Compliance-Paranoia in deutschen Banken?

Eine Überlegung.


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Ältere Semester können sich vielleicht noch daran erinnern, dass es früher Usus war, mit potentiellen Geschäftspartnern gemeinsam zu essen, zur Jagd zu gehen, ein Fußballspiel zu besuchen und dergleichen mehr. Compliance war in diesem Kontext fast unbekannt. Heute dagegen, o tempora o mores, sieht es anders aus. Ist es besser geworden? Eher strenger. Aber die Situation hat sich auch geändert: Wer schreibt seine Rechnungen heute noch auf der Schreibmaschine oder wer ruft seine Sekretärin noch zum stenographischen Diktat in sein Büro? Wohl eher nur Nostalgiker oder Leute, die seit der Einführung des Commodore 64 IT-Fortbildungen konsequent verweigern.

Stellt sich nur die Frage, wer solche Banker einstellt. Wahrscheinlich niemand, weil der Compliance-Officer von seinem Veto Gebrauch macht. Hat er denn ein Veto? In solchen Fällen hätte er eines. Denn Compliance – so sagen viele – ist überall. Und was soll der verzweifelte, mit schwitzenden Händen erscheinende Bewerber machen? Den Compliance-Officer zum Essen einladen? Keine gute Idee.

Vielleicht denkt er sich gewitzt: „Gehe ich doch einfach zu einer Versicherung.“ Nun, wir sind nicht die Redaktion der INSURANCENEWS, aber soviel sei gesagt: Versicherungen haben die letzten Dekaden nicht geschlafen und eine allgegenwärtige Compliance-Philosophie in ihrer Branche implementiert, um dem dolosen Wirken von spitzbübischen Halunken einen Riegel vorzuschieben.

Wer also will, dass Banken das Geld der Kunden für allerlei frivole Belustigungen des eigenen Vorstands ausgeben, dem ist die Compliance ein Dorn im Auge und überflüssiger Schnickschnack. Gibt es sie, die Compliance-Paranoia? Das Schreckgespenst, das hinter jedem Vorhang in Fünf-Sterne-Restaurants lauert, um dem Kollegen den Spaß zu verderben, bevor dieser ein lukratives Geschäft abschließt. Wir glauben: „Nein!“

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