Banken-Prognosse bis 2014 negativ

Gastartikel von Stefan Lamprecht, Senior Executive Manager bei Steria Mummert Consulting Finanzmarktkrise, drohende Staatspleiten, verschärfte Bankenregulierung, knallharter Wettbewerb: Die Stimmung bei den Banken in Deutschland ist auf einen neuen Tiefpunkt gesunken. 40 Prozent der Bankentscheider erwarten, dass die Branchenentwicklung bis 2014 noch hinter der Gesamtwirtschaft zurückbleiben wird. Weitere 30 Prozent trauen sich gar keine Prognose…


Gastartikel von Stefan Lamprecht, Senior Executive Manager bei Steria Mummert Consulting

Finanzmarktkrise, drohende Staatspleiten, verschärfte Bankenregulierung, knallharter Wettbewerb: Die Stimmung bei den Banken in Deutschland ist auf einen neuen Tiefpunkt gesunken. 40 Prozent der Bankentscheider erwarten, dass die Branchenentwicklung bis 2014 noch hinter der Gesamtwirtschaft zurückbleiben wird.
Weitere 30 Prozent trauen sich gar keine Prognose mehr zu, da sie die Entwicklung für unvorhersehbar halten, wie die Studie Branchenkompass 2011 Kreditinstitute von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut zeigt.

Als größte Herausforderung nennen Entscheider die schärfere Bankenregulierung: 95 Prozent der Institute sehen sich durch Verordnungen und gesetzliche Vorschriften unter Druck gesetzt. Dagegen bezeichnen nur 54 Prozent der Befragten die Finanz- und schuldenkrise und nur 37 Prozent Kreditrisiken als derzeit größte drängende Aufgabe. Für die Studie befragte Forsa im Juli 2011 Entscheider von 100 Kreditinstituten.

Aussicht im Firmenkundengeschäft besonders pessimistisch Noch nie fielen die Prognosen der Banken damit so düster aus in der Geschichte des Branchenkompasses, die bis 2002 zurückreicht. Institute mit Schwerpunkt Firmenkundengeschäft sind dabei besonders pessimistisch: 55 Prozent erwarten eine unterdurchschnittliche Entwicklung. Denn mit einer möglicherweise stagnierenden Konjunktur werden sich besonders die Geschäfte mit Unternehmen verlangsamen. Bei den Firmenkundenbanken schlagen auch die Folgen der Finanz- und Schuldenkrise sowie steigende Kreditrisiken stärker zu Buche als in der gesamten Branche. Gleiches gilt für die Bankenregulierung.

Basel III bremst Banken
Unter der Vielzahl von Verordnungen und Vorschriften bringt besonders die im vergangenen Dezember veröffentlichte vorläufige Endfassung von Basel III die Banken in Bedrängnis, erzwingt sie doch hohe Investitionen und Anpassungen. Bei den Firmenkundenbanken sehen hier 82 Prozent umfangreichen Handlungsbedarf.
Auch die Neufassung von MaRisk (BA) fordert die Banken massiv. 53 Prozent der Befragten planen für die erforderlichen Anpassungen im Risikomanagement hohe Investitionen. Unter den öffentlich-rechtlichen Instituten sind es sogar 69 Prozent.
Die dritte MaRisk-Novelle muss bis zum Ende dieses Jahres umgesetzt werden. Die Zeit drängt also. Noch immer nicht abgeschlossen ist ebenfalls die Umsetzung der Beratungsprotokolle in der Anlageberatung. Jede zweite Bank sieht hier noch hohen Anpassungs- und Investitionsbedarf. Dabei sind die Institute bereits seit Januar vergangenen Jahres verpflichtet, über jede Anlageberatung mit Privatkunden ein Protokoll anzufertigen.

Druck von branchenfremder Konkurrenz
Ein scharfer Wind weht der Branche auch durch den knallharten Wettbewerb ins Gesicht. Für 79 Prozent der Befragten ist der Wettbewerb die zweitgrößte Herausforderung nach dem Regulierungsdruck. Denn die Institute sehen sich unter Druck – nicht nur durch Konsumkredit- und Direktbanken, sondern zunehmend auch durch branchenfremde Konkurrenten.
Nearbanks wie Zahl- und Kreditkartenunternehmen sowie Nonbanks und neue Zahlungsdienstleister im Internet und Mobilfunk bieten Bankkunden mit innovativen Angeboten Mehrwerte. Die Institute wollen ihnen das Feld jedoch nicht kampflos überlassen. Sie konzentrieren sich deshalb gezielt auf ihre Bestandskunden. Zu ihnen liegen zahlreiche persönliche und Transaktionsdaten vor, die eine nutzergerechte Gestaltung und Vermarktung von Produkten ermöglichen.

Grafik von Steria Mummert Consulting & F.A.Z.-Institut – www.steria-mummert.de & www.faz-institut.de