Das Westfalen-Blatt mit einem Kommentar zur Chefsuche bei der Deutschen Bank.
Der Chef der Deutschen Bank muss kein Deutscher sein. Das ist bewiesen. Josef Ackermann ist Schweizer. Aber kann der Vorstandsvorsitzende ein Inder sein? Die Deutsche Bank ist schließlich nicht irgendeine deutsche Bank. Wenn es um grundsätzliche und internationale Fragen geht, sucht die Bundeskanzlerin das Gespräch mit Ackermann – und nicht mit Commerzbank-Chef Martin Blessing. Dabei ist die Nummer 2 unter den deutschen Großbanken nach der Fusion mit der Dresdner sogar teilweise in Staatsbesitz. Selbst die Sparkassen, vor Ort im Lokalen in der Hauptrolle, stehen bei Merkel erst in der zweiten Reihe: Seit die Krise die Landesbanken erfasst hat, sind sie international kaum verdrahtet. Wird sich die Kanzlerin mit dem künftigen Chef der Deutschen Bank auf Englisch unterhalten? Die Frage stellt sich neuerdings.
Nach dem Ausfall von Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber, der es vorzieht, zur Schweizer Großbank UBS zu wechseln, gilt Anshu Jain als der logische Nachfolger Ackermanns. Seine Geburtsstadt Jaipur ist in Indien als »Pink City« bekannt. Und wie durch eine rosa Brille strahlt die Karriere Jains. Er steuert als Investmentbanker mit seinen London-Boys Milliarden zum Deutsche-Bank-Gewinn bei. 2005 waren es grob gerechnet 50 Prozent des Gesamtertrags. Sogar in der Krise erwirtschaftete das Investment-Banking, von einem einzigen Quartal abgesehen, durchgängig gute Gewinne. Anshu Jain ist zudem das mit Abstand profilierteste Vorstandsmitglied der Deutschen Bank. Kommt er nicht zum Zug, ist die Gefahr, dass er mit seiner Mannschaft einen neuen Arbeitgeber suchen wird, groß. In diesem Fall aber hätte der Manager, der an seiner Stelle den Vorstandsvorsitz übernimmt, womöglich von Anfang an ein Renditeproblem. Gegen Anshu Jain spricht, dass ein ausgezeichneter Flügelstürmer noch lange kein guter Kapitän sein muss. Niemand weiß es besser als Ackermann, welche großen Fettnäpfchen auf einen Ausländer an der Spitze der Deutschen Bank warten.
Wie viel mehr Fallstricke muss ein Nichteuropäer fürchten, der erst noch die deutsche Sprache erlernen muss? Hat er beispielsweise eine Vorstellung und ein Verständnis dafür, was mittelständische Unternehmer oder gar die Kunden der Deutsche-Bank-Tochter Postbank an Service und Hilfe erwarten? Trotzdem führt an Jain kein Weg vorbei. Nachdem der Aufsichtsrat der Deutschen Bank die Führungsfrage so lange schleifen ließ, ist am Ende wohl eine Doppelspitze die beste Lösung. Sie ist ungewohnt, aber nicht unmöglich. Bei einer Doppelspitze hätte der Deutschland-Chef des Instituts, Jürgen Fitschen, gute Aussichten. Er ist nicht nur weitblickend und bodenständig, sondern auch in der Bank und bei den Kunden gut vernetzt. Er hat, was Jain fehlt. Sein Gespür für die Fragen und Sorgen des Mittelstandes können alle ostwestfälischen Unternehmer bestätigen, die ihn regelmäßig als Redner bei den Jahresempfängen des Instituts in Bielefeld erlebt haben.
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Foto von mattjeacock – www.istpckphoto.com
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