner Amtszeit war die EZB mit ihrer bis dato wohl größten Herausforderung konfrontiert – der Weltfinanzkrise der Jahre 2007 und 2008. Die Krise war unter anderem eine Folge der Blase im US-Immobilienmarkt und führte zu drastischen Zinsanstiegen. Eines ihrer ersten Opfer war die Deutsche Industriebank (IKB), die sich mit den US-Hypotheken verspekuliert hatte. Ihren Hƶhepunkt sollte die Krise mit dem Zusammenbruch der Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008 erreichen. Banken waren wƤhrend dieser Zeit auf die finanzielle Unterstützung der Staaten angewiesen. Ā 

In Europa versuchte Trichet die Lage am Geldmarkt zu entspannen, indem er den Banken US-Dollar zur Verfügung stellte und dafür auf Euro lautende Wertpapiere als Sicherheit annahm. Insgesamt verlangten 50 GeschƤftsbanken 95 Milliarden Euro zur Rettung ihrer Institute – Kapital, welches von Trichet zur Verfügung gestellt wurde.

Trichet heute

Trichet hat die Eurozone in dieser Zeit geprƤgt wie kein Zweiter. Auch über die Krise hinaus führte er die EZB, im Amt war er bis zum 31. Oktober 2011. Zu seinem Abschied, hob die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel die Arbeit Trichets besonders hervor. Er habe einen entscheidenden Anteil daran gehabt, dass der Euro eine stabile WƤhrung geworden sei.Ā Sein Nachfolger wurde der ā€žWhatever-it-takes-Mannā€œ Mario Draghi. Ā 

Heute sitzt Jean-Claude Trichet nicht nur im Vorstand der G30, er ist seit April 2012 auch Vorsitzender des Verwaltungsrates des Brussels European and Global Economic Laboratory (BRUEGEL) sowie European Chairman der Trilateralen Kommission und Berater für den transatlantischen Think-Tank European Horizons.  

Daily-Highlights: Sie möchten weitere unserer Zeitreisen lesen? Dann erfahren Sie hier, was aus der Bank des Südens geworden ist oder lesen Sie hier mehr zu einem der reichsten Männer der Renaissance.

Dennis Witzmann ist ehemaliger Redakteur beim BANKINGCLUB.

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