Das endlose Märchen vom ultimativen Schnäppchen

Wie der Glaube an unbegrenzten Rabatt den Verstand von Menschen verstummen lassen kann und warum das die Arbeitsplätze von Geldwäschebeauftragten sichern kann.


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Heute machen Sie pünktlich Feierabend, Ihr Toaster ist kaputt und Sie wollen noch in den nächstgelegenen Elektronikfachmarkt, um einen neuen zu kaufen. Als Sie auf die Abteilung mit den Haushaltsgeräten zusteuern, bleibt Ihnen fast das Herz stehen. Denn da steht, wunderbar auf einem attraktiven Platz präsentiert, genau das Smartphone (brandneu auf dem Markt), das Sie so gerne haben wollen, das Ihnen aber einfach zu teuer ist, um es mal eben so zu kaufen. Und neben dem Handy steht ein Schild: „Heute 60 Prozent Rabatt“. Sie vergessen den Toaster, schnappen sich dieses Handy, zücken an der Kasse die Kreditkarte und schon gehört es Ihnen.

Kunden veranlassen Überweisungsrückrufe und sind unglücklich, wenn wir Geld nicht zurückschaffen können

Diese Geschichte ist ein Märchen. Auch das nächste iPhone, das auf den Markt kommt, wird nicht sofort mit 60 Prozent Rabatt verkauft werden. Und wenn Ihr Arbeitskollege behaupten würde, er hätte die 60 Prozent Rabatt bekommen, dann würden Sie es wohl nicht glauben – ich täte es definitiv nicht.

Aber an genau dieses Märchen glauben jeden Tag viele Menschen, die im Internet auf das Schnäppchen ihres Lebens stoßen. Immer wieder werden unsere Kollegen angesprochen, weil ein Kunde im Internet Dinge gekauft hat, in der Regel zu einem unschlagbaren Preis, im Voraus mit einer Überweisung bezahlt hat und sich dann wundert, dass die Ware nicht geliefert wird.

Mag das Angebot noch so unsinnig sein: Sobald das Angebot nur billig genug ist, scheint bei einigen Menschen der Verstand ausgeschaltet zu sein. Gerne erinnere ich mich an den langjährigen Kunden unseres Hauses, der in einem Fake-Shop Gold gekauft hat: „Heute Goldbarren mit 10 Prozent Rabatt“, und sich dann gewundert hat, dass kein Paket angekommen ist.

Was hat das alles mit unserer Sparkasse zu tun? Unsere geschädigten Kunden veranlassen Überweisungsrückrufe und sind unglücklich (manchmal auch zornig), wenn wir das Geld nicht zurückbeschaffen können. Wir haben immer wieder Kunden, die auf diese Art und Weise andere Menschen betrügen, wir sperren Konten, sprechen Kündigungen aus, geben Verdachtsmeldungen ab und haben eine Menge Arbeit und jede Menge Ärger damit. Auch die Reputation einer Bank kann erheblich leiden, wenn es sich bei Betrügern herumspricht, dass man bei diesem oder jenem Institut leichtes Spiel hat, an ein Konto für üble Zwecke zu kommen. Gegenmittel gibt es nur relativ wenige. Wir haben unsere Mitarbeiter sensibilisiert, darauf zu achten, ob auffällige Gutschriften eingehen. So können diese Information an die interne Betrugsprävention weitergegeben werden. Wir versuchen, auffällige Kontoumsätze über unser Research-System herauszufiltern, und wir gehen jedem Verdacht auf Betrug konsequent nach und trennen uns von Kunden, die unsere Konten für Betrug missbrauchen.

Es scheint in der menschlichen Natur zu liegen, zu glauben, dass es immer irgendwo das unglaubliche Sonderangebot gibt

Kennen Sie noch den Werbespruch: Geiz ist geil? Natürlich kennen Sie den und das, obwohl er nur in den Jahren von 2002 bis 2007 verwendet wurde. Es scheint fast in der menschlichen Natur zu liegen, zu glauben, dass es immer irgendwo das unglaubliche Sonderangebot gibt, das nur darauf wartet, von uns gefunden zu werden. Und so wird es auch weiterhin immer wieder Leute geben, die an das Märchen vom ultimativen Schnäppchen glauben und meinen Arbeitsplatz als Geldwäschebeauftragte damit sichern, dass der Glaube an den unbegrenzten Rabatt ihren Verstand verstummen lässt.