Unwort des Jahres

Guten Morgen, heute ist Freitag, der 7. Januar 2011 ! Peitsche: EU Kommission macht Vorschlag zur Zwangsumwandlung von Senior Bank Debt in Aktienkapital Und: Auch in 2011 kein Anlegerinteresse für EWU Peripherie-Anleihen Zuckerbrot: Gute Konjunkturdaten machen Hoffnung auf einen starken US Arbeitsmarktbericht Die deutsche Bionadepolitik fördert den Pumpkapitalismus. Statt Basisgeld verlangen wir eine Beteiligung des…


Guten Morgen, heute ist Freitag, der 7. Januar 2011 !

  • Peitsche: EU Kommission macht Vorschlag zur Zwangsumwandlung von Senior Bank Debt in Aktienkapital
  • Und: Auch in 2011 kein Anlegerinteresse für EWU Peripherie-Anleihen
  • Zuckerbrot: Gute Konjunkturdaten machen Hoffnung auf einen starken US Arbeitsmarktbericht

Die deutsche Bionadepolitik fördert den Pumpkapitalismus. Statt Basisgeld verlangen wir eine Beteiligung des Arbeitnehmers an der Aufschwungdividende, sonst gehen wir schottern. Alternativlos ist jetzt eine Abflachung des Mittelstandsbauchs als Krisendividende für jede Deutsche Kartoffel. In der Sozialpolitik benötigen wir eine Graswurzelbewegung; Turbo-Einbürgerungen ohne Bleibeperspektive, wie von irgendwelchen Blumenkohlwolken-Onkels vorgeschlagen, sind absurd. Jede andere Politik fördert den Nützlichkeitsrassismus und führt letztendlich zu Spenden-Rassismus, worunter insbesondere die Schleierschlampen zu leiden hätten. In der EU-Politik muss eine schleichende Griechenlandisierung verhindert werden, sonst bleibt der Aufschwung eine Einjahres-Fliege.

Heute ist letzter Abgabetag für Vorschläge zum Unwort des Jahres. Der "Wutbürger" hat es zum "Wort des Jahres" geschafft, die obige fiktive "Ruck-Rede" enthält eine Reihe von Vorschlägen für das Unwort. Dieses ist regelmäßig durch seinen euphemistischen Charakter geprägt: Wie sag ich’s durch die Blume? Haben Sie noch einen Vorschlag? Dann senden Sie diesen schwupps an die Email-Adresse im cc. – und cc. bitte an mich.

Für das Jahr 2011 bietet sich als erster Vorschlag vielleicht Krüppel-Klöppel an, nachdem im Kölner Dom der 24 Tonnen schwere "Dicke Pitter" abgestürzt ist und das Kirchengeläut vorerst ohne tiefes ‚C‘ auskommen muss. Im Moment des Klöppelniedergangs fühlten sich auch die Finanzmärkte wie von einem Hammer getroffen: Die Europäische Kommission hat einmal mehr Vorschläge zur langfristigen Stabilisierung des Finanzsystems unterbreitet. In dem gestern veröffentlichten Diskussionspapier heißt es, den Aufsichtsbehörden solle die Befugnis erteilt werden, vorrangige Bankschulden ("Senior Debt") zwangsweise abzuschreiben oder in Aktienkapital umzuwandeln. (Der Vorschlag bezieht sich explizit nicht auf bereits heute ausstehende Anleihen!) Nach einer ersten Einschätzung unserer Kreditanalysten ist dies langfristig betrachtet ein diskussionswürdiger Vorschlag. Aber wie es mit derlei Ideen halt immer so ist: kurzfristig erhöhen Sie regelmäßig die Unsicherheit im Markt: Welche Auswirkungen hätte diese Maßnahme auf die Kosten der Eigen- und Fremdkapitalbeschaffung? Welches Institut könnte – insbesondere unter Hinzurechnung der Basel-III Vorschriften – dadurch überfordert sein? Dem Marktsentiment war der Vorschlag zur Abflachung des Fremdkapitalbauchs gestern jedenfalls nicht zuträglich.

Hauptstimmungstreiber bleibt jedoch die Schuldenkrise in Europa. Vorgestern hatte ich an dieser Stelle betont, dass der bisherige Handelsverlauf in 2011 wenig Rückschlüsse auf wahrscheinliche mittelfristige Tendenzen zulässt – weder im Zins-, noch im Währungs-, Aktien- oder Rohstoffbereich. Aber eines können wir nach vier Handelstagen, denke ich, zweifelsfrei konstatieren: Es hat kein Run auf EWU Peripherie-Bonds eingesetzt. Es gibt eigentlich nur zwei wichtige Käufer: die EZB und China. Alle anderen Anleger halten sich zurück oder verkaufen sogar.

Der EU-Vorschlag und – teilweise damit zusammenhängend – eine spürbare Ausweitung der Renditeaufschläge von Peripherie-Bonds haben den Euro gegenüber den US Dollar auf unter 1,30 sacken lassen (aktuell: 1,2988). Eine Reihe positiver Konjunkturdaten aus den USA haben den Dollar zusätzlich gestützt. Ich bekomme sogar den Eindruck, dass die plötzliche Dollar-Stärke hauptursächlich ist für die Kurskorrektur in den Rohstoffmärkten.

Das Asset-Schottern (= planloses Herumwerfen mit Wertpapieren auf dem Börsenparkett) dürfte sich heute fortsetzen: wir bekommen den US Arbeitsmarktbericht. Der ADP-Report vom Mittwoch (+297k) suggeriert ein sehr hohes Plus in der NFP-Zahl für Dezember (eine britische Bank bringt den Wert 580.000 ins Spiel…). Diese Erwartung wiederum erhöht das Enttäuschungspotenzial unter den Anlegern. Ich schlage vor, wir verzichten fortan auf die Veröffentlichung von US Arbeitsmarktdaten. Viele halten diesen Vorschlag für absurd – ich halte ihn für alternativlos

—-
Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
—-

 

Kornelius Purps
Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research

kornelius.purps@unicreditgroup.de

Kornelius Purps Corporate & Investment Banking
UniCredit Bank AG

www.unicreditgroup.eu

 

Foto von 4×6 – www.istockphoto.de
Foto Purps und Logo UniCredit Bank von UniCredit Bank AG