„We need banking but do we need banks anymore?“

Zugegeben, das Zitat von Bill Gates ist leicht abgeändert. Berühmte Leute haben schon immer große Dinge gesagt. wir erinnern uns an Walter Ulbrichts „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“ oder Christoph Daums „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“. Nun, 18 Jahre später, muss sich der reichste Mann der Welt…


Zugegeben, das Zitat von Bill Gates ist leicht abgeändert. Berühmte Leute haben schon immer große Dinge gesagt. wir erinnern uns an Walter Ulbrichts „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“ oder Christoph Daums „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“. Nun, 18 Jahre später, muss sich der reichste Mann der Welt die Frage gefallen lassen, ob er mit seiner Aussage nicht vielleicht auch über das Ziel hinausgeschossen ist.

Zwar gilt Deutschland gemein hin als ‚overbanked‘, aber ist dem wirklich so oder ist dies nicht vielmehr eine Schutzbehauptung, mit der die Banken ihre sinkenden Gewinnmargen zu erklären versuchen?

Wird Banken das Wasser abgegraben

Im Jahr 2009 gab es laut Bundesbank 2128 Geldinstitute in Deutschland, im Jahr 2012 waren es noch 2053. Noch deutlicher wird diese Statistik, wenn man sich auch das Filialgeschäft anschaut: Dort ist die Anzahl der Zweigstellen in Deutschland allein im Jahr 2012 um 3,8 % gesunken und lag damit bei 509 Bankfilialen pro 1 Million Einwohner. Allerdings belegt Deutschland damit im europäischen Vergleich (ø 527) nur einen Platz im Mittelfeld. Zum Vergleich: Italien kommt auf 567, Österreich auf 597 und Spanien gar auf 943 Filialen pro 1 Million Einwohner. Parallel zu dem Rückgang des Filialgeschäfts ist der Anteil der Onlinebanking-Nutzer in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2004 war es nur jeder vierte Deutsche der, zumindest manchmal, seine Bankgeschäfte online erledigte, im Jahr 2014 waren es schon 47 %. Aber auch hier liegt Deutschland hinter vergleichbaren Industriestaaten wie Frankreich oder Großbritannien zurück. Im selben Zeitraum stieg die Anzahl der bargeldlosen Transaktionen europaweit von ca. 51 Milliarden auf über 80 Milliarden. Und hier liegt Deutschland mit einem Zuwachs von lediglich 11 % in den Jahren 2006 – 2010 im europäischen Vergleich sogar nur auf einem der hinteren Plätze, lediglich vor Griechenland, Italien, Island und Österreich, aber weit hinter Frankreich, welches die Statistik mit Zuwächsen von 35 % angeführt. Und nun drängen mit PayPal, Google Wallet oder Apple Pay, um nur drei der ‚Platzhirsche‘ zu nennen, immer mehr Global Player mit schier unerschöpflichen Ressourcen auf diesen Markt und graben den Banken (angeblich) das Wasser ab – aber stimmt das denn?

Banken haben andere Aufgaben als Fintechs

In einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft gibt es zwei Aufgaben, die Geschäftsbanken primär zu erledigen haben: Erstens, die Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs sowie zweitens, die finanzielle Intermediation zwischen denen zu gewährleisten die Geld haben und denen, die es brauchen. Das umfasst sowohl die Mengen-, Fristen- als auch die Risikotransformation.

Können uns FinTechs diese Arbeit abnehmen?

Nein, das können und wollen diese Unternehmen meist nicht. Unabhängig davon stellt sich hier auch die Frage, ob wir unser Geld und unsere Daten so unbefangen mit Gesellschaften teilen wollen, die sich bewusst der deutschen Regulierung entziehen. Wer möchte schon PayPal in Luxemburg nach englischem Recht verklagen, nur um ein Beispiel zu nennen. Was diese Unternehmen vielmehr betreiben ist ‚cherry picking‘: mit viel Geld wird sich ein einfacher Prozess herausgesucht, analysiert, verbessert und auf den Markt gebracht. Scheitern stellt, ganz im Gegensatz zu den Banken, kein Problem dar, der Bessere setzt sich durch. Oder wem sagt heute noch die Firma Billpoint etwas? Das Bezahlsystem wurde 1998 gegründet und 1999 von eBay übernommen, welches im Oktober 2002 PayPal weichen musste.

Banken und Fintechs: Mehr Partner als Feinde

Vielleicht sollte unser Ziel sein, in dem Bereich ‚Nutzererfahrung‘ (neudeutsch: User Experience/ UX) enger zusammen zu arbeiten, um erstens voneinander zu lernen und zweitens unseren Einfluss auf die ‚freiwillige‘ Standardisierung der angebotenen Dienste nicht zu verlieren. Benutzten gestern noch fast alle Anbieter unterschiedliche NFC-Standards, so hat Apple mit seiner Entscheidung für das EMVco-Verfahren das Ende der Diskussion eingeleitet. Das erinnert ein wenig an den ‚Formatkrieg‘ der Videorecorder Anfang der 1980er Jahre, bei dem sich letztendlich das VHS-System der Firma JVC gegen BETAMAX und Video 2000 durchsetzen konnte.
Fazit

Warum darüber jammern, dass die großen IT-Unternehmen mit Ihren Erfindungen in unseren Markt drängen – sollten wir uns nicht lieber auf die Zusammenarbeit freuen? Denn wie schrieb doch bereits Sun Tzu vor 2500 Jahre in Die Kunst der Krieges: „Wenn Du einen Gegner nicht besiegen kannst […] dann schließe Dich ihm an!“

Bildnachweis: -slav- via istockphoto.de

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