Veränderungen im Zahlungsverkehr für Firmenkunden gestalten

Eine aktuelle Befragung der DZ BANK hat ergeben, dass die Digitalisierung bei Firmenkunden höchste Priorität hat. Basierend auf den Ergebnissen zeigt Bianca Krach auf, wie Banken den Bedarfen der Firmenkunden im Zahlungsverkehr mit einer ganzheitlichen Herangehensweise gerecht werden können.


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Der Zahlungsverkehr hat sich für viele Akteure der Finanzbranche zu einem attraktiven und ertragreichen Geschäftsfeld entwickelt. Neben den sich ergebenden Chancen ist auch eine zunehmende Dynamik zu verzeichnen – bedingt durch strukturelle Einflüsse wie Echtzeit-Überweisungen und die voranschreitende Digitalisierung. Die Transformation im Zahlungsverkehr geht dabei Hand in Hand mit regulatorischen Veränderungen.

Ab 2024 wird die EU-Regulierung Instant Payments (IP) eingeführt, die nicht nur das flächendeckende Angebot von Echtzeit-Überweisungen vorschreibt, sondern auch neue Sanktions-Screening-Mechanismen oder den IBAN-Name-Check. Banken unterliegen starken Veränderungen im Zahlungsverkehr, mit denen sie sich in den nächsten Jahren nachhaltig beschäftigen werden und worauf sie mit passenden Lösungen und Unterstützungsangeboten reagieren müssen. Eine Befragung der DZ BANK unterstreicht diese Trends und zeigt, dass Firmenkunden digitale Prozesse für mehr Effizienz fordern.

Befragung von Firmenkunden zeigt: mehr Digitalisierung gefordert

In der DZ BANK setzt man sich laufend mit den Herausforderungen im Zahlungsverkehr auseinander. Um die speziellen Bedarfe der Firmenkunden zu verstehen, hat die DZ BANK in diesem Jahr rund 25 Großkunden, von gehobenem Mittelstand bis hin zu multinationalen Konzernen, befragt. Dabei lag der Fokus auf den Themen Systemlandschaft, Prozesse sowie eBAM und eSignatur. Folgende wichtige Erkenntnisse aus Unternehmenssicht kamen dabei zutage:

Die Systemlandschaft der Unternehmen ist sehr relevant für eine Prozesseffizienz. Herausfordernd sind vorliegende heterogene und historisch gewachsene Systeme.

Unter den Befragten gab es keinen Firmenkunden, bei dem alle Prozesse ausschließlich über ein Enterprise Resource Planning (ERP)-System laufen. Vielmehr sind zusätzlich verschiedene Systemkategorien vorhanden.

Knapp 90 Prozent der befragten Firmenkunden verfügen über ein sogenanntes Treasury Management System (kurz: TMS), um den Überblick über die Finanzlage zu behalten sowie Zahlungsströme und Risiken bestmöglich zu steuern.

Die Forderungen nach Kostensenkung und Zeitersparnis durch digitalisierte und automatisierte Prozesse sind vehement. Banken ohne entsprechende Angebote, wie zum Beispiel die eBAM, zählen nicht zum „inneren Kreis“ der Firmenkunden.

Es finden sich bei Unternehmen drei „Parallelwelten“ mit Prozessen von manuell, digital bis automatisiert – teilweise bei ein- und demselben Kunden. Es gilt nun, die Bedarfe der Firmenkunden – insbesondere in Sachen Digitalisierung – umzusetzen. Dabei wäre ein entscheidender Schritt die Einrichtung der elektronischen Kontoverwaltung. Damit können Treasurer von Unternehmen sich wieder vermehrt ihren Kernaufgaben widmen. Dies bedeutet, Liquidität überwachen und die finanzielle Handlungsfähigkeit des Unternehmens jederzeit sicherzustellen.

eSignatur und eBAM zahlen auf Digitalisierungsbedarf ein

Ein hohes Potenzial zur administrativen Unterstützung und Effizienzsteigerung für Unternehmen im Zahlungsverkehr sind die eSignatur und eBAM. Bei einer eSignatur werden dem elektronischen Dokument elektronische Daten beigefügt, die die Identität des Unterzeichners und die Integrität des signierten Dokuments feststellen, wodurch digitalisierte Belege rechtssicher signiert werden können. Als Grundlage für modernes Kontenmanagement und somit die Weiterentwicklung von elektronisch signierten Dokumenten benötigt man den Austausch strukturierter Daten in standardisierten Nachrichtenformaten auf standardisierten Transportwegen.

Dann sprechen wir von eBAM. Im Kontolebenszyklus erleichtern digitalisierte Prozesse enorm. Ziel dabei ist – beginnend mit der Kontoeröffnung über die Änderung von Stammdaten, Berechtigungen oder auch Vollmachten bis hin zu einer Kontoschließung – alle Prozesse automatisiert und zeitsparend abwickeln zu können. Dies schließt auch Reporting-Möglichkeiten ein, die dem Unternehmen einen automatischen Datenabgleich in ihren Systemen ermöglichen. In diesem Zusammenhang sollte die Digitalisierung von Kontoleistungen auch ohne gesetzliche Grundlage möglich sein. Der Umsetzungsdruck steigt bei Banken durch den Digitalisierungsbedarf von Firmenkunden automatisch und Normierungen unterstützen ausreichend bei der Akzeptanz im Markt.

Ganzheitlichkeit im Firmenkundengeschäft

Gegenüber Firmenkunden stellt sich die DZ BANK generell mit einem ganzheitlichen Ansatz auf und übernimmt eine Vorreiterrolle bei Zahlungsverkehrsfragen und -lösungen. Dies gilt unter anderem mit erfolgreich verprobten Industrielösungen über Pay-Per-Use Modelle, der Konzeptionierung eines Giralgeld-Tokens oder bei der Vereinfachung und Digitalisierung von Rechnungsprozessen mit Request-to-Pay (kurz: RtP). Bei letzterem ist noch vor Jahresende ein Pilotprojekt gemeinsam mit einem genossenschaftlichen Partner gestartet, um 2024 erste Lösungen für Firmenkunden der Genossenschaftsbanken und der DZ BANK anbieten zu können. Auf dem Digitalisierungsweg stehen letztendlich auch die Themen eSignatur und eBAM, die für Effizienzpotenzial in Unternehmen sorgen und ganzheitliche Firmenkundenangebote ermöglichen. Der Anspruch ist, innovative Firmenkundenlösungen gemeinsam mit den Kunden umzusetzen und diese Grundeinstellung auch in jedes Kundengespräch mitzunehmen.

Bianca Krach

Tipp: Sie möchten gerne weitere Fachartikel aus der aktuellen BANKINGNEWS 297 lesen? Dann lesen Sie hier den aktuellen Leitartikel zum Thema DORA und warum sich die Banken mit den kommenden Regelungen zur Verbesserung der Informationssicherheit arrangiert haben.