Im Jahr 2025 „bleibt alles anders“ – dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man die aktuellen Prognosen für das neue Jahr verfolgt. Nicht nur die Ergebnisse der US-Wahl und die Sorge, was eine erneute Präsidentschaft Trumps für Europa und die Welt bedeuten, bringen alte Herausforderungen in neuem Gewand. Auch die deutsche Finanzbranche erwartet im nächsten Jahr vor allem bekannte Themen, die neue Dringlichkeit gewonnen haben.
Denn regulatorisch beginnt 2025 mit einem Doppelschlag: Am 9. Januar treten die ersten Pflichten der Instant-Payments-Verordnung in Kraft, die Echtzeitzahlungen für alle Banken verpflichtend macht, und am 17. Januar greift die DORA-Verordnung, die strengere Anforderungen an die IT-Resilienz von Banken stellt. Diese Anforderungen erhöhen den bereits hohen Compliance-Druck in Finanzinstituten immens. Für die Umsetzung der Verification of Payee (VoP), dem Echtzeit-Abgleich von Name und IBAN des Zahlungsempfängers, haben Banken nur noch bis Oktober 2025 Zeit. Dabei gibt es besonders hier noch große Unsicherheiten bezüglich der Auslegung des Gesetzgebers sowie Zweifel, ob die Datenqualität der Banken für einen solchen Prozess
überhaupt ausreicht.
Darüber hinaus steht die Branche vor einer weiteren bedeutenden regulatorischen Neuerung: der MiCA-Verordnung (Markets in Crypto-Assets), die ab diesem Jahr in Kraft tritt. Diese wird die Aufsicht über den Markt für Kryptowährungen in der EU erheblich verändern und europäischen Banken den Einstieg in den Kryptomarkt erleichtern. Die Regulierung kommt zu einem passenden Zeitpunkt, denn der Preis von Bitcoins hat sich im letzten Jahr erneut mehr als verdoppelt. Beflügelt wurde diese Kursrallye vor allem durch die Ankündigung Donald Trumps, den Handel mit Kryptowährungen in seiner Amtszeit zu deregulieren. Trotz der neuen regulatorischen Sicherheit durch die MiCA-Verordnung geben sich viele deutsche Banken aber weiterhin zögerlich. Die Sparkassen etwa haben sich nach einer Überprüfung ihrer Krypto-Strategie für 2025 erneut gegen einen Einstieg in den Handel mit Kryptowährungen entschieden.
Mit dem EU AI Act folgt eine weitere bedeutende Regulierung für die Finanzbranche. Das Gesetz, das im Februar in Kraft tritt, verfolgt einen risikobasierten Ansatz und setzt klare Regelungen und Standards für den Einsatz von KI-Systemen. Vor allem das Risikomanagement von Banken wird dadurch vor Herausforderungen gestellt und könnte den Einsatz von KI deutlich ressourcenaufwändiger machen. Wie die MiCA-Verordnung schafft der EU AI Act Sicherheit für die Finanzbranche, er könnte die Banken aber auch durch die zusätzlichen Kosten und Haftungsverpflichtungen davon abschrecken, verstärkt in Künstliche Intelligenz zu investieren. Das ist bedenklich, denn deutsche Banken liegen, laut einer Studie des KI-Anbieters Snowflake über den KI-Einsatz bei den 50 größten Banken, heute schon nur im hinteren Mittelfeld.
Die kommenden Regulierungen verdeutlichen die zunehmende Divergenz zwischen den USA und Europa: Während Trump in seiner zweiten Amtszeit voraussichtlich noch stärker auf Deregulierung setzen wird, verfolgt die EU weiterhin einen sicherheitsorientierten Kurs. Das darf aber nicht dazu führen, dass das alte Klischee „US innovates, China replicates and Europe regulates“ bestätigt wird. Denn ein zu starker Fokus auf Regulierungen könnte die Wettbewerbsfähigkeit untergraben und den Innovationsvorsprung der USA weiter vergrößern. Um dem entgegenzuwirken, muss die EU sicherstellen, dass ihre Regularien nicht nur Sicherheit garantieren, sondern auch Innovation ermöglichen. Eine gezielte Förderung neuer Technologien ist entscheidend, damit Europa im globalen Wettbewerb nicht abgehängt wird, sondern seine Stärke als innovativer UND sicherer Finanzstandort ausbauen kann. Gleichzeitig müssen Banken den Mut haben, diese Innovationen auch zu nutzen und verstärkt in neue Technologien zu investieren, um nicht nur mithalten zu können, sondern aktiv die Zukunft des Finanzmarktes mitzugestalten.
Dieser Beitrag wurde im Dezember 2024 verfasst.