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"Keep it simple!"

Interview mit Hakan Özal von Financeads zum CUSTOMERforBANKS-Kongress des Bankingclubs am 24. und 25. November in Köln.


BANKINGCLUB: Smartphones haben auf ganzer Linie gesiegt und sind nicht mehr aus dem Leben wegzudenken. Dennoch ist der Anteil von Banken mit mobiler Website erschreckend gering. Kritiker behaupten, dass Banken und Versicherungen im Mobile-Bereich eine riesige Chance verschlafen. Was würden Sie ihnen antworten?

Hakan Özal: Ja, das haben Sie! Aber immerhin versuchen Sie die verschlafene Zeit endlich aufzuholen. Es tut sich aktuell viel im Bereich „Financial Mobile Innovation“. Ich denke, diese Bewegung ist vor allem den vielen innovativen FinTechs zu verdanken, die aktuell auf den Markt stürmen.

Der Anteil an Kontoeröffnungen über das Smartphone steigt exponentiell. Warum springen Banken noch nicht auf den schon längst abgefahrenen Zug?

Das Wachstum ist enorm! Auch wenn das Verhältnis zu allen online eröffneten Konten mit ca. 12 Prozent noch recht gering erscheint, wird diese Quote in 1-2 Jahren eher in Richtung 40 Prozent tendieren. Die traditionellen Banken sind in der Umstellung wirklich sehr langsam. Das liegt vor allem an ihrer veralteten, technischen Infrastruktur und den überlasteten IT-Kapazitäten. Die jungen FinTechs sind hier viel agiler und werden den Banken den Rang ablaufen, was Beispiele wie Number26 und WeltSparen bereits beweisen.

Welche Besonderheit müssen Banken berücksichtigen, wenn sie sich für eine verstärkte Smartphone-Nutzung entscheiden?

Im Online und Mobile Kanal gibt es eine wichtig Regel: „Keep it simple!“ Banken müssen verstehen, was Ihre Kunden wirklich brauchen und Wege finden, wie sie ihre Aufträge schnell und einfach übermitteln können. Sprachsteuerung, Gesten und Simplifizierung sind wichtige Werkzeuge dafür.

Welche Vorteile außerhalb der Kontoeröffnung über das Smartphone gibt es noch für Banken?

Wichtigste Funktion ist sicherlich die Kontostands-Meldung. Aber auch Cross-Selling Möglichkeiten durch die Push-Funktion sind sicherlich möglich.

FinTechs machen sich gerade daran, Banken abzuschaffen. Welche Rolle werden FinTechs Ihrer Meinung nach in Zukunft innerhalb der Bankenbranche spielen?

Abgeschafft werden die traditionellen Banken durch FinTechs sicher nicht, aber sie zeigen den richtigen Weg. FinTechs sind wichtig, um Innovationen voran zu treiben und erleichtern den Umgang mit Banken, beispielsweise über Smartphones. Aber auch neue Produkte und Funktionen hätte es mit traditionellen Banken so nicht gegeben, wie den Vergleich von Festgeld-Konten, einfache Überweisungsmöglichkeiten zwischen Freunden oder die Kontonummer mit einer E-Mail-Adresse zu ersetzen. Außerdem bieten sie dem Kunden oftmals günstige Alternativen, da sich der Wettbewerb intensiviert und vieles kostenlos angeboten wird. Spannend bleibt, wie FinTechs langfristig Geld verdienen wollen, denn das fällt den traditionellen Banken ja bereits sehr schwer.

Eine regional aufgestellte Bank handelt anders als eine international ausgerichtete. Wo sehen Sie Unterschiede?

Abgesehen von den Unterschieden, glaube ich nicht, dass es noch lange regionale Banken geben wird. Der Wettbewerb ist einfach zu stark und die Vertriebskosten für regionale Banken zu hoch. Diese Banken müssen in Zukunft noch deutlicher aufzeigen können, was Ihre Vorteile in der persönlichen Betreuung sind und die damit verbundenen Kosten auch decken können. Zudem laufen Neukunden auch nicht mehr einfach so durch die Filial-Tür. Sie wollen online und im TV geworben werden und die besten Bankdienstleistungen vorzugsweise kostenlos erhalten. Da sind (inter)national ausgerichtete Großbanken aktuell einfach besser aufgestellt.

Das Gespräch führte Julian Achleitner

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